100 Köpfe: Wir sind Bonn Noch immer sagt sie "Grüß Gott"

BONN · Von Willnauer bis Wagner: Simone Schuck leitet seit 15 Jahren das Büro der Intendanz der Beethovenfeste. Sie blieb, als 2004 Ilona Schmiel die Geschäfte beim Beethovenfest übernahm, und ist heute unter der neuen Intendantin Nike Wagner noch immer dabei, deren persönliche Referentin sie ist.

Die rechte Hand von Beethovenfest-Chefin Nike Wagner: Simone Schuck.

Die rechte Hand von Beethovenfest-Chefin Nike Wagner: Simone Schuck.

Foto: barbara frommann

Beim Beethovenfest hat es in den vergangenen 15 Jahren ein paar Konstanten gegeben: dazu zählen die Musik Ludwig van Beethovens und die Präsenz von Simone Schuck. Franz Willnauer, der erste Intendant des 1999 wiederbelebten Festivals, holte die ausgebildete Werbekauffrau, die bis dahin eher den Aufbau von Rednerbühnen für öffentliche Auftritte von Politgrößen der FDP wie Otto Graf Lambsdorff, Hans-Dietrich Genscher und Klaus Kinkel mit organisiert hatte, in sein Team und vertraute ihr die Büroleitung an. Schuck gefiel's. Sie blieb, als 2004 Ilona Schmiel die Geschäfte beim Beethovenfest übernahm, und ist heute unter der neuen Intendantin Nike Wagner noch immer dabei, deren persönliche Referentin sie ist.

Natürlich war die erste Zeit unter Willnauer prägend für die gebürtige Godesbergerin. "Er war ja Österreicher, und sein Stellvertreter Thomas Daniel Schlee war es auch. Seit dieser Zeit sage ich als Rheinländerin immer noch 'Grüß Gott' und 'Auf Wiederschauen'. Als ich mich einmal von Herrn Schlee mit einem einfachen Tschüss verabschiedete, hat er gleich protestiert. Aber es war ein gute Schule", findet die 42-Jährige. Damals herrschte zugleich eine sehr familiäre Atmosphäre, erinnert sich Simone Schuck. Wenn Willnauer mal seine Ruhe haben sollte, schloss er die Tür und man trank zusammen einen Kaffee und genoss ein Stück Kuchen dazu.

Es ist auch schon mal vorgekommen, dass die kleine Belegschaft spontan mit dem Bus nach Kassel fuhr, wo gerade ein neues Werk von Thomas Daniel Schlee, der auch Komponist ist, uraufgeführt wurde. "Damals war das Beethovenfest ja noch sehr viel kleiner. Wir waren nur sieben Festangestellte." Nachdem das Festival von zwei auf vier Wochen verlängert worden sei und entsprechend mehr Veranstaltungen anbiete, sei das Team mehr als doppelt so stark geworden.

Natürlich sind Franz Willnauer, Ilona Schmiel und Nike Wagner sehr unterschiedliche Temperamente und Persönlichkeiten, jeder von ihnen drückt dem Beethovenfest seinen eigenen Stempel auf. "Für mich sind die Wechsel nie ein Problem", sagt Schuck. "Ich stelle mich darauf immer mit einer positiven Einstellung ein und warte einfach ab, was kommt. Damit bin ich bisher immer sehr gut gefahren." Die Chemie habe bei allen drei gestimmt. "Ich bin eigentlich immer offen für Neues und versuche, den Fehler zu vermeiden, Vergleiche zu ziehen."

Sie kümmert sich um Sponsoren und private Gönner

Unter Schmiel übernahm Schuck dann auch die VIP-Betreuung und alles Protokollarische, was mit Ehrenkarten, Ehrengästen und Empfängen zusammenhängt. Sie kümmert sich um Sponsoren und private Gönner. "Das wichtigste ist hier, dass man sich auf die Menschen einstellt. Man muss sehr schnell 'switchen' können. Was ich in den Jahren festgestellt habe, ist, dass die Leute in den höheren Positionen meist sehr viel unkomplizierter sind als die aus der mittleren Ebene, die sich oft noch behaupten müssen." Auf der Gästeliste stehen regelmäßig auch prominente Namen.

An die Begegnung mit Maximilian Schell denkt Schuck gerne zurück. "Er hatte einen unwiderstehlichen Charme." Es sei wichtig, solchen Stars und Persönlichkeiten, zu denen in den vergangenen Jahren auch Udo Lindenberg oder Königin Silvia von Schweden gehörten, ganz unbefangen umzugehen. "Je natürlicher man ihnen gegenübertritt, um so besser ist es." Wenn politische Prominenz sich ankündigt, kann sich der Stressfaktor deutlich erhöhen. Grund dafür sind erhöhte Sicherheitsstandards. "Als Tony Blair sich einmal zum Abschlusskonzert ankündigte, kam Scotland Yard aus England angeflogen, auch das Bundeskriminalamt war da. Wir mussten dann über alles Mögliche Auskunft geben, zum Beispiel über Fluchtwege für den Fall, dass irgendetwas passieren sollte. Blairs Besuch war von der Sicherheit her das Aufregendste, was ich beim Beethovenfest erlebt habe. Selbst als der damalige Bundespräsident Christian Wulff das Festival besuchte, war es ruhiger."

In den ersten Jahren war sie im Büro noch die Frau Kliegl, erzählt sie. Dann lernte sie ihren heutigen Mann Markus Schuck kennen. Als Ratsmitglied vertrat er schon damals die CDU-Fraktion im Aufsichtsrat des Festivals, bei dessen Sitzungen sie Protokoll führte. Irgendwann kam man sich näher. Dass Markus Schuck das Schumannfest leitet, empfindet Simone Schuck nicht als Konkurrenz: "Das Festival ist ja viel kleiner und die Leitung eine rein ehrenamtliche Aufgabe. Genauso wie sein politisches Engagement."

Das Paar nahm die Situation mit Humor. "Bei Beethoven funkte es, bei Schumann begann die Träumerei", stand auf der Einladungskarte zu ihrer kirchlichen Hochzeit 2008; Sohn Felix war da schon ein paar Monate alt. In den ersten Jahren fiel es nicht so leicht, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen. Schon wegen der Fahrtwege. Die Schucks wohnen in Lengsdorf, der U 3-Kindergartenplatz aber lag in Mehlem. "Da bin ich oft 68 Kilometer statt 14 gefahren, weil die B 9 verstopft war und ich dann übers Drachenfelser Ländchen und Meckenheim zurück nach Bonn fahren musste." Auch die Situation der OGS-Plätze in Bonn sieht Simone Schuck aus eigener Erfahrung als sehr schwierig. Da sei noch viel zu wenig passiert, findet sie. Deshalb ist sie glücklich, für ihren Felix eine gute Schule in Röttgen gefunden zu haben. "Das sind nur fünf Minuten Fahrt."

Typisch bönnsch

Das sagt Simone Schuck über ihre Heimat:

An Bonn gefällt mir die gute Infrastruktur. Das Siebengebirge ist vor der Tür, und die Ahr ist auch nicht weit. Es gibt viel Grün. Und natürlich den Rhein.

Ich vermisse an Bonn ausreichend OGS-Plätze.

Mein Lieblingsplatz ist der Tennisplatz am Kreuzberg. Das ist wie Urlaub.

Typisch bönnsch sind der "Moby Dick" und die Kulturmeile in Endenich.

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