Umstrittenes Projekt in Wuppertal Nicht nur in Bonn sorgt Seilbahnbau für Diskussion

Wuppertal/Bonn · Bonn ist nicht die einzige Stadt, in der heftig über den Bau einer Seilbahn diskutiert wird. Im Jahr 2016 übten Bürger auch in Wuppertal deutlichen Einfluss auf den Entscheidungsprozess aus.

Nicht nur in Bonn wird heftig über den Bau einer Seilbahn diskutiert, sondern auch in Wuppertal. Die bergische Stadt ist sogar schon ein ganzes Stück weiter. Dort haben Bürger im Jahr 2016 in zwei Planungszellen deutlichen Einfluss auf den Entscheidungsprozess ausgeübt.

Für die Bonner Grünen ein Vorbild, an dem sich die Bundesstadt auch in der Bäderfrage orientieren könnte. Die Wuppertaler Seilbahn soll den Hauptbahnhof mit dem Hauptcampus der Bergischen Universität auf dem Grifflenberg und dem Ortsteil Küllenhahn auf den Südhöhen verbinden. Die Idee gibt es seit sechs Jahren. 2015 legten die Stadtwerke (WSW) eine Machbarkeitsstudie vor, nach der das Projekt umsetzbar und wirtschaftlich zu betreiben sei. Die Investition soll demnach bei 51 Millionen Euro liegen und zu maximal 90 Prozent mit Fördergeldern finanziert werden. Genau wie in Bonn formierten sich schnell Bürgerinitiativen für und gegen die Seilbahn.

Stadt und Rat entschieden sich erstmals in Wuppertals Geschichte, durch Planungszellen ein Bürgergutachten erarbeiten zu lassen. „Idealtypisch umfasst eine Planungszelle 25 Personen“, erläutert Marcel Solar aus dem Büro des Oberbürgermeisters. „In der Regel arbeiten aber mindestens zwei Planungszellen parallel, um das Meinungsbild zu vergrößern. Wir hatten mit 50 Personen geplant, im Endeffekt waren 48 Personen dabei, da es noch kurzfristige Absagen gab.“ Auch die Initiativen beteiligten sich.

Aufgabe der Bürger war eine Empfehlung, ob die Planungen für die Seilbahn fortgesetzt werden sollten – oder auch nicht. Kern des Bürgergutachtens am Ende waren die wichtigsten Pro- und Contra-Argumente. „Den größten Schwerpunkt legte die Gruppe auf eine transparente und faktenbasierte Entscheidung“, berichtet Solar. „So sollten vor allem mit Blick auf wirtschaftliche Kennzahlen und die laufenden Kosten, aber auch hinsichtlich möglicher Entschädigungszahlungen vertiefte Prüfungen durchgeführt werden.“ 37 Bürgergutachter sprachen sich am Schluss für eine Fortsetzung der Planungen aus, 10 dagegen. Der Rat folgte der Empfehlung und schob seine eigentlich geplante Grundsatzentscheidung auf, um Stadtwerken und Stadtverwaltung Zeit für die vertiefte Kostenaufstellung zu geben. Erst auf dieser Grundlage beauftragte der Rat im Juli 2017 die WSW, die nötigen Schritte für das Seilbahnprojekt einzuleiten. Sofern bestimmte Grundstücksfragen geklärt werden können, soll der endgültige Beschluss noch dieses Jahr fallen. Dann startet das Planfeststellungsverfahren.

Der Wuppertaler Rat hat allerdings einen Kostendeckel festgelegt – und kommt auch damit den Wünschen der Planungszellen nach. „Die Sorge vor steigenden Kosten für die Stadt war bei den Bürgern ein wichtiges Thema“, sagt die Beuelerin Ilse Burgass, die im Auftrag des Berliner Nexus-Instituts als Moderatorin beteiligt war. Sie wertet die Wuppertaler Planungszellen als klaren Erfolg. Dazu habe auch die aktive Unterstützung durch den Baustadtrat beigetragen. „Es wurde sehr klar betont, dass ein so komplexes Projekt wie die Seilbahn nur gelingt, wenn man gemeinsam mit den Bürgern plant.“

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