"Aktionswoche gegen Graffiti" Polizei zeigt, worauf besorgte Eltern achten müssen

BONN · Ist das Kunst oder kann das weg? Bei illegalen Graffiti an Orten oder an Privatbesitz dürfte die Antwort eindeutig lauten: Am besten es entsteht erst gar nicht. Am Freitag eröffnete Oberbürgermeister Nimptsch zusammen mit Polizeipräsidentin Ursula Brohl-Sowa, Polizeioberrat Michael Mertens, Hans Rudolf Sangenstedt vom Verein Haus und Grund Bonn/Rhein-Sieg, und Bahnhofsvorsteher Bernhard Christ im Stadthaus eine Ausstellung zum Thema "Graffiti".

 Dicke Filzstifte und Skizzen: Im Jugendzimmer erläutert Mario Becker (von links) Rudolf Sangenstedt, Jürgen Nimptsch, Ursula Brohl-Sowa, Michael Mertens und Berhard Christ, woran Eltern erkennen könnten, dass ihre Kinder Grafitti zeichnen.

Dicke Filzstifte und Skizzen: Im Jugendzimmer erläutert Mario Becker (von links) Rudolf Sangenstedt, Jürgen Nimptsch, Ursula Brohl-Sowa, Michael Mertens und Berhard Christ, woran Eltern erkennen könnten, dass ihre Kinder Grafitti zeichnen.

Foto: Barbara Frommann

Sie gab den Startschuss zur "Aktionswoche gegen Graffiti". Bis Mittwoch können sich Hauseigentümer und interessierte Bürger in verschiedenen Veranstaltungen und Diskussionsrunden informieren. Farbspuren an den Schuhen oder an der Kleidung, Skizzenhefte oder dicke Filzstifte auf dem Schreibtisch seien Warnsignale, auf die Eltern bei ihren Kindern achten sollten, erklärte Mario Becker.

Der Jugendkoordinator in der Abteilung Kriminalprävention der Bonner Polizei führte die Gäste durch das Jugendzimmer, ein zentraler Teil der Ausstellung. Auch auf Anzeichen, ob Kinder Cannabis konsumieren oder verkaufen, sollten Eltern achten. Das ging einer Besucherin zu weit. Sie warf den Organisatoren vor, sie würden Kinder systematisch kriminalisieren und das Thema in der Ausstellung einseitig behandeln.

"Nicht jeder der sprüht, kifft auch", stellte Becker klar, "aber die polizeiliche Erfahrung zeigt, es gibt einen Zusammenhang." Man wolle nicht die Eltern zu Gesetzeshütern machen, doch man brauche ihre Hilfe, um Kinder zu schützen. Die Ausstellung im Stadthaus-Foyer zeigt außerdem, wie Graffiti das Stadtbild verändern und welche Präventivmaßnahmen Hausbesitzer ergreifen können.

"Farbschmierereien verschandeln das Stadtbild", so Nimptsch klare Meinung. Sie hätten nicht nur ästhetische und finanzielle Folgen. Oftmals gingen Jugendliche ein hohes Gesundheitsrisiko ein, wenn sie an gefährlichen Orten sprühten. Jungen Menschen, die sich kreativ betätigen wollen, bot er an, nach Absprache mit der Stadt Stromkästen künstlerisch zu besprühen.

"Graffiti ist weder ein Kavaliersdelikt noch eine jugendliche Nachlässigkeit", sagte Brohl-Sowa. Den meisten jungen Tätern drohten Strafen wie Sozialstunden oder Arrest. Weitaus schlimmer: zivilrechtliche Forderungen könnten auf sie zu kommen. "Das kann bedeuten, dass sie teilweise hohen Schadensersatz zahlen müssen, was den Start ins Leben erheblich erschwert."

Ausstellung und Aktionswoche sind ein Projekt der Ordnungspartner "Gemeinsam gegen Graffiti". Dazu zählen das städtische Gebäudemanagement, die Polizei Bonn, die Bundespolizeidirektion Köln, die Deutsche Bahn, der Verein Haus und Grund und die Stadt Bonn. Die kann zu den Öffnungszeiten des Stadthauses besucht werden. Von Montag bis Mittwoch stehen jeweils zwischen 12 und 14 Uhr Vertreter von Polizei und Verwaltung Rede und Antwort.

Weitere Angebote der Aktionswoche

  • Montag, 15. Juli, 19 Uhr: Graffiti am Haus - was können Betroffene tun? Infoabend von Haus und Grund in der Stadthalle Bad Godesberg.
  • Dienstag und Mittwoch, 16./17. Juli, 12 bis 16 Uhr: Bürgerinfo auf Bahnsteig 1 des Bonner Hauptbahnhofs.
  • Mittwoch, 17. Juli, 18 Uhr: Experten diskutieren über Motivation der Sprayer, Ahndung und Prävention, Kunstmuseum Bonn.
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