Internet als kontaktlose Alternative Polizei Bonn setzt in der Corona-Krise auf Online-Anzeigen

Bad Godesberg · In Coronazeiten ist nicht nur für die Bad Godesberger Polizei das Internet eine Alternative. Die Godesberger Wache ist wie alle anderen in Bonn aber weiter rund um die Uhr für die Bürger geöffnet.

Auf dem Tresen wartet das Desinfektionsmittel. Wachleiter Ralf Rheidt zeigt, wie die Bürger es richtig anwenden können.

Auf dem Tresen wartet das Desinfektionsmittel. Wachleiter Ralf Rheidt zeigt, wie die Bürger es richtig anwenden können.

Foto: Axel Vogel

Es ist in der Corona-Krise das erklärte Ziel, den (physischen) Kontakt zu Menschen außerhalb der eigenen vier Wände auf das notwendige Maß zu reduzieren. Das hat Einfluss auf diverse Aktivitäten, die vor der Krise als selbstverständlich galten. In vielen Supermärkten gibt es eine Einlassbeschränkung. Gruppen von mehr als zwei Personen sind – außerhalb der Familie – tabu. Doch es gibt Bereiche, bei denen ein Kontaktverbot nur schwer (oder gar nicht) umgesetzt werden kann. So zum Beispiel in der Polizeiwache in Bad Godesberg.

Wer bisher eine Anzeige aufgeben wollte, konnte dies ganz einfach an der Zeppelinstraße tun. Das geht zwar nach wie vor, betont Sprecher Simon Rott. Generell aber sei es hilfreich, so der Rat des Innenministeriums, wenn Bürger „unsere Internet-Wache und die Online-Anzeige nutzen würden“. Anzeigen könnten aber auch per Telefon, per Post oder eben auf der Wache erstattet werden. In Bad Godesberg – und den anderen Bonner Wachen – geht dies in Corona-Zeiten meist nicht im direkten Gespräch, sondern schriftlich. Dafür bekommt der Bürger einen entsprechenden Vordruck, den er ausfüllen muss - in einem anderen Raum. Im Anschluss ist die Polizei am Zug. Die Beamten teilen dem Anzeigenerstatter die Vorgangsnummer mit und leiten alles Weitere in die Wege.

Ein Beispiel: Herr M. beleidigt seinen Nachbarn, der daraufhin Anzeige bei der Polizei erstattet. Die Beamten bearbeiten den Fall und fordern Herrn M. dazu auf, sich zu den Vorwürfen zu äußern. Ebenfalls schriftlich. Das, so betont Rott, gelte natürlich nur bei Delikten, die keine Sofortmaßnahmen erfordern. Sprich: Intensivtäter und Co. werden anders behandelt.

Und was ist im täglichen Aufeinandertreffen mit Bürgern, zum Beispiel bei Beschwerden und Hilfeersuchen? „Die Wache ist rund um die Uhr geöffnet und somit immer erreichbar und begehbar“, so Rott. Hygiene ist das Stichwort. So steht auf dem Tresen ein Desinfektionsmittel. Extra für die Bürger. Diese seien „grundsätzlich verständnisvoll und sind bestrebt, möglichst vorsorglich mit ihrer Gesundheit umzugehen“, sagt der Sprecher.

Auch für potenzielle Straftäter ist derzeit einiges anders. So werden einige Vernehmungen telefonisch durchgeführt. Gegebenenfalls erhält der Verdächtige ein Formular, um schriftlich Stellung zu beziehen. „Andere Vernehmungen werden entweder verschoben oder bei zeitlicher Dringlichkeit genau geprüft, ob sie durchgeführt werden müssen“, erläutert Rott. Ist das der Fall, „ist Infektionshygiene oberstes Gebot“.

So wurde eigens ein „Vernehmungszimmer“ eingerichtet, in dem sowohl Hygienemaßnahmen durchgeführt können als auch der nötige Abstand eingehalten werden kann. Ist der Verdächtige dazu nicht bereit, wird die Vernehmung wahlweise abgebrochen oder überhaupt nicht durchgeführt. „Dies wird dokumentiert und der Staatsanwaltschaft mitgeteilt“, so der Polizeisprecher.

Doch nicht nur Bürger und Verdächtige, auch die Polizisten selbst müssen strenge Vorschriften befolgen. In der Bad Godesberger Wache werden, so Rott, „die geltenden Regeln des Bonner Polizeipräsidiums im Umgang mit Corona umgesetzt und eingehalten“. Soll heißen: Hustenetikette einhalten, regelmäßiges Händewaschen und Desinfizieren. Telefon- oder Videokonferenzen stehen hoch im Kurs. Wo diese technisch nicht möglich sind, wird Abstand gehalten.

Auch auf den Schichtdienst hat das Virus Einfluss. „Wir streben an, in absehbarer Zeit auf ein infektionsminderndes Schichtdienstmodell umzustellen“, so Rott. Ziel sei es, auch dann den Dienst aufrecht erhalten zu können, wenn sich vermehrt Polizisten mit dem Coronavirus infizieren. Genaueres könne man noch nicht sagen, denn: „Hierzu ist noch die Zustimmung des Innenministeriums erforderlich.“

Das äußert sich wie folgt: „Alles, was warten kann, muss warten. Ausbildung, Fortbildung, Dienstreisen – alles gestrichen“, so Innenminister Herbert Reul. Wer könne, solle Überstunden abbauen oder ins Home Office gehen. „Damit schonen wir Ressourcen und sind da, wenn es darauf ankommt.“ Schließlich würden auch Kapazitäten frei. Denn es gebe derzeit „keine Bundesliga, keine Demonstrationen, so gut wie keinen Verkehr auf den Straßen in NRW“.

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