Baumscheiben in der Lennéstraße "Privatinitiative wird mit Füßen getreten"

SÜDSTADT · Der Pflanzen-Streit zwischen dem Bonner Karlgerd Quink und der Stadtverwaltung geht in die letzte Runde. Jahrelang hatte der Rentner in Eigeninitiative und nach eigenen Vorstellungen städtische Beete an der Lennéstraße bepflanzt, um für ein schöneres Wohnumfeld zu sorgen.

Doch weil er sich den Vorgaben der Stadt nicht beugen wollte, sollen die Pflanzen wieder entfernt werden. Quink klagte dagegen und verlor. Jetzt hat das Amt für Stadtgrün begonnen, Pflanzen zu entfernen.

Die Aktion war den Anwohnern in der Lennéstraße mit einem Bürgerbrief angekündigt worden. Allerdings, teilt das Presseamt mit, würden nur giftige Gewächse und solche, die den Straßenverkehr beeinträchtigen, aus den Beeten entfernt. Die abtransportierten Pflanzen würden "fachgerecht eingelagert" und könnten von den Besitzern abgeholt werden, erklärte das Presseamt.

Darauf verzichtet das Ehepaar Quink - das Bepflanzen öffentlicher Beete haben sie aufgegeben. Das sei sehr traurig, sagt die Frau des Hobbygärtners, Heide Quink. Sie hätten viel Zuspruch in der Nachbarschaft erfahren.

"Die Kinder vom Kindergarten gegenüber haben sich immer wieder die Blümchen erklären lassen und die Beete mit gegossen." Ihr Mann habe auch tote Ratten und Hundedreck selbst beseitigt.

Für dieses Engagement war das Ehepaar Quink 2011 im Rahmen des Wettbewerbs "Grünes und blühendes Bonn" geehrt worden. "Der Oberbürgermeister hat uns sogar ermuntert weiterzumachen."

Umso bitterer schmeckt ihnen jetzt das Gerichtsurteil und das Verhalten der Stadt. Auch andere Anwohner bedauern das Entfernen der Baumscheibenbepflanzung und können es nicht verstehen. "Es ist nicht zu glauben, dass eine Privatinitiative so mit Füßen getreten wird", meint Gisela Schreiber.

Ein anderer Anwohner sieht es nüchterner: Man müsse das auch mit Fachkenntnis machen. Absprachen unter Anwohnern habe es aber nicht gegeben. "Hier wurde nicht das Miteinander gesucht." In einer Straße, die nach dem preußischen Gartenbaukünstler Peter Joseph Lenné benannt ist, sei das bedauerlich.

Die Stadt begründet ihre Maßnahme damit, dass sie als Eigentümerin der bepflanzen Flächen giftige und zu hoch wachsende Pflanzen entfernen und der Verkehrssicherheit Rechnung tragen müsse. Heide Quink sagt, ihr Mann habe schon vor Jahren giftigen Fingerhut aus den Beeten entfernt.

Im Bürgerbrief bedauert die Verwaltung die Maßnahme und wirbt zugleich für Grünpatenschaften (siehe unten). Aus dem Presseamt hieß es, die Baumscheiben würden demnächst von städtischer Seite neu bepflanzt.

Grünpatenschaften

Anwohner von Baumscheiben können das Amt für Stadtgrün kontaktieren und eine kostenlose Grünpatenschaft übernehmen - allerdings nach den Vorgaben der Stadt. In der Regel stellt sie die Bepflanzung, man kann die Beete nach Absprache auch selber gestalten. Ansprechpartnerin ist Petra Luhmer, Telefonnummer 0228/77 42 46, E-Mail: petra-lumher@bonn.de

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