Hilfe für Asien und Lateinamerika OroVerde kämpft von Bonn aus für Tropenwälder

Bonn · Dem tropischen Regenwald ist man in Kessenich ein entscheidendes Stück näher. Hier hat in einem unscheinbaren Geschäftshaus die Regenwaldstiftung OroVerde (grünes Gold) ihren Sitz.

 Schüler an Bonns Fünfter befassen sich mit einem Comicheft von Oro Verde mit den Folgen des Soja-Anbaus für den Regenwald.

Schüler an Bonns Fünfter befassen sich mit einem Comicheft von Oro Verde mit den Folgen des Soja-Anbaus für den Regenwald.

Foto: OroVerde

Im 30. Jahr nach ihrer Gründung ist die Umweltschutzorganisation OroVerde Jahrespartnerin der Stadt Bonn.

Was sind die Hauptaufgaben?

Die Aktivitäten konzentrieren sich auf zwei Bereiche: In Pilotprojekten vor Ort in Lateinamerika und Asien entwickeln die Mitarbeiter gemeinsam mit lokalen Partnerorganisationen oder -gruppen Lösungen, wie der Schutz der Wälder und eine nachhaltige Entwicklung sich gegenseitig befruchten können. Durch Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit in Deutschland fördert OroVerde andererseits das Verständnis für globale Zusammenhänge und vermittelt, was jeder Einzelne zum Schutz der Regenwälder beitragen kann. „Der Regenwald und seine Produkte sind in unserem Alltag schließlich fast überall vertreten“, sagt Geschäftsführer Volkhard Wille – vom Kakaopulver und dem Palmöl in Lebensmitteln bis zum Frühstücksbrettchen. Der Abbau von Rohstoffen wie Gold oder Coltan stelle die Existenz vieler Waldgebiete ebenso infrage wie der Hunger der Zellstoffindustrie.

Warum und für wen ist dieseArbeit wichtig?

„Für das Gesamtsystem Erde sind die Wälder eminent wichtig“, sagt Biologe Wille. 80 Prozent aller weltweiten Tier- und Pflanzenarten fänden sich dort. Und die Abholzung trage mehr als elf Prozent zum CO2-Anstieg und damit erheblich zur Klimaerwärmung bei. Auf Deutschlands Engagement werde dabei international besonders geschaut. „Wir haben eindeutig eine Vorbildfunktion“, glaubt Wille – auch beim Schutz der Wälder. Als private Organisation sei OroVerde dazu im Spannungsfeld von Umweltschutz und Entwicklungshilfe aktiv und fühle sich beiden Bereichen gleichermaßen verpflichtet.

Honiggewinnung und extensiver Kakaoanbau

Wo liegen aktuelleSchwerpunkte?Auf einer Insel im indonesischen West-Papua geht es um die Inwertsetzung der einheimischen Natur für die Bevölkerung. Dort haben prächtige Paradiesvögel und viele endemische Arten ihr Zuhause. OroVerde schafft mit lokalen Verbündeten die Voraussetzungen für Öko-Tourismus. „Lieber kommen ein paar zahlungskräftige Fotografen in die Wälder, als dass die Bauern mit Holzeinschlag eine schnelle Mark machen“, erklärt Wille. In Guatemala schützt die Stiftung Waldgebiete auf einer Fläche von 180.000 Hektar unter anderem mit Wald-Patrouillen gegen illegalen Holzeinschlag.

Aber auch hier geht es um alternative Einkommensquellen etwa durch Honiggewinnung oder extensiven Kakaoanbau. „Die Bauern haben ja auch mehr davon, wenn sie ihre brandgerodeten Felder nicht alle drei Jahre wieder verlassen müssen“, sagt Wille. In Deutschland unterstützt die Stiftung Bildungsprojekte aktuell an über 1000 Schulen.

Warum sitzt die Institution in Bonn?

OroVerde ist 1989 von einer Gruppe von Rotariern um den bekannten Münchener Naturschützer Wolfgang Engelhardt ins Leben gerufen worden. Angesiedelt wurde die Geschäftsstelle in Frankfurt/Main. „Als Bonn nach dem Regierungsumzug sein nachhaltiges Profil entwickelte, fühlten wir uns davon gleich angesprochen“, sagt Wille. 2005, gerade als Geschäftsführer berufen, organisierte er als Erstes den Umzug an den Rhein.

Mehr Engagement von der Stadt erwünscht

Wie zufrieden ist man mit dem Standort?

„Insgesamt sind wir sehr zufrieden“, sagt Wille. Auf die Nähe zur Bundespolitik sei man weniger angewiesen als auf die Kontakte zu anderen Akteuren im Bereich des Umwelt- und Klimaschutzes und der Entwicklungshilfe. Allerdings würde der Geschäftsführer sich von der Stadt Bonn noch mehr Engagement für die Belange der Nichtregierungsorganisationen wünschen. Die zwischenzeitlich verworfene Idee eines NGO-Campus' findet er nach wie vor hervorragend. „Es arbeiten in diesem Bereich mehrere Tausend Menschen in Bonn“, sagt er. Da gelte es, Synergien zu heben.

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