Stadtpatronenfest in Bonn OB und Rat bringen Kerzenopfer

BONN · "Ohne die Fremden wären wir nicht, was wir heute sind." Mit diesen Worten spannte Stadtdechant Wilfried Schumacher gestern im Münster den Bogen von den aus Afrika stammenden Stadtpatronen Cassius und Florentius zu der aktuellen Situation von Flüchtlingen und Migranten.

 Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch entzündet die Kerze des Stadtrats im Beisein von Stadtdechant Wilfried Schumacher.

Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch entzündet die Kerze des Stadtrats im Beisein von Stadtdechant Wilfried Schumacher.

Foto: Horst Müller

Der Festgottesdienst mit dem Kerzenopfer des Rates am Morgen war der Höhepunkt des Stadtpatronefestes, das morgen endet. "Fremde müssen zu Freunden werden", fuhr Schuhmacher in seiner Predigt fort und mahnte derart Verständnis für die Situation von Flüchtlingen auch mit Blick auf den Terror der Miliz "Islamischer Staat" in Syrien und dem Irak an. Angesichts der elementaren Bedrohung, der sich auch die Christen dort ausgesetzt sähen, rief er die Gläubigen zu Engagement und Zusammenhalt auf.

Zuvor hatte Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch die Kerze des Bonner Stadtrates entzündet, die er nach der Kommunion zu den Märtyrergräbern in die Krypta trug. Das Kerzenopfer des Rates ist ein seit dem Mittelalter gepflegter Brauch. "Cassius, Florentius, bittet für uns - Der Rat der Stadt Bonn" steht auf der anderthalb Meter großen Kerze, die Nimptsch am Schrein der Stadtpatrone aufstellte.

Der Legende nach sollen die römischen Soldaten Cassius und Florentius am Hang des Kreuzbergs, wo heute die Marterkapelle steht, hingerichtet worden sein. Grund: Sie waren Christen geworden und wollten den römischen Kaiser und obersten Heeresführer nicht mehr als Gott anbeten.

Seit mehr als 1300 Jahren werden die Märtyrer in Bonn verehrt. Über ihren Gräbern wuchsen zunächst eine kleine Kirche und schließlich das heutige Münster. 1166 wurden die Gebeine der Märtyrer aus den Gräbern unter der Gruft geholt und in kostbaren Schreinen "zur Ehre der Altäre erhoben", was im Mittelalter unserer heutigen Heiligsprechung gleichkam.

Ebenfalls gestern feierten die Endenicher das Marterfest zu Ehren der Märtyrer, die sowohl Bonner Stadtpatrone als auch Endenicher Ortspatrone sind. Martyrium bedeutet Opfertod, schweres Leiden um des Glaubens oder der Gewissensüberzeugung willen - aus diesem Begriff leitet sich der Name "Marterfest" ab.

An der Hinrichtungsstelle steht heute die Marter- oder Mordkapelle, zu der eine Prozession von der Endenicher Pfarrkirche Sankt Maria Magdalena führte: Nach dem Festhochamt machten sich die Gläubigen auf, um in einer Prozession zu der am Kreuzberghang gelegenen Kapelle zu pilgern, wo der Segen erteilt wurde. Am Abend zogen die Gläubigen in einer Lichterprozession im Regen wieder zur Pfarrkirche.

Morgen geht das Fest der Stadtpatrone nach zehn Tagen zu Ende. Im Anschluss an die Eucharistiefeier um 18 Uhr werden die Reliquienbüsten in einer Kerzenprozession durch das Münster getragen, ein letztes Mal am Altar gezeigt und dann im Schrein im Hochchor wieder verschlossen. Danach ziehen die Gläubigen in die Krypta, wo Stadtdechant Schumacher die Gruft schließen lässt und dann mit drei mal zwei Schlägen auf die Grufttüren das Stadtpatronefest für beendet erklärt. Das Stadtpatronefest 2015 findet vom 4. bis 13. Oktober statt.

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