Areal an Bornheimer Straße Politik setzt bei Kurfürstenkarree in Bonn auf Konfrontation

Bonn · Wie geht es auf dem Kurfürstenkarreee an der Bornheimer Straße weiter? Die Linke will, dass die Verwaltung Entwicklungsziele für das Privatgrundstück definiert - und hat dafür eine Mehrheit gefunden. Das abschließende Wort hat jetzt jedoch der Stadtrat.

In der Franzstraße hat der Eigentümer des Kurfürstenkarrees ein Haus kürzlich abreißen lassen.

In der Franzstraße hat der Eigentümer des Kurfürstenkarrees ein Haus kürzlich abreißen lassen.

Foto: Benjamin Westhoff

In der Bonner Bezirksvertretung hat sich eine politische Mehrheit für einen Antrag der Linken zum Kurfürstenkarree an der Bornheimer Straße gefunden. Die Verwaltung soll für das Areal der ehemaligen Kurfürsten-Brauerei eine städtebauliche Entwicklungsmaßnahme nach Baugesetzbuch mit dem Ziel einleiten, dort Wohnungen und eine Kindertagesstätte errichten zu können. Über den Beschluss, den nun neben den Linken auch SPD, Piraten und Grüne unterstützten, hat allerdings abschließend der Stadtrat zu entscheiden, in dem andere Mehrheitsverhältnisse gelten als in der Bezirksvertretung.

Eigentümer des Areals ist seit mehr als zwei Jahrzehnten der Geschäftsführer des dort ansässigen IT-Unternehmens Hansen & Gieraths, Heinz-Hellmuth Hansen, der für eine Stellungnahme am Mittwoch nicht zu erreichen war. Nachdem Politiker jahrelang Anstoß daran genommen haben, dass die große Fläche in Innenstadtlage untergenutzt sei, hatte vor fünf Jahren ein Gespräch zwischen Hansen und dem damaligen Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch stattgefunden. Übereinkunft: Innerhalb von zwei bis drei Jahren sollten die Eckpunkte für einen möglichen Bebauungsplan mit Wohnungsnutzung und Erweiterungsflächen für die Gewerbeflächen gemeinsam erarbeitet werden.

Die Linke reagierte nun, nachdem der Zeitraum längst verstrichen ist, und noch keine Ideen vorliegen. Zum „Wohl der Allgemeinheit“ soll die Verwaltung nun also Entwicklungsziele definieren, sodenn der Stadtrat den Linken-Antrag ebenfalls beschließen sollte. Kerstin Hemminger von der Stadt hatte ausgeführt, dass es ob der vergleichsweise geringen Fläche rechtlich schwierig werden könnte, eine städtebauliche Entwicklungsmaßnahme durchzuführen. Möglich wäre unter Umständen eine im Baugesetzbuch vorgesehene Innenentwicklungsmaßnahme, das neue Gesetz sei aber noch nicht gültig.

Holger Schmidt von den Linken sieht „eine Chance, an der Stelle zu weiter zu kommen“. An der Ecke Franzstraße/Heerstraße sei der Bau von Wohnungen möglich. Da er beim weiteren Verfahren davon ausgeht, der Eigentümer werde den Klageweg beschreiten, sagte er: „Besser wäre immer noch eine gemeinsame Einigung.“ Hartwig Lohmeyer (Grüne) betonte, dass sich die Bemühungen, zu einem Ergebnis zu kommen, „sich nun schon über viele Jahre hinziehen“. Wolfgang Maiwaldt von der CDU erklärte hingegen, dass es ihm zu weit gehe, einen langjährigen Bonner Unternehmer so zu behandeln, zumal das Verfahren am Ende sogar in eine Enteignung von Flächen münden könnte. „Es ist auch nicht so, dass der Eigentümer nichts getan hätte.“ Es seien schließlich Mieter hinzugekommen. Der bessere Weg sei es, das Gespräch mit Hansen zu suchen. Er stünde schließlich auch im Wort, mit der Verwaltung eine Lösung suchen zu wollen.

Werner Vendel, Geschäftsführer des Getränke-Services Vendel und Mieter im Kurfürstenkarree, zeigte kein Verständnis für den Linken-Antrag. Auf dem Areal arbeiteten mehr als 300 Angestellte, alleine für seinen Betrieb seien es 35 Mitarbeiter, die Getränke an Kindergärten, Krankenhäuser und Seniorenheime lieferten, insgesamt an mehr als 23.000 Adressen. Hansen habe als Vermieter stets ein offenes Ohr. „Wir sind froh über diesen zentralen Standort, auch aus Gründen der Nachhaltigkeit.“

Er habe nichts gegen zusätzliche Wohnungen, aber Lärmbeschwerden seien bei weiteren Nachbarn nicht auszuschließen. Für ein Unding halte er es, dass der Denkmalschutz Hansen den Abriss zweier „Geisterhäuser“ an der Franzstraße verwehrt habe, weil sie in der Denkmalschutzliste gestanden haben. Kürzlich war ein drittes daneben liegendes Haus abgerissen worden. Hansen hatte ursprünglich den Abriss von drei Häusern angezeigt, um dort einen Neubau mit einer Mischung aus Wohnen, Gewerbe und Geschäften zu errichten.

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