Neue Tarifstruktur Parken in Bonn wird teurer

Bonn · Die City Parkraum GmbH bewirtschaftet einen Großteil der Parkhäuser in der Innenstadt. Sie hat gerade die Tarife verändert. Insbesondere Besucher, die länger in der Stadt bleiben, werden dabei preislich belohnt.

In den 1950er und 1960er Jahren legte die Stadt Bonn die Grundsteine für die Fußgängerzone in der Innenstadt. Sie gehört heute noch zu den größten zusammenhängenden Einkaufsmeilen ihrer Art in Europa. Alte Schwarz-Weiß-Fotos zeigen die tiefen Ausschachtungen auf dem Marktplatz, den Bau der dortigen Tiefgarage. In der Vorweihnachtszeit ist sie nach knapp einjähriger Kernsanierung für knapp sechs Millionen Euro wiedereröffnet worden. Auch unter dem Münsterplatz, dem Friedensplatz und anderen Bonner Straßenzügen verlaufen Parkanlagen, die der aufstrebenden Wirtschaftsnation das geben sollten, was sie brauchte: Eine praktische Unterstellmöglichkeit für ihr Statussymbol Nummer eins, das Auto. Und darüber die große Freiheit in Form einer Flaniermeile.

Bonn ist da kein Einzelfall. Nach dem Zweiten Weltkrieg setzten viele Großstädte auf das Prinzip einer beruhigten Einkaufszone. In Kassel entstand 1953 die erste Fußgängerzone Deutschlands nach ähnlichem Muster. Was Bonn und seine Parksituation betrifft, hat sich in der damaligen Zeit allerdings eine besondere Konstellation gebildet, die noch heute in Form der City Parkraum GmbH existiert. Sie betreibt insgesamt acht Parkanlagen in der Innenstadt und konnte 2016 etwa eine halbe Million Euro Gewinn erwirtschaften, von denen auch die Stadt anteilig profitiert.

Eigentümer der Gesellschaft sind die Stadtwerke Bonn und der Verein Parkgemeinschaft Bonn. Über Letzteren nehmen die Einzelhändler Einfluss auf die Preise fürs Parken. Es existiert also ein Korrektiv, das das Interesse verfolgt, Autofahrern ein verlockendes bezahlbares Angebot zu unterbreiten. Die privat geführten Häuser und Garagen in der City haben sich in der Vergangenheit meist an deren Tarifen orientiert. Insgesamt schätzt die Stadt die Zahl aller Stellplätze in den Parkhäusern auf rund 4400 Stück, auch wenn derzeit nicht alle zur Verfügung stehen.

Alle Infos zum Parken in Bonn finden Sie hier.

Preise werden unterm Strich erhöht

Die Bahnhofgarage ist wegen der Bebauung vor dem Hauptbahnhof mindestens bis Ende 2019 geschlossen, die Uni-Garage wird saniert. Der Parkplatz an der Maximilianstraße fällt für das Geschäfts- und Bürohaus Urban Soul gänzlich weg, dafür entsteht in den nächsten Jahren an der Rabinstraße ein Parkhaus mit knapp 300 Plätzen.

Mit dem Jahreswechsel hat die City Parkraum GmbH nun erstmals seit 2006 ihre Tarifstruktur verändert. Unterm Strich werden die Preise nach den umfangreichen Sanierungen mehrerer Liegenschaften in den vergangenen Jahren um einige Prozentpunkte erhöht. Es steckt aber noch eine weitere Überlegung dahinter. Im Gros der Garagen wird die erste Stunde teurer, doch die bisher steigenden Kosten der folgenden Stunden werden teilweise günstiger (siehe „Neue Tarife“). „Wir verfolgen das Ziel, die Menschen, die in die Stadt wollen, zu halten und nicht wieder herauszuprügeln“, sagt Geschäftsführer Rainer Schneider. Er hofft auf „eine entschleunigende Wirkung“. Der zweite Chef der GmbH, Dominik Barton, betont: „Für den Einzelhandel hat das Thema Parken eine wesentliche Bedeutung, denn die Ausstattung unserer Parkhäuser, die Lage und die Tarifstruktur tragen zur Attraktivität der Bonner Innenstadt bei.“

