Bonner Entwickler Christoph Kronhagel Neues Verfahren soll Luft von Stickstoffdioxid befreien

Bonn · Der Bonner Christoph Kronhagel hat ein neues Verfahren entwickelt, das die Luft von Stickstoffdioxid befreien soll. Bei dem Verfahren werden die Abgase durch Schlitze in der Fahrbahn angesaugt und gefiltert.

 Bei dem Verfahren, das Christoph Kronhagel entwickelt hat, werden die Abgase durch Schlitze in der Fahrbahn angesaugt und gefiltert.

Bei dem Verfahren, das Christoph Kronhagel entwickelt hat, werden die Abgase durch Schlitze in der Fahrbahn angesaugt und gefiltert.

Foto: Benjamin Westhoff

Ist das der neue "Staubsauer", der Verkehrsadern wie Reuterstraße oder Belderberg von Stickstoffdioxid und Feinstaub befreit und der Stadt Fahrverbote erspart? Christoph Kronhagel jedenfalls ist davon überzeugt. Die Firma des Architekten und Diplom-Ingenieurs hat ein Filtersystem entwickelt, das belastete Luft von der Straßenoberfläche absaugt und gereinigt wieder in die Umwelt entlässt. Die Verantwortlichen im Stadthaus allerdings konnte der Bonner von seiner Erfindung bislang noch nicht überzeugen.

Anders in Reutlingen und Kiel: Dort ziehen die Verwaltungen die Einführung des Systems auf besonders belasteten Straßenabschnitten konkret in Erwägung. Die Folge ist erst einmal eine Baustelle, denn: Auf einem Teilstück der Fahrbahn werden in etwa 70 Zentimeter Tiefe Betonfertigteile mit schmalen Absaugschlitzen in den Asphalt eingesetzt. Darin befinden sich Filterkassetten, die den Feinstaub aufnehmen und in denen zudem über Aktivkohle Stickstoffdioxid gebunden wird. Die Rückstände werden regelmäßig aus Auffangbecken entsorgt, die gefilterte Luft über Säulen neben der Straße wieder ins Freie geleitet. 25.000 bis 30.000 Kubikmeter Luft sollen auf diese Weise pro Stunde gefiltert werden.

"Der entscheidende Punkt ist, dass Stickstoffdioxid sich zunächst in hoher Konzentration knapp über der Fahrbahn sammelt. Dort fangen wir es ab, bevor es nach oben verwirbelt wird", sagt Kronhagel, Gründer und Geschäftsführer der Firma "air2public". Er ist überzeugt davon, dass Bonn mit seinem Produkt Fahrverbote abwenden könnte. Die ersten Reaktionen der Stadtverwaltung bewegten sich offenbar im Bereich zwischen freundlich-interessiert und unverbindlich. "Im Gespräch mit Kommunen höre ich oft, es gelte die Ursachen und nicht die Symptome zu bekämpfen, was ja auch stimmt", sagt Kronhagel, fügt allerdings hinzu: "Wenn ein Patient mit akuten Herzproblemen zum Arzt kommt, hilft ihm auch nicht ein gesünderer Lebenswandel allein." Gleichwohl könne er die Vorsicht der Verwaltungen verstehen: "Schließlich", so der 60-Jährige, "verwalten die das Geld der Bürger". Apropos: In Reutlingen sind für die Anlage 700.000 Euro kalkuliert.

Das Finanzierungskonzept sieht vor, dass die Stadt den Kanal finanziert. "Air2public" unterhält die Filterstationen, deren Betriebskosten zum großen Teil von Werbung refinanziert werden soll, die auf den oberirdischen Säulen zu sehen ist. Für Bonn als Modellstadt im Sofortprogramm Saubere Luft sieht Kronhagel gute Chancen, die Investitionskosten aus den Fördermitteln und damit für die Bürger kostenneutral bestreiten zu lassen. Mit zusätzlichen Synergieeffekten rechnet der Ingenieur angesichts einer Kooperation mit dem Bauunternehmen Strabag: Das hat eine Asphaltart entwickelt, das Stickstoffdioxid in Nitrat umwandelt.

Nachdem die Technische Universität Stuttgart das System offenbar erfolgreich getestet und eine Reduktion von Stickstoffdioxid um 80 bis 90 Prozent bestätigt hat, wollen Reutlingen und Kiel den Versuch wagen. Spätestens wenn dort die Filter laufen, wird sich das Konzept abschließend bewerten lassen.

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