Treibgut aus dem Rhein Originelle Skulpturen aus Treibholz

Bonn · Treibholz ist das Hobby von Frank Werner aus Tannenbusch. Wenn er bei seinen Spaziergängen am Rhein Holzstücke sammelt, ist er in seinem Element. Und seine Sammlung an Kunstwerken wird immer größer.

 Auge in Auge mit dem Tier: Gnu hat Frank Werner dieses Stück Treibholz genannt. Wer genau hinschaut, erkennt sogar Zähne. An dem Stück Treibholz hat er die Baumrinde entfernt und das Holz geschliffen.

Auge in Auge mit dem Tier: Gnu hat Frank Werner dieses Stück Treibholz genannt. Wer genau hinschaut, erkennt sogar Zähne. An dem Stück Treibholz hat er die Baumrinde entfernt und das Holz geschliffen.

Foto: Volker Lannert

Die Suche nach passendem Holz führt ihn inzwischen bis nach Unkel, bisher war vor allem Oberkassel ein lohnendes Ziel gewesen. Was dann folgt, ist Nachdenken. Wie bei dem Exponat, dem Werner den Namen Gnu gab. Beim Drehen und Wenden des Fundstücks kam die Erkenntnis, dass es Ähnlichkeiten zu dem Kopf eines solchen Tieres gibt. Wer genau hinschaut, erkennt sogar Zähne.

Das sind die Momente, in denen Frank Werner, über den der GA bereits einmal berichtete, sich in seinem Element fühlt. Aber auch anderen gefällt das. Die Resonanz auf seine Arbeit ist groß, inzwischen hat er im Schnitt 300 Klicks täglich auf seiner Internetseite. „Und ich werde sehr oft darauf angesprochen“, sagt er.

Wenn der 54-Jährige die Holzstücke, die ihn interessieren, nach Hause gebracht hat, werden sie getrocknet, geschliffen und geölt. Und dann muss die richtig Idee da sein, wie er sie aufstellt und dekorativ zur Geltung bringt. „Manchmal weiß ich sofort, was ich damit mache, manchmal dauert es länger“, erzählt er. „Und manchmal ist es auch nicht einfach, einen Namen für das Exponat zu finden.“

Kunststücke aus Treibholz
17 Bilder

Kunststücke aus Treibholz

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Bei dem „Harlekin“, wie er zum Beispiel ein langes Stück Holz mit einem seltsam geformten Kopfteil genannt hat, war das naheliegend. Betrachtet man die Skulptur aus dem richtigen Winkel, mag einem automatisch ein Spaßvogel in den Sinn kommen. Bei anderen Exponaten ist das schwieriger, dann fragt Werner auch schon mal Freunde und Bekannte, ob sie eine Idee haben.

„Bei dem Harlekin habe ich an Auge und Mund etwas nachgeholfen und Konturen rausgearbeitet.“ Meist aber bleibt alles so, wie es ist, manchmal wird es durch Zusätze wie eine Kugel oder ein paar Stücke Draht aber so aufgepeppt, dass erst dann die Wirkung eintritt.

Vom Wasser geformt

Angefangen hatte alles im August 2011. Als ihm der Rhein beim Spazierengehen ein Stück Treibholz vor die Füße spülte, war es um den Kaufmann geschehen. „Dieses Stück Holz wurde auf der Reise bis nach Bonn vom Wasser bearbeitet und geformt“, sagt er. „Die Fluten hatten die weichen Teile des Holzes herausgespült und gaben einen besonderen, einen unvergleichlichen Blick auf die Struktur frei.“ Werner war fasziniert. Diese Einzigartigkeit, die Kraft der Elemente. Diese Formen. Er begann, Treibholz zu sammeln und daraus Kunstwerke zu schaffen. In der Regel bearbeitet er das Holz aber nicht bildhauerisch, es sei denn, es ist irgendwo porös.

Und am Ende haben seine Exponate Gesichter, eine Seele – und in jedem Fall eine besondere Wirkung. Die neuen Kunstwerke heißen Kommodo (wie der Waran), Schinken, Vorderlader, Gandalf und Harfe. Und jedes hat quasi eine eigene Geschichte – sei es der Fundort, die Aufarbeitung oder die Suche nach dem Besonderen. Frühere Werke nannte er „Kräuterhexe“, „Anubis“ und „Hole in One“, weil es ein auffälliges Loch in der Mitte hatte.

Manche von Frank Werners Freunden geben inzwischen sogar Bestellungen auf. Dabei geht es ihm nicht ums Geld. „Die meisten Sachen verschenke ich, weil das einfach ein Hobby ist.“ Dennoch: Ihm schwebt eine Ausstellung mit einer befreundeten Künstlerin vor, auf der er die Holzexponate der Öffentlichkeit präsentieren kann. Mehrere Stücke hat er auch schon zu Lampen verarbeitet. Und die Begeisterung hat ihn immer noch im Griff, denn: „Ich finde unter dem Treibholz immer wieder etwas, was ich vorher noch nie gesehen habe. Etwas, das sich niemand ausdenken kann, außer der Natur.“

Weitere Fotos gibt es auf der Seite www.rheinholz-bonn.de.

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