Im Beethoven-Parkhaus können Autofahrer weiterhin für einen Euro in der ersten Stunde parken, weil die Auslastung nicht so hoch ist wie beispielsweise in der beliebten Marktgarage. „Wir wollen dieses Parkhaus stärker ins Bewusstsein der Leute bringen“, erklärt Schneider. Er sei immer wieder erstaunt, wie Autofahrer an ihrer gewohnten Parkumgebung hängen. Nachdem die Marktgarage kürzlich geöffnet worden ist, habe er fast schon emotionale Mails erhalten, in denen sie die Freude über das Ende der Sanierung bekundeten. Für die aus dem Süden über die B 9 kommenden Stadtbesucher ist sie der am schnellsten erreichbare Parkraum. Das Beethoven-Parkhaus ein paar Hundert Meter weiter ist manchem schon zu weit weg.

App für das Smartphon

„Die gute Erreichbarkeit ist nicht nur für die Händler, sondern auch für die Bürger selbst von entscheidender Bedeutung, damit eine Stadt in Bewegung bleibt“, erklärt Jannis Vassiliou vom Einzelhandelsverband Bonn/Rhein-Sieg/ Euskirchen. Um diese zu gewährleisten und zu unterstützen, bietet City Parkraum auf der Internetseite www.bcp-bonn.de eine App für das Smartphone an, die freie Plätze anzeigt.

Bisher seien Versuche, die privaten Häuser in diese App mit aufzunehmen gescheitert. Für Schneider liegt in solchen digitalen Angeboten die Zukunft. „Das Beste wäre für den mobilen Bürger, wenn er auf eine hybride App zurückgreifen könnte“, findet er. In ihr müssten sämtliche Daten von öffentlichen Verkehrsbetrieben, Stauinformationen, Fahrkarten-, Sprit- und Parkgebühren zu einem Gesamtpaket zusammengeschnürt sein. Der Nutzer bekommt die Informationen als Alternativen serviert und kann eine persönliche Entscheidung treffen. Das ist noch Zukunftsmusik, auch wenn es schon mobile Apps gibt, die dem mobilen Bürger eine Hilfe sind.

Im Bonner Tiefbauamt will man im neuen Jahr mit den Planungen für eine Überarbeitung des Parkleitsystems beginnen. Der Planungsausschuss wird sich in seiner Sitzung im Januar mit der Freigabe von 1,5 Millionen Euro befassen. Das Ziel geht schon in die Richtung, die Schneider anklingen lässt. „Das Parkleitsystem soll neueste technische Entwicklungen wie zum Beispiel Handyparken oder Smart Parking berücksichtigen und die Möglichkeiten der Einbindung vorhandener Systeme wie mobil im Rheinland, Daten von Parkhausbetreibern sowie anderweitige Schnittstellen beinhalten“, teilte Stefanie Zießnitz vom städtischen Presseamt auf Nachfrage mit.

Zum Parken in der Innenstadt gehört auch öffentlicher Raum, den die Stadt selbst bewirtschaftet und der, politisch gewollt, teurer ist. In Citylage kostet die halbe Stunde auf der Stockenstraße oder an der Beet-hovenhalle 1,30 Euro. Die Gebührenpflicht hält Rainer Bohnet vom Verkehrsclub Bonn/Rhein-Sieg/ Ahr auch in den Bezirkszentren für dringend geboten. Am Parking Day hat der VCD zwei oberirdische Parkflächen zu „urbanen Zonen“ erklärt, um die Lebensqualität zu zeigen, die hinter zugeparkten Flächen stecken kann. „Wir sehen in Alt-, Nord- und Südstadt, wie ganze Straßen zugeparkt werden und sich das auf ganze Stadtviertel auswirkt“, sagt Bohnet. Gegen Tiefgaragen sei grundsätzlich nichts einzuwenden, aber der Straßenraum könne wesentlich schöner gestaltet werden, wenn er nicht voll mit Autos stehe.

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