Getöteter Kommissar Julian Rolf in Bonn Polizist bricht sein Schweigen nach dem Todesschuss

Bonn · Der junge Polizist, aus dessen Dienstwaffe der tödliche Schuss im Polizeipräsidium fiel, hat sein Schweigen gebrochen. Der 22-Jährige ließ Polizei und Staatsanwaltschaft über seinen Anwalt eine schriftliche Aussage zukommen.

 Kollegen tragen in Endenich den Sarg des jungen Beamten.

Kollegen tragen in Endenich den Sarg des jungen Beamten.

Foto: Benjamin Westhoff

Der junge Polizist, aus dessen Dienstwaffe der tödliche Schuss im Polizeipräsidium fiel, hat sein Schweigen gebrochen. Der 22-Jährige ließ Polizei und Staatsanwaltschaft über seinen Anwalt eine schriftliche Aussage zukommen. Demnach hat eine Schrecksekunde zu dem tragischen Unglück im Keller des Polizeipräsidiums geführt.

Christoph Arnold, der Verteidiger des Beamten, bestätigte am Sonntag einen Bericht des Kölner Stadt-Anzeigers zur Aussage des 22-jährigen Bonners. Der Kommissar hatte am 26. November gemeinsam mit dem späteren Opfer Julian Rolf an einer Amokübung im Polizeipräsidium teilgenommen. Danach war ein Training auf der Schießanlage im Keller des Gebäudes geplant. Der Beamte holte seine Dienstwaffe Walther P99 aus dem Spind und machte sich auf den Weg. Die Umkleideräume befinden sich ebenfalls im Keller, mehrere Türen führen auf einen Gang. Nach GA-Informationen trat der 22-Jährige aus der hinteren Tür auf den Flur, kurz bevor der Schuss fiel.

Was dann geschah, schildert er in der schriftlichen Aussage so: Die Dienstwaffe sei nicht korrekt im Holster eingerastet. Er habe sie herausgezogen und zur Seite geneigt, um die Walther zu überprüfen. In diesem Moment habe ihn ein Geräusch erschreckt – ob es das Klappen einer der anderen Türen war, bleibt in seiner Einlassung unklar. Er habe erschrocken aufgeschaut, und in dieser Sekunde habe sich der Schuss gelöst, weil er versehentlich an den Abzug gekommen sei. Es befanden sich nach GA-Informationen mindestens drei weitere Polizisten auf dem Gang.

Einer davon war Julian Rolf, der etwa vier Meter entfernt stand, als die Waffe losging. Das Projektil traf ihn in den Hals. Kollegen leisteten dem 23-Jährigen erste Hilfe, versuchten, die Blutung zu stillen. Am 10. Dezember erlag Julian Rolf in einer Bonner Klinik seiner schweren Verletzung. Sein Tod hat nicht nur das Polizeipräsidium schwer erschüttert, wo auch sein Vater und seine Schwester Dienst tun: Am vergangenen Freitag nahmen rund 500 Menschen an der Trauerfeier in der Kirche St. Maria Magdalena in Endenich teil, darunter NRW-Innenminister Herbert Reul. Die Polizei veröffentliche in Absprache mit der Familie den vollständigen Namen des getöteten Beamten.

Die Kölner Polizei, die aus Neutralitätsgründen die Ermittlungen übernommen hat, muss nun klären, ob die Aussage des 22-Jährigen zum Spurenbild passt. Das versehentliche Abfeuern der P99 soll eigentlich durch eine besondere Konstruktion verhindert werden: Da die Waffe keinen Sicherungshebel hat, muss der Abzug beim ersten Schuss mit relativ großer Kraft betätigt werden. Der Beamte ist offenbar noch nicht bereit, sich auch persönlich vernehmen zu lassen. Er steht unter psychologischer Betreuung und ist krankgeschrieben.

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