Festspielhaus Postbeauftragter verlangt Entscheidung

BONN · Knapp vier Wochen vor der konstituierenden Sitzung des neuen Stadtrates wächst der Druck auf die Kommunalpolitiker, nach jahrelangen Diskussionen eine endgültige Entscheidung über das Beethoven-Festspielhaus zu treffen.

Knapp vier Wochen vor der konstituierenden Sitzung des neuen Rates wächst der Druck auf die Politiker, nach jahrelangen Diskussionen eine endgültige Entscheidung zum Beethoven-Festspielhaus zu fällen. Am 23. Juni wird die Stadtverwaltung einen Beschluss vorlegen, mit dem ein städtisches Areal südlich der Beethovenhalle als Baugrundstück zur Verfügung gestellt werden soll.

"Die Deutsche Post DHL ist zum zweiten Mal bereit, einen Architektenwettbewerb zu finanzieren", erklärte Stephan Eisel, der Vorsitzende der "Bürger für Beethoven". "Wer jetzt die notwendigen Beschlüsse verweigert, will das Festspielhaus nicht, schlägt Investitionen von über 100 Millionen vor allem des Bundes und privater Investoren in den Wind und blamiert die Beethovenstadt vor der ganzen Welt."

Monika Wulf-Mathies von den "Festspielhausfreunden" appellierte am Montagabend während einer Diskussion im Universitätsklub an den Rat, eine Entscheidung zu treffen, nachdem die Verwaltung ihre "Hausaufgaben im Baubereich" gemacht habe - gemeint waren Prüfungen rund um das geplante Baugrundstück. Von CDU, SPD, FDP und Bürger Bund Bonn (BBB) erwartet Wulf-Mathies, dass sie den Wahlkampfbekenntnissen zum Festspielhaus konkrete Beschlüsse im Rat folgen lassen.

"Wir werden zustimmen", kündigte der SPD-Parteivorsitzende Ernesto Harder gestern an. Da sich auch die anderen drei Fraktionen klar positioniert hätten, rechne er mit einer Mehrheit für die Grundstücksübertragung an die Festspielhaus-Bauherren. Auch der gerade wiedergewählte CDU-Fraktionschef Klaus-Peter Gilles zeigte sich gestern optimistisch. Er schränkte aber ein, die Stadtverwaltung müsse bis 23. Juni verbindlich sagen, welche Ausgaben der Kommune für die baureife Übergabe des Grundstücks an der Theaterstraße entstünden.

Laut Verwaltung sind das mit den Abrisskosten für ein Studentenwohnheim und einen Bunker rund 4,2 Millionen Euro. Das Land habe Fördermittel in Aussicht gestellt. Das will Gilles genauer wissen: "Wir verlangen konkrete Aussagen über die geführten Gespräche mit dem Land." Falls keine Fördergelder fließen, wolle er das Projekt "nicht ausschließen". Dann müsse die Stadt aber an anderer Stelle Geld einsparen - und zwar im Kulturbereich.

Gegenstimmen werden im Rat von Linkspartei und Grünen kommen, die erklärte Festspielhausgegner sind. Die Piratenpartei, mit zwei Sitzen im neuen Rat vertreten, schlägt einen Bürgerentscheid vor. Sie will die Bonner über die Frage abstimmen lassen, ob die Festspielhaus-Planungen gestoppt werden sollen, um sich ganz auf eine Sanierung der Beethovenhalle zu konzentrieren.

Im Kreis der "Festspielhausfreunde" hatte Hans-Dieter Petram, Projektbeauftragter der Post, am Montag mit Blick auf die Ratssitzung von der "letzten Chance" für das Festspielhaus gesprochen. Jede "Störung" gefährde den Zeitplan (siehe links). Nach einer Machbarkeitsstudie sind der Konzern und die Festspielhaus-Initiativen nun sicher, dass ein Konzerthaus auf dem Grundstück realisiert werden kann - wohl durch einen Tunnel mit der Beethovenhalle verbunden, um eine gemeinsame Nutzung zu ermöglichen. An den Baukosten, die die Post mit rund 70 Millionen Euro angibt, wollen sich der Festspielhaus-Förderverein um den IHK-Präsidenten Wolfgang Grießl und die Beethoventaler-Genossenschaft beteiligen. Für die spätere Betriebsstiftung hält der Bund 39 Millionen Euro bereit. Auch die Stadt müsste sich in Millionenhöhe am Betrieb beteiligen.

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