Stadtmuseum Bonn Noch keine Lösung für Hängepartie

Bonn · Es gibt weiter keine Lösung für das Bonner Stadtmuseum an der Franziskanerstraße. Der Förderverein befürchtet sogar die Schließung des Museums.

 Im Bonner Stadtmuseum an der Franziskanerstraße sind auch Exponate aus Hauptstadtzeiten zu sehen.

Im Bonner Stadtmuseum an der Franziskanerstraße sind auch Exponate aus Hauptstadtzeiten zu sehen.

Foto: Barbara Frommann

Ist das Stadtmuseum das ungeliebte Kind Bonns? „Ja, wir sind das schwächste Glied im Kulturetat der Stadt, und man hat uns deutlich zu verstehen gegeben, dass die Stadt in diesem Bereich keine anderen Einsparungsmöglichkeiten findet“, sagt Gisbert Knopp, Vorsitzender des Fördervereins des Bonner Stadtmuseums. Es bleibt bei der Hängepartie.

Wie berichtet, hatte die Verwaltung der Politik einen 16 Fragen umfassenden Katalog vorgelegt, mit dem sie in die Bürgerbeteiligung zum Haushalt 2017/18 gehen wollte. Darunter die Frage: „Was halten Sie von der Schließung des Stadtmuseums?“ Knopp findet das unmöglich: „Wenn man das visuelle Gedächtnis dieses Stadt tötet, bleibt nichts mehr.“

Kulturdezernent Martin Schumacher weist die Vorwürfe zurück. Das „kulturelle und historische Gedächtnis“ Bonns zu erhalten, sei „ganz wichtig für die Identität“ einer Stadtgesellschaft. Der Punkt sei, dass es der Auftrag der Politik an die Verwaltung sei, einen Fragenkatalog zum Bürgerhaushalt vorzulegen. Nun gehe es darum, „eine Linie abzutasten“, wie die Haltung in der Bevölkerung sei.

„Die Frage nach der Existenzberechtigung des Stadtmuseums zu stellen, bedeute ja nicht, dass es dann automatisch geschlossen wird.“ Schumacher: „Wir haben in der Vergangenheit ja auch nach der Zukunft der Stadtgartenkonzerte oder der Bibliotheken gefragt, und die Konzerte sind erhalten geblieben, obwohl es eine Tendenz gab, sie aufzugeben.“

Was mit dem Stadtmuseum, das sich im Gebäude des ehemaligen Viktoriabades befindet, geschehen soll, das beschäftigt Verwaltung und Politiker seit geraumer Zeit. Im Prinzip schon, seit der Stadtrat 2007 beschloss, das Viktoriabad zu schließen.

Option an der Colmantstraße gescheitert?

Die Option, das Stadtmuseum im LVR-Landesmuseum an der Colmantstraße unterzubringen, ist offensichtlich gescheitert. Während eine Sprecherin des Landesmuseums auf Anfrage sagte, die Gespräche liefen noch, weiß Knopp: „Das ist längst gestorben.“

Schumacher bestätigt ebenfalls, dass diese Lösung, die er ins Gespräch gebracht hatte, vom Tisch ist. „Ich hatte die Vorstellung, dass das gut in das Konzept gepasst hätte. Aber in der Tat hätte die Eigenständigkeit des Stadtmuseums darunter gelitten“, so Schumacher. „Im Übrigen hätte diese Möglichkeit auch keine Einsparung gebracht.“

Eine andere Möglichkeit, nämlich ins Kunstmuseum an der Friedrich-Ebert-Allee zu ziehen, wäre für Knopp eine Option. „Aber für den Kulturdezernenten ist das ein heißes Eisen. Das packt der nicht an“, meint der ehemalige Professor für Kirchengeschichte an der Universität Bonn und Hauptkonservator beim Rheinischen Amt für Denkmalpflege. Einspruch Schumacher: Das habe nichts mit „heißem Eisen“ zu tun, sondern damit, dass Stephan Berg einen Intendantenvertrag habe, der ihm auch eine gestalterische und konzeptionelle Eigenständigkeit zusichere. Aber das Stadtmuseum dort zu integrieren, das halte er für „keine wirklich gute Lösung“.

Finanzierung über Spenden

Vor allem aber sieht Knopp kaum Einsparpotenzial. Der Etat für Ankäufe sei vor zehn Jahren gestrichen worden, die wenigen städtischen Mitarbeiter müssten weiter beschäftigt werden, und „90 Prozent der Ausgaben für die Ausstellungen kommen eh aus Drittmitteln“, so Knopp. Das Museum habe die Stadt voriges Jahr etwa 145.000 Euro gekostet. Das habe Museumsdirektorin Ingrid Bodsch, die telefonisch nicht zu erreichen war, erst kürzlich ausgerechnet.

Das Museum finanziert sich über einen großen Teil aus Spenden und über Stiftungen, wie etwa die „Stiftung Dr. Borchert“, die 2002 zum Zwecke der Beschaffung von Mitteln für das Stadtmuseum Bonn gegründet worden war. Das etwa 100.000 Euro große Stiftungsvermögen verwaltet die Stadt. „Wir haben viele Leihgaben, die müssten dann zurückgegeben werden. Und wir unterhalten ja jetzt schon zwei Depots mit vielen Schätzen der Stadtgeschichte“, so Knopp.

Darunter etwa ein üppiges Silberservice aus dem ausgehenden 18. Jahrhundert, das den höfischen Prunk der Kurfürsten nur erahnen lässt, und verglichen mit anderen Museen in Deutschland wohl der größte Silberschatz ist. Das Service wurde vor mehr als zehn Jahren mithilfe der Kulturstiftung der Länder und von Sponsoren für zwei Millionen Euro angekauft.

Ein Schwimmbad als Museum

Knopps Idee: Das ehemalige Schwimmbad zu einem dreistöckigen Museum umbauen. Da hätte es gut 1500 Quadratmeter Platz. Professor Ulrich Hahn von der TU Aachen habe angekündigt, den Umbau von seinen Studenten als Semesterarbeit planen zu lassen. Aus Sicht des Dezernenten wäre die ideale Lösung eine Unterbringung in der ehemaligen Pestalozzischule, wo man Stadtarchiv, Gedenkstätte für die Bonner NS-Opfer und Stadtmuseum an einem Ort konzentrieren könnte.

Doch diese Option kostet Geld – Geld, das aus dem Verkauf des Viktoriabades kommen sollte. Schumacher findet, man müsse nun prüfen, welche Alternativen blieben, vielleicht auch ein Verbleib an Ort und Stelle.

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