Diebstähle aus Kraftfahrzeugen Polizei beobachtet sei Anfang des Jahres eine steigende Zahl

BONN · Die Täter brauchen nur Sekunden und haben es gezielt auf Airbags und Navis in hochwertigen Fahrzeugen abgesehen, die in Wohnstraßen geparkt sind. Seit Beginn des Jahres hat die Bonner Polizei eine Serie von Autoaufbrüchen in Bonn und der Region registriert, die alle nach ähnlichem Muster ablaufen.

 Eingeschlagene Scheibe, der Türöffner für Automarder.

Eingeschlagene Scheibe, der Türöffner für Automarder.

Foto: Axel Vogel

Erst am Donnerstag waren unbekannte Täter in Meckenheim unterwegs und brachen sechs Autos auf. Den Schaden beziffert die Polizei allein in diesem Fall auf 12 000 Euro. Die Ermittler gehen davon aus, dass es sich in aller Regel um professionelle Täter handelt, die "auf Bestellung" arbeiten.

Wie schnell und gezielt die Automarder vorgehen, musste ein 54-jähriger Bad Godesberger gleich doppelt erleben. Innerhalb von rund drei Monaten haben Unbekannte seinen neuen Mercedes Benz Kombi zweimal aufgebrochen und das Navi auf brachiale Art und Weise herausgerissen. Geparkt ist der Wagen die Nacht über stets vor seinem Haus im Villenviertel.

Zum ersten Mal kamen die Diebe in der Nacht am 27. Januar, schlugen die Heckscheibe ein und rissen einen großen Teil des Armaturenbretts aus der Verankerung, um an das Gerät zu gelangen. Schaden: rund 6000 Euro. Die Reparatur in der Werkstatt beglich die Versicherung.

Nur wenige Wochen später, in der Nacht zum 22. April, schlugen die Diebe, auch "Automarder" genannt, erneut zu. Wieder ging Schaden in die Tausende, wobei die Versicherung auch den übernehmen wird, "weil es sich um ein Firmenfahrzeug handelt", sagt der 54-Jährige. Was dem Mercedes-Fahrer passierte, ist aus Sicht der Bonner Polizei kein Einzelfall in der Region gewesen.

Seit Anfang des Jahres häuften sich Aufbrüche, die zum Teil gleich in Serie erfolgen. Zwischen dem 16. und 17. Januar wurden in Bornheim sechs Fälle bekannt, bei denen Unbekannte Autos aufgebrochen hatten. Aus vier Autos stahlen sie hochwertige Navigationsgeräte. Weiter ging es am 23. und 24. Januar mit sechs ähnlichen Aufbrüchen in Bad Honnef.

Dann kamen die Täter über den Rhein und entwendeten zwischen dem 24. und 27. Januar in Bad Godesberg aus mindestens vier Autos Navigationsgeräte, unter anderem auch aus dem Wagen der 54-Jährigen. Zwischen dem 20. und 24. Februar waren die Diebe in Godesberg und in der Bonner Südstadt unterwegs: Mindestens 19 Autos wurden laut Polizei aufgebrochen und dann die fest eingebauten Navigationssysteme gestohlen.

Zwar waren im vergangenen Jahr die Diebstähle aus Kraftfahrzeugen, worunter auch der statistisch nicht separat erfasste Diebstahl von Navigationsgeräten fällt, erneut stark rückläufig, erklärt Polizeisprecherin Daniela Lindemann. Genauer gesagt sanken 2013 die Taten ausweislich der Kriminalstatistik um rund 18 Prozent auf 3319 Delikte. "Das war der niedrigste Stand seit 14 Jahren", so Lindemann.

Fakt ist aber auch: "Im ersten Quartal 2014 haben wir einen Anstieg der Diebstähle aus Kraftfahrzeugen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum festgestellt." Genau Zahlen könne sie aber noch nicht nennen, da bei vielen Delikten die Ermittlungen noch laufen würden. Ziele der Automarder seien neben Navigationsgeräten aber auch Airbag-Systeme. Aus zurückliegenden Ermittlungsverfahren weiß die Polizei, dass vor allem hochwertige Fahrzeuge im Fokus der Langfinger stehen, die laut Lindemann in Wohnstraßen geparkt werden.

In Einzelfällen wurden auch Autohäuser aufgesucht und davor abgestellte Neufahrzeuge aufgebrochen. Bei den Tätern geht die Polizei davon aus, "dass wir es mit spezialisierten, auch überregional agierenden Tätern zu tun haben dürften".

Ein "professionelles Vorgehen" bescheinigten die Ermittler auch jenen Tätern, die den Wagen des 54-Jährigen in Bad Godesberg aufgebrochen hatten. Die Suche nach verwertbaren Spuren wie Fingerabdrücken blieb erfolglos. Die Täter hätten wohl Handschuhe getragen, glaubt der Geschädigte. Von daher hat er auch eher wenig Hoffnung, dass man den Automardern auf die Schliche kommt.

Polizeisprecherin Lindemann bestätigt, dass Diebstähle aus Kraftfahrzeugen generell schwer aufzuklären seien: "Die Täter brechen die Fahrzeuge in Sekundenschnelle auf, so dass das Entdeckungsrisiko durch Anwohner oder Passanten eher gering ist."

Zudem blieben bei der Tatausführung kaum Spuren zurück. Das schlägt sich auch in der Aufklärungsquote nieder: Nur in 10,2 Prozent der Diebstähle in diesem Bereich konnte die Polizei im Jahr 2013 Tatverdächtige ermitteln, 2012 lag die Aufklärungsquote mit 8,8 Prozent noch geringer.

Die Polizei rät

Um Diebstähle aus Kraftfahrzeugen zu verhindern, rät die Polizei, keine Tatanreize zu schaffen, etwa durch Wertgegenstände, die im Wagen aufbewahrt werden. Der Autobesitzer soll stattdessen zeigen, so der Rat der Präventionsexperten, "dass nichts zu holen ist". Besitzern von teuren Fahrzeugen legt die Polizei nahe, möglichst in einer Garage oder einem Carport zu parken.

Wenn der Wagen an einer Straße abgestellt wird, sollte auf eine gute Sicherung, etwa eine Alarmanlage, geachtet werden. In dem Fall empfiehlt es sich auch, die Nachbarn entsprechend zu informieren, damit die im Falle eines Alarms die Notrufnummer 110 wählen. Grundsätzlich legt die Polizei Bürgern ans Herz, bei verdächtigen Beobachtungen Alarm zu schlagen. Etwa wenn jemand parkende Fahrzeuge mit der Taschenlampe ableuchtet.

Vorsichtshalber sollten sich Autobesitzer Marke, Typ und Gerätenummer des Navigationsgerätes notiert haben, damit im Falle eines Diebstahls sofort Sachfahndungsmaßnahmen veranlasst werden können.

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