Prävention im Familienzentrum Dransdorf Nicht einfach draufhauen

DRANSDORF · In der kleinen Turnhalle des städtischen Familienzentrums Siemensstraße steht der Schweiß. Die Hände stechen durch die Luft und nicht nur die. „Arme und Beine müssen eins sein“, sagt Frederik Lahmann, der Trainer, und dreht sich mit dem gesamten Körper in seinen Schüler. Normalerweise üben hier mehr als ein Dutzend junge Thaiboxer aus dem ganzen Stadtgebiet.

 Freds Fighting Academy haben die Sportler ihr Projekt getauft. Trainer Frederik Lahmann gibt Tipps und sorgt für ein konzentriertes Training – fünfmal die Woche zwei Stunden täglich.

Freds Fighting Academy haben die Sportler ihr Projekt getauft. Trainer Frederik Lahmann gibt Tipps und sorgt für ein konzentriertes Training – fünfmal die Woche zwei Stunden täglich.

Foto: Barbara Frommann

Wegen der Ferien sind es zurzeit aber etwas weniger. Lahmann ist überzeugt: Wer thaiboxt, hat weniger Flausen im Kopf. Und mit Flausen meint er nicht Astrid Lindgrens Michel in der Suppenschüssel, sondern aggressive Jugendliche, die ihr Heil in Schlägereien suchen. „Das hier ist Gewaltprävention, deshalb finanziert der Verein Sterntaler unseren Kurs.“

Es geht konzentriert zur Sache in den zwei Stunden Training, das fünfmal in der Woche stattfindet. Kurzbehost, mal mit Handschuhen, mal ohne, üben die jungen Männer diszipliniert auf Anordnung des Trainers.

Der sieht vor allem drei Gründe dafür, dass diese spezielle Kampfkunst aus seiner Sicht ein Erfolgsmodell ist: Der Sport gelte unter den Jungs als „cool“. Er fordere sie sowohl körperlich als auch spirituell. Außerdem erfolge die Resozialisierung ohne erhobenen Zeigefinger. „Wir arbeiten zusammen. Die meisten Jugendlichen haben die Schnauze voll, dass ihnen immer jemand mit Worten helfen will.“

Fabian Berg, 17 Jahre jung, hat vor drei Jahren mit dem Thaiboxen angefangen. Vorher nahm er anderthalb Jahre an einem Anti-Aggressionstraining teil. „Ich habe rumgehangen, Gangster-Musik gehört, Unsinn gemacht.“ Prügeleien waren an der Tagesordnung. Heute nicht mehr. Das Training habe einen Teil dazu beigetragen, meint er. „Ich bin selbstbewusster geworden und geduldiger.“ Nach dem Sommer fängt er mit einer Ausbildung zum Maler an. Und wenn er im kommenden Jahr volljährig wird, kann er endlich an Turnieren teilnehmen.

Freds Fighting Academy, wie die Sportler ihr Projekt getauft haben, geht längst über das sportliche Maß hinaus. Nach dem Training wird gemeinsam Pizza gegessen oder über das Leben sinniert. „Wohlfühlen ist ein wichtiger Punkt“, meint Lahmann. Aus seiner Sicht sollte der Sport, im Speziellen aber das Thaiboxen einen viel größeren Stellenwert in der Gesellschaft einnehmen.

Zuletzt hat der Thaibox-Coach deshalb beim Godesberger Treff des General-Anzeigers zum Thema Sicherheit auf den Straßen sinnbildlich auf den Tisch gehauen. Er habe die weiterführenden Bonner Schulen angeschrieben, um sie von seinen Konzepten zu überzeugen.

„In den meisten Fällen habe ich nicht einmal eine Rückmeldung bekommen. Das finde ich sehr schade.“ In Bayern würde Taekwondo bereits im Sportunterricht angeboten, das wünsche er sich auch in Nordrhein-Westfalen. Der 26-jährige gelernte Bademeister käme damit wohl auch seinem Traum einer eigenen Boxschule ein entscheidendes Stückchen näher.

Mehr Infos gibt es hier.

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