Lukaskirche in Castell Nikolaus Schneider verabschiedete Bonner Pfarrer Wolfgang Wallrich

CASTELL · Nach vielen Jahren als Gemeindepfarrer, zuletzt in Stockholm, zog es Wolfgang Wallrich 2008 nach Bonn. Seither wirkte er als Pfarrer in der Stadtkirchenarbeit im Kirchenpavillon sowie in der evangelischen Migrations- und Flüchtlingsarbeit (EMFA) des Kirchenkreises Bonn. Am Sonntag verabschiedete sich der 65-jährige Theologe im Rahmen eines festlichen Gottesdienstes in der Lukaskirche in den Ruhestand.

Im Gottesdienst entpflichtet Superintendent Eckart Wüster (rechts) Wolfgang Wallrich vom Amt als Stadtkirchenpfarrer.

Im Gottesdienst entpflichtet Superintendent Eckart Wüster (rechts) Wolfgang Wallrich vom Amt als Stadtkirchenpfarrer.

Foto: Barbara Frommann

Unter den zahlreichen Gottesdienstbesuchern waren auch Wallrichs langjähriger Weggefährte Nikolaus Schneider und dessen Ehefrau Anne. Wallrich und Schneider, Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche Deutschland sowie bis Januar Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, kennen sich bereits seit Studienzeiten und absolvierten gemeinsam in Rheinhausen das Vikariat. Auch 15 Mitglieder von Wallrichs einstiger Gemeinde in Stockholm waren zur Verabschiedung ihres ehemaligen Pfarrers angereist.

Superintendent Eckart Wüster würdigte den scheidenden Stadtkirchenpfarrer als Seelsorger, als "Typ des ambulanten Pfarrers, der auf die Menschen zugeht und nie darauf gewartet hat, dass sie zu ihm kommen." Und Wallrich versprach: Auch wenn er jetzt offiziell von seinem Pfarramt entpflichtet sei, so werde er sich weiterhin ehrenamtliche als Seelsorger für die evangelische Kirche in Bonn, insbesondere für das Migrapolis-Haus engagieren. Über diese Zusage freute sich vor allem Almut Schubert, Synodalbeauftragte für die EMFA. Sie hoffe sehr, so sagte sie beim anschließenden Empfang im Gemeindezentrum, dass Pfarrer Wallrich trotz Ruhestands weiter machen werde.

Wallrich hatte zuletzt wesentlich den Umzug der EMFA in das neue Haus Migrapolis-Haus der Vielfalt in der Brüdergasse mitgestaltet. "Das Migrapolis ist Anlaufpunkt und Austauschort für Migranten in Bonn", erklärte er. Warum er sich dort engagiert, erklärt er so: "Ich weiß, wie es ist, fremd in einer Stadt zu sein. Als ich in Stockholm Pfarrer war, war ich auch Ausländer. Ich habe mitten in der Stadt gearbeitet, dort treffen alle aufeinander, Menschen mit und ohne Geld."

Das führt zum zweiten Arbeitsschwerpunkt Wallrichs: Die Arbeit mit Menschen ohne festen Wohnsitz und Suchtkranken im Kirchenpavillon. "Das Besondere an der Arbeit im Kirchenpavillon ist, dass man oftmals mit kirchenfernen Menschen zu tun hat. Es ist eine Herausforderung, diese Menschen zu erreichen. Da kann man nicht eine Predigt auspacken, sondern muss konkrete Lebenshilfe geben, manchmal in nur fünf Minuten", sagt Wallrich.

Der 65-Jährige, der gebürtig aus Rheinhausen im Ruhrgebiet stammt, erlebte in seiner Heimatstadt, wie die Menschen um ihre Existenz kämpfen mussten. "Das ist nicht spurlos an mir vorbeigegangen", sagte er rückblickend. "Das Tolle an der Arbeit im Haus der Vielfalt ist, dass alle gleich sind, egal ob sie sich ehrenamtlich engagieren oder angestellt sind. Jeder packt gleichermaßen mit an."

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