Missbrauch in Bonn Physiotherapeut lockte Zwölfjährige in die Falle

Bonn · Mit in Schulen und an einer Haltestelle aufgehängten Plakaten suchte ein Bonner Physiotherapeut im April mit falschen Angeboten junge Opfer für seine pädophilen Neigungen. Eine Zwölfjährige fiel auf das Lockangebot herein und wurde von dem 54-Jährigen missbraucht.

Nun wurde er vom Amtsgericht verurteilt, wie dessen Sprecherin Gabriela Wester am Freitag mitteilte und erklärte: „Das war eine ganz perfide Methode, sich an Kinder heranzumachen.“

Und die sah so aus: Weit weg von seiner Wohnung in Bad Godesberg hängte der Therapeut die Aushänge in Tannenbusch in zwei Schulen und an der S-Bahnhaltestelle auf. Unter dem Äskulapstab, dem Zeichen der Heilberufe, stand: Er suche weibliche Fotomodelle zwischen zehn und 16 Jahren für die Bebilderung eines Artikels in einer Zeitschrift für Naturheilkunde.

Alle Fotos würden völlig anonym und ohne Gesicht abgedruckt. Fotografiert werde das Modell auf einer Liege vor und nach einer angenehmen Behandlung. Erforderlich seien etwa zehn Stunden, die Stunde werde mit 50 Euro honoriert. Unterschrieben hatte der Mann mit seinem echten Namen.

Zwölfjähriges Mädchen tappte in die Falle

Eine Zwölfjährige kontaktierte ihn, bekundete ihr Interesse und bat um seine Adresse. Doch die gab er ihr nicht, sondern bot ihr, sie an der Haltestelle Hochkreuzallee abzuholen.

Am 24. April fuhr das Mädchen mit der Bahn dorthin, wurde von ihm abgeholt und in seine in der Nähe gelegene Wohnung gebracht. Dort musste das Mädchen die Kleider ablegen, einen Stringtanga anziehen und sich auf die Behandlungsliege legen. Und während er das Kind in 16 Posen fotografierte, auszog und anfasste, befriedigte er seine Gelüste. Was das Mädchen nicht ahnte: Ohne ihr Wissen hatte er auch eine Videokamera aufgebaut, mit der er alles filmte.

Das Mädchen, dem das alles sehr unangenehm war, traute sich nicht wegzugehen. Als die Zwölfjährige wieder zu Hause war, berichtete sie schließlich ihrer Mutter, was passiert war. Die suchte die Haltestelle auf, wo ihre Tochter das Plakat gesehen hatte, fand jedoch nur noch einen Rest des Aushangs. Und mit dem ging sie zur Polizei.

54-Jähriger nach Hausdurchsuchung verhaftet

Beamte machten eine Hausdurchsuchung bei dem Physiotherapeuten, fanden die Fotos von dem Kind, den heimlich gedrehten Film, der den Missbrauch bewies, und darüber hinaus noch jede Menge pornografisches Material, allerdings mit Erwachsenen. Für zwei Monate kam der 54-Jährige in U-Haft, bevor er verschont wurde.

Nun vor dem Jugendschöffengericht legte er angesichts der drückenden Beweise ein Geständnis ab und wurde wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern und der Herstellung von kinderpornografischem Material zu 18 Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Außerdem muss er 1000 Euro an den Verein Zartbitter zahlen, eine Therapie machen und darf keine Frau unter 18 mehr in seine Wohnung lassen. Verstößt er gegen diese Auflagen, muss er die Strafe absitzen.

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