Preisverleihung in Bonn Nike Wagner erhält Bröckemännche-Preis

Bonn · Der Bonner Medienclub ehrt Beethovenfest-Intendantin Nike Wagner für ihre Standhaftigkeit. Für NRW-Ministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen verteidigt die Preisträgerin stets die Freiheit der Kunst.

 Über das Bröckemännche unterhalten sich (v.l.) Andreas Archut vom Medienclub, Preisträgerin Nike Wagner, Ministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen und Guido Baumhauer von der Deutschen Welle.

Über das Bröckemännche unterhalten sich (v.l.) Andreas Archut vom Medienclub, Preisträgerin Nike Wagner, Ministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen und Guido Baumhauer von der Deutschen Welle.

Foto: Barbara Frommann

Nach außen wirkt Nike Wagner (73) eher introvertiert, ja beinahe schüchtern. Doch wehe, es geht ihr etwas gegen den Strich, dann scheut die Intendantin der Internationalen Beethovenfeste Bonn GmbH keine Konfrontation. Wie beim einst geplanten Festspielhaus, gegen das sie öffentlich Bedenken geäußert hatte und sich geharnischte Kritik einhandelte.

Am Montagabend verlieh ihr der Bonner Medienclub (BMC) bei seinem traditionellen Neujahrsempfang in der Deutschen Welle vor rund 300 Gästen aus Kultur, Politik, Verwaltung und Wirtschaft das Bröckemännche.

„Nike Wagner ist eine Kulturmanagerin mit Rückgrat“, begründete BMC-Vorsitzender Andreas Archut die Wahl des Clubvorstands. Die Auszeichnung wird jährlich an Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens vergeben, die in guter rheinischer Manier „wider den Stachel löcken“.

Und „gegen den Stachel löckt“ die Ururenkelin von Franz Liszt und Urenkelin von Richard Wagner in der Tat immer wieder: Als aus dem Stadthaus Pläne laut wurden, das Budget der Beethovenfeste GmbH zu kürzen, warnte Wagner vor dem „verheerenden Signal“, das diese Maßnahme auslösen würde – zumal das Beethovenjubiläum anlässlich des 250. Geburtstags des großen Komponisten quasi vor der Türe steht. Die Kürzungspläne sind vom Tisch.

Für das Beethovenfest-Programm 2018 hagelte es Kritik

„Wir wissen, dass sich die Beethovenfest-Intendantin nicht scheut, kritische Positionen zu vertreten, selbst wenn es dafür keinen Applaus gibt“, sagte Archut und erinnerte an die Kritik am Beethovenfest-Programm Wagners 2018: Ein besonderes Beethovenfest-Programm für Bonn sei richtiger als ein „Allerwelts-Einkaufs-Festival“, hatte die 73-Jährige selbstbewusst ihre Kritiker wissen lassen. Wie berichtet, musste die Intendantin ein Defizit von über 600.000 Euro durch einen Griff in die Rücklagen decken, weil etliche Konzerte schwach besucht waren.

Die Laudatorin, die NRW-Ministerin für Kultur und Wissenschaft Isabel Pfeiffer-Poensgen, legte ihrer Würdigung – „wie sollte es anders sein?“ – ein Beethoven-Zitat zu Grunde. Worte, die der Komponist sich aus Schillers „Don Carlos“ entliehen hatte. „Wohlthuen, wo man kann, Freyheit über alles lieben,Wahrheit nie, (auch sogar am Throne nicht,) verläugnen.“ Pfeiffer-Poensgen: „Sie, Frau Wagner, tun dem Beethovenfest und der Stadt Bonn wohl.“

Die "Zugereiste" freut sich über die Auszeichnung

Wagner habe eine eigene Handschrift für das Festival gefunden, mit der sie die musikalischen und politischen Bezüge ins Jetzt hole, so die Ministerin. „Sie haben das Festival auf das fokussiert, was aus meiner Sicht das Wesentliche ist, nämlich auf die Relevanz der Kunst, der aufgeführten Musik“, sagte sie. Das spüre man als Festivalbesucher. Nike Wagner verteidige die Freiheit der Kunst auch gegen flache oder nur haushälterische Kritik.

Nike Wagner freute sich sehr über die Auszeichnung: „Ihr gebt mir zu viel Ehr'.“ Sie sei schließlich eine Zugereiste und eigentlich schuld daran, dass das Festspielhaus in Bonn nicht gebaut werden konnte. Sie sagte es nicht ganz ohne Ironie. „Eigentlich hätte Beethoven das Bröckemännche kriegen müssen. Er würde Bonn und Beuel in der Begeisterung für sein Werk versöhnen – womöglich auch die Sportler in seinen Bannkreis ziehen.“ Oder zumindest klarstellen, so Wagner weiter, dass auch Hochkultur-Menschen gerne Rad fahren.

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