Weniger Müll Neues Pfandsystem soll Einwegbecher in Bonn verbannen

Bonn · Rund 40.000 Pappbecher fallen in Bonn täglich an. Im besten Fall füllen diese in der Stadt aufgestellte Mülltonnen, im schlechtesten landen sie irgendwo auf Straßen, Plätzen oder in Grünflächen. Das soll sich ändern.

Morgens fehlt die Zeit fürs Frühstück zu Hause, auf dem Weg zum nächsten Termin sorgt ein Koffeinstoß für höhere Konzentration. Der „Coffee-to-go“ hat längst einen festen Platz im alltäglichen Leben. Die Folgen sind jedoch unübersehbar. Rund 40.000 Pappbecher fallen in Bonn täglich an. Im besten Fall füllen diese in der Stadt aufgestellte Mülltonnen, im schlechtesten landen sie irgendwo auf Straßen, Plätzen