Warnstreik am Mittwoch Nur Regionalzüge fahren

Bonn/Region · Auch in Bonn und der Region haben die Gewerkschaften für Mittwoch zu einem Warnstreik aufgerufen. Vom öffentlichen Nahverkehr über städtische Kitas, Müllabfuhr, Jobcenter und Stadthäuser: Alle Bereiche sollen bestreikt werden.

 Züge der Regionalbahnen werden am Streiktag die Alternative für Pendler zwischen Bonn und Köln sein.

Züge der Regionalbahnen werden am Streiktag die Alternative für Pendler zwischen Bonn und Köln sein.

Foto: MLH

Besonders betroffen sind die Pendler, die Busse und Bahnen nutzen, Eltern, deren Kinder in kommunalen Kitas betreut werden, sowie Passagiere des Flughafens Köln/Bonn.

Weniger betroffen werden dagegen die Bürgerdienste sein. Dort arbeiten Personalrat Christoph Busch zufolge überwiegend Beamte, die nicht streiken dürfen. Welche Kindergärten konkret betroffen sind, können die Gewerkschafter nicht sagen.

In jedem Fall seien die Dienststellen zeitig über die Arbeitsniederlegung informiert worden. Vize-Stadtsprecher Marc Hoffmann zufolge hat bislang keine Kita bei der Stadt eine Schließung angekündigt. Eltern können sich heute und morgen von 8 bis 16 Uhr unter 02 28/77 55 44 informieren.

Öffentlicher Dienst

Die Gewerkschaften gehen von einer hohen Streikbereitschaft aus. „Bei uns haben sich so viele Streikende gemeldet wie noch nie zuvor“, sagte Rainer Friedrich, Streikleiter der Komba-Gewerkschaft Bonn, bei der vor allem Erzieherinnen der städtischen Kitas und Mitarbeiter der Stadtverwaltung organisiert sind. Friedrich geht von etwa 300 Komba-Mitgliedern aus Bonn aus, die an der Kundgebung in Bochum teilnehmen werden. Darunter auch Mitarbeiter des Dienstleisters Bonn Orange, Mülltonnen blieben also möglicherweise für einen Tag ungeleert.

Bus und Bahn

Volker Wenner vom Verdi-Bezirk NRW-Süd sagt, „dass der Nahverkehr in Bonn an diesem Tag ausfällt“. Die Stadtwerke haben mitgeteilt, die Bahnlinien 61, 62, 63, 65, 66, 67 und 68 seien betroffen. Was die Busse anbelangt, sagte SWB-Sprecherin Veronika John: „Wir gehen davon aus, dass wir umfassend bestreikt werden und weisen unsere Fahrgäste auch darauf hin.“ Ob und welche Linien fahren, konnte sie nicht sagen. Möglicherweise führen einige Fremdfirmen auf Teilrouten.

Einen Fahrplan werde es aber nicht geben. Die Busse der Rhein-Sieg-Verkehrsgesellschaft, der Regionalverkehr Köln GmbH und die Zugverbindungen der Deutschen Bahn, also etwa die Voreifelbahn, sowie die Verbindungen der privaten Bahnbetreiber Transregio (MRB 26) und National Express (RB48) sind nicht betroffen – im Gegensatz zu den Bussen und Bahnen der Kölner Verkehrsbetriebe (KVB).

Der Flughafen Köln/Bonn rechnet mit erheblichen Beeinträchtigungen des Flugverkehrs; sowohl was Flugausfälle wie auch Verspätungen angeht. Fluggäste werden gebeten, sich kurzfristig bei ihrer Fluggesellschaft oder dem Reiseveranstalter zu melden, ob es Änderungen gibt. Die Hotline 0 22 03/40 40 00 ist heute von 15 bis 23 Uhr und morgen ab 4 Uhr früh besetzt. Aktuelle Infos werden auf der Homepage www.koeln-bonn-airport.de veröffentlicht.

Taxizentrale

Mit einem Großkampftag rechnet Claus Lenz, Vorstand von Taxi Bonn. Aber er stellt auch klar: „Wir können den ÖPNV nicht ersetzen.“ 313 Taxen seien der Genossenschaft angeschlossen. Ob die allerdings gut durchkommen, ist fraglich. „Die Lage in Bonn ist schon während des normalen Berufsverkehrs sehr angespannt, am Mittwoch werden alle Straßen verstopft sein“, so Lenz. Entspannter könnte die Lage nach seiner Einschätzung sein, wenn es mehr Busspuren gebe, wie auf dem City-Ring. „Wir können am Mittwoch nicht für Pünktlichkeit garantierten“, sagt das Vorstandsmitglied. So hätten auch Vorbestellungen nur Sinn, wenn man bis zu 45 Minuten Verspätung einkalkulieren könne.

Car Sharing

Noch keine Engpässe verzeichnet das Unternehmen StattAuto. „Wir haben ein normales Aufkommen für einen Mittwoch“, sagt Geschäftsführerin Christine Ellermann. 29 Autos können in Bonn und der Region gemeinschaftlich genutzt werden.

Arbeitsrecht

Der Bonner Arbeitsrechtler Stephan Pauly weist daraufhin, dass Arbeitnehmer trotz Streiks pünktlich am Arbeitsplatz erscheinen müssen. „Sie sind grundsätzlich dazu verpflichtet, zumutbare Vorkehrungen zu treffen, um nicht zu spät zukommen.“ Dazu gehöre der Umstieg auf andere öffentliche Verkehrsmittel, die Bildung von Fahrgemeinschaften oder das Umsteigen auf das eigene Auto oder aufs Rad. Komme man dennoch zu spät, müsse man seinen Arbeitgeber schnellstmöglich informieren – ansonsten drohen arbeitsrechtliche Konsequenzen bis hin zur Gehaltskürzung.

Arbeitgeber

Die Erfahrungen anderer Streiks haben die Belegschaft klug gemacht, meint Achim Gahr, Pressesprecher der Deutschen Post. Viele würden Fahrgemeinschaften gründen, sehr viele das Fahrrad nutzen. „Wir haben nicht nur Radparkplätze, sondern in letzter Zeit sogar noch Autoparkplätze umgewandelt zu Abstellplätzen für Räder mit Kinderanhänger“, sagte Gahr.

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