Neue Prügelvorwürfe Polizei ermittelt erneut gegen Walid S.

Bonn · Die Polizei ermittelt wieder gegen Walid S., der im Fall Niklas Pöhler angeklagt war, aber freigesprochen wurde. Er soll Mitte Januar Polizisten angegriffen haben. Vorher hatte er angeblich in einem Schnellrestaurant randaliert.

Samstagnacht, 2.15 Uhr, die Straße Am Hof: Nach einem heiteren Abend in der Bonner Innenstadt sind vier junge Männer auf dem Heimweg. Vor dem Bonner Uni-Hauptgebäude begegnen sie drei weiteren Männern. Das Trio pöbelt sie an: Sie sollen „einen anderen Weg gehen“. Dann schlagen sie plötzlich zu. Einen 26-Jährigen treffen sie im Gesicht, er geht zu Boden und muss später ins Krankenhaus. Als ihm seine Freunde zu Hilfe eilen, werden sie attackiert und leicht verletzt. Passanten wählen den Notruf. Doch bevor der Streifenwagen eintrifft, sind die Schläger verschwunden. Obwohl die Täterbeschreibung dürftig ist, fallen den Beamten bei einer sofort eingeleiteten Fahndung zwei Verdächtige auf. Einer von ihnen ist ein 23 Jahre alter Bonner. Nach GA-Informationen handelt es sich um Walid S.

Dieses Detail der Auseinandersetzung hatte die Pressemeldung, die die Bonner Polizei am Montag verschickte, nicht enthalten. Walid S. war im Fall Niklas Pöhler als Haupttäter angeklagt, aber schließlich mangels Beweisen freigesprochen worden. Der 17-jährige Schüler aus Bad Breisig war im Mai 2016 an den Folgen einer Schlägerei in Bad Godesberg gestorben.

Keine Haftgründe

Es ist nicht das erste Mal in diesem Jahr, dass gegen Walid S. ermittelt wird. Schon am 12. Januar war er laut Polizeisprecher Robert Scholten der Behörde aufgefallen. Im McDonald's an der Poststraße soll er um 6.20 Uhr lautstark die Angestellten beleidigt haben – offenbar hatte ihm das Essen nicht gefallen. Er flüchtet, klettert über einen Zaun, wird aber schließlich von der Polizei gestellt. „Er leistete erheblichen Widerstand“, sagt Scholten. Walid S. verletzt einen Beamten, der anschließend im Krankenhaus behandelt werden muss.

Die Polizei nimmt den Angreifer fest, lässt ihn dann aber wieder frei. So wie auch am vergangenen Wochenende. „Nach Abschluss der ersten Ermittlungen durch die Kriminalwache wurde der Verdächtige in Abstimmung mit der Staatsanwaltschaft Bonn wieder entlassen, da keine Haftgründe vorlagen“, so Scholten zum neuerlichen Vorfall. Die Kriterien Flucht-, Verdunklungs- oder Wiederholungsgefahr trafen aus Sicht des Haftrichters nicht zu. Gleichzeitig bittet die Polizei Zeugen, die den Vorfall beobachtet haben oder Angaben zu den beiden noch Unbekannten machen können, sich unter 0228/150 zu melden.

Walid S. gilt als vorbestraft

Walid S. ist immer wieder durch Verwicklungen in Gewaltdelikte aufgefallen und hat schon eine Jugendstrafe von acht Monaten abgesessen. Im Falle einer Schlägerei vor einer Diskothek in Hennef im Dezember 2017 ist er vor Kurzem in erster Instanz zu einer Geldstrafe von 1000 Euro verurteilt worden. „Aber beide Seiten haben dagegen Berufung eingelegt“, sagt Staatsanwalt Sebastian Buß. Die Staatsanwaltschaft erachte die Strafe als zu niedrig, der Angeklagte bestreite die Vorwürfe. Walid S. soll einen Mann angepöbelt und verprügelt haben. Der Grund: Der Mann stand wohl zu nah an Walid S. Freundin.

Ein anderes Verfahren gegen ihn, in dem es um eine Schlägerei an der Godesberger Kurfürstenallee im Oktober 2017 geht, ist unterdessen eingestellt worden. Wegen gemeinschaftlicher gefährlicher Körperverletzung wurde gegen mehrere junge Männer ermittelt. Walid S. war daran aber nicht aktiv beteiligt und soll das Opfer nur bedroht haben. „Für eine Anklage waren die Vorwürfe nicht ausreichend“, so Buß.

Im Fall Niklas wird weiter ermittelt

Walid S. saß als Hauptverdächtiger im Fall Niklas zwölf Monate in U-Haft. Im Prozess, der mehrere Monate dauerte, bestritt er alle Vorwürfe. Das Jugendschwurgericht sprach ihn vom Vorwurf der Körperverletzung mit Todesfolge frei, weil die Beweise nicht reichten.

Walid S. kam dennoch nicht ungestraft davon: Das Gericht verurteilte ihn wegen einer am 30. April 2016 begangenen Gewalttat zu einer achtmonatigen Jugendstrafe, die allerdings durch die im Fall Niklas abgesessene Untersuchungshaft abgegolten war.

Weil der Tod des Jugendlichen noch immer nicht aufgeklärt ist, ermitteln die Behörden weiter.

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