Bonner Selbsthilfegruppe für Liebeskummer „Pausenlos habe ich gegrübelt, warum es aus ist“

Bonn · Seit einem Jahr besteht die Selbsthilfegruppe „Liebeskummer“ im Margarete-Grundmann-Haus. Zwei Mal im Monat tauschen sich die Teilnehmer über ihre Gefühle aus und sind froh, mit ihren Gedanken nicht allein zu sein.

 Symbolfoto.

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Foto: picture alliance / Armin Weigel//Armin Weigel

„Pausenlos habe ich gegrübelt, warum es aus ist. Was ich tun kann, um sie zurückzugewinnen“, beschreibt Volker Peters (alle Namen sind geändert) den quälenden Zustand nach der Trennung von seiner Freundin. Zwei Jahre später rief der Bonner die Selbsthilfegruppe „Liebeskummer“ ins Leben.

Fast noch schlimmer erging es Dietmar: „Ich hatte Sorge, dass ich durchdrehe, mir etwas antue.“ Dann suchte er das Gespräch in einer Selbsthilfegruppe. Im Raum Düsseldorf hatte er jedoch kein Angebot gefunden. So kam er in Peters Gruppe. Obwohl das Margarete-Grundmann-Haus in Kessenich für ihn rund 70 Kilometer entfernt ist, versucht er seit September des letzten Jahres an den beiden Terminen im Monat teilnehmen zu können. An diesem Montagabend sind es fünf Männer und eine Frau.

Frederike ist zum zweiten Mal dabei. Bis vor drei Monaten hat sie 20 Jahre in einer Beziehung gelebt. „Ich habe zwar einen gut aufgestellten Freundeskreis, aber der Austausch mit Menschen, die eine ähnliche Erfahrung gemacht haben, ist etwas anderes“, sagt sie. Online-Chats oder der Kontakt in diversen Internet-Foren sind für sie keine Alternative zum „Face to Face“. Sie möchte nicht auf das Erkennen der Reaktionen eines Gegenübers verzichten. Das sei ein Geben und Nehmen. Es tue ihr gut, die Erfahrungen anderer zu hören. Zu erkennen, dass man nicht alleine ist. Zu wissen, wie andere damit umgehen. Was sie gelesen haben.

Peters sagt, er habe sehr viel gelesen. Manches auch mehrfach. Und es habe ihm geholfen. Auch wenn er zur Bewältigung seines Trennungsschmerzes mehr als ein Jahr gebraucht habe. Doch heute besitze er neues Selbstwertgefühl. In seiner akuten Phase hatte er sich vorgenommen, eine Selbsthilfegruppe zu gründen. Er hätte sie sich selbst sehr gewünscht. Der studierte Betriebswirt wollte damit anderen das geben, was ihm in den Monaten des Trennungsprozesses so sehr gefehlt hatte: Menschen an einen Tisch zu setzen, die in ihrem Liebeskummer die Möglichkeit bekommen, über ihre Gefühle zu reden.

 Der Gründer der Selbsthilfegruppe „Liebeskummer“ trifft sich bis zu zwei Mal im Monat mit Gleichgesinnten im Margarete-Grundmann-Haus.

Der Gründer der Selbsthilfegruppe „Liebeskummer“ trifft sich bis zu zwei Mal im Monat mit Gleichgesinnten im Margarete-Grundmann-Haus.

Foto: Stefan Hermes

„Mit Männern ist es schwer, über Gefühle zu reden“, machte er in seinem Freundeskreis die Erfahrung. Irgendwann wollten auch die besten Freunde nicht immer nur über seine Trennung sprechen. Doch für ihn gab es kein anderes Thema. Jeder lebe eben sein eigenes Leben. Viele seien angespannt im Beruf und suchten in ihrer Freizeit Entspannung. „Problemgespräche stehen da nicht an erster Stelle“, so Peters. Für viele, die es nicht kennen, sei Liebeskummer sowieso eher etwas Banales. „Einfach schnell was Neues finden und mich trösten lassen, die Sache abhaken und mich nicht so anstellen“, waren die meist gut gemeinten Ratschläge.

Eine Trennung habe doch auch gute Seiten, weil er nun das tun könne, was er wolle. Einige Männer, die in fester Beziehung lebten, träumten davon. Doch für Peters waren es Sätze, mit denen er nichts anfangen konnte. Lange Zeit wollte er nur das eine: Wieder mit seiner Freundin zusammenkommen. „Dass ich mich in einer schrecklichen Gefühlskrise befand, konnten die wenigsten verstehen.“ Es habe ein Jahr und drei Monate gebraucht, bis er diese Phase seines Lebens überstanden hatte. Doch dann machte er sein sich selbst gegebenes Versprechen wahr: Peters wandte sich an die Selbsthilfe-Kontaktstelle des Paritätischen, wo man ihn in seinem Vorhaben, einen Gesprächskreis für Menschen mit Trennungschmerzen ins Leben zu rufen, unterstützte.

Man organisierte ihm einen Raum und stellte sein Angebot online. Inzwischen gab es bereits 15 Treffen. Zunächst hatten sich 20 Menschen angemeldet. Zehn davon sind im Laufe der Monate tatsächlich gekommen. Einige davon mehrfach. Manche auch nur einmal. „Bei uns ist alles möglich“, sagt Peters, „wir reden einfach nur über das, was uns beschäftigt und uns geholfen hat.“

Die Treffen der Liebeskummer-Selbsthilfegruppe sind aufgrund der möglichen Ansteckungsgefahr mit Covid-19 vorerst ausgesetzt. Nach Aufhebung der Vorsichtsmaßnahme wird sich die Gruppe erneut jeden zweiten und vierten Montag im Monat von 19 bis 21 Uhr im Margarete-Grundmann-Haus in der Lotharstraße 95 treffen. Weitere Informationen und Anmeldung per Email unter liebeskummer2019@outlook.de.

Selbsthilfe Kontaktstelle Bonn, Lotharstraße 95, ☎ 02 28/94 93 33 17,
selbsthilfe-bonn@paritaet-nrw.org

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