Projekt Beethoven-Festspielhaus Nimptsch bringt Bonner Hoteliers und einen "Beethoventaler" ins Spiel

Bonn · Das Projekt Beethoven-Festspielhaus sei einen entscheidenden Schritt vorangekommen, da waren sich die Vertreter der Stadt und der Wirtschaft am Freitag im Gobelinsaal des Alten Rathauses einig.

IHK-Präsident Wolfgang Grießl sprach den Satz aus, den die Politik für den weiteren Entscheidungsprozess hören will: "Es gibt einen sicheren Weg für die Finanzierung des Festspielhauses." Zwar präsentierte OB Jürgen Nimptsch für den Bau nicht den erwarteten und gerüchteweise kursierenden Großsponsor, der die Lücke zwischen den 30 Millionen Euro der Post, den versprochenen 25 Millionen Euro aus Grießls Initiative "5000 x 5000" und den erwarteten Baukosten in Höhe von 80 Millionen Euro schließen würde.

Dafür stellte der OB ein mit der Bonner Hotellerie und dem Verband Dehoga abgestimmtes Sponsoring-Verfahren vor. Es soll, so Nimptsch, durch die Einführung eines "Beethoventalers", der bei rund 1,2 Millionen Übernachtungen pro Jahr eingenommen würde, einen Kredit in Höhe von 25 Millionen Euro refinanzieren.

Wer besagten Kredit aufnehmen müsste, da blieb Nimptsch vage. Auf jeden Fall nicht die Stadt Bonn, denn sie wird sich nicht an den Baukosten beteiligen. Sie dürfe das auch gar nicht, ergänzte Grießl, da sich dann eine ganz neue Situation mit einer zwingenden europaweiten Ausschreibung des Baus ergäbe. "Unsere Rolle ist die der Moderation, denn es handelt sich um ein privatwirtschaftliches Projekt", bekräftigte der OB. Die Beteiligung der Stadt am Bau beschränke sich auf die Bereitstellung und Herrichtung des Standortes.

Neben dem "Beethoventaler" sieht Nimptsch weitere mögliche Einnahmequellen: So könnte ein Aufschlag auf die Eintrittspreise erhoben werden; der OB will auch mit Landrat Frithjof Kühn sprechen. Die Stadt habe eine ausgewählte Gruppe von Unternehmen angesprochen, sich an der Finanzierung des Baus zu beteiligen, sagte Nimptsch: Von "wohlwollender Prüfung" bis zur bedauernden Ablehnung war alles dabei.

Positiv wertet Nimptsch, dass die Deutsche Post DHL mit dem neuen Standort Rheinaue einverstanden ist. Der Architekturwettbewerb zum Festspielhaus, in dessen Verlauf man sich auf die "Welle" von Hermann & Valentiny und den "Diamanten" von Zaha Hadid geeinigt hatte, war noch vom Areal Beethovenhalle ausgegangen. Laut Nimptsch stehe der Architekt des Rheinauenparks, Gottfried Hansjakob, dem Projekt "aufgeschlossen gegenüber".

Im Gespräch mit dieser Zeitung hatte sich der Landschaftsarchitekt hingegen kritisch geäußert und eine Urheberschutzklage im Fall des Baus in Aussicht gestellt. Nimptsch rechnet, anders als dies im Fall Beethovenhalle war, mit keinem nennenswerten Widerstand gegen den Standort Rheinaue. Dem Kulturausschuss wird in der kommenden Woche ein Szenario für den Standort Rheinaue mit vier Varianten zur Diskussion vorgelegt.

Die Finanzierung des Festspielhaus-Betriebs - lange eines der großen Fragezeichen des Projekts - sei "keine zentrale Problemfrage mehr", sagte Nimptsch. Laut Kulturdezernent Martin Schumacher wird sich das Land NRW auf dem Weg der Projektförderung beteiligen. Auch die Telekom will ins Programm investieren. Der städtische Anteil der Festspielhaus-Betriebskosten werde, so Schumacher, zu keiner zusätzlichen Belastung des Haushalts führen. Man habe sich auch geeinigt, dass die anfallenden Kosten nicht aus dem Kulturetat genommen würden, sondern vom Gesamthaushalt getragen werden müssten.

Über das Schicksal der Beethovenhalle, deren Aufrüstung zur hochwertigen Konzerthalle laut Gutachten auf 42,2 Millionen Euro veranschlagt wird, sagte der OB nur wenig. Denkbar sei ein Zuschuss in gegenwärtiger Höhe. Eine Sanierung (Minimum 30 Millionen Euro) ist offensichtlich nicht geplant.

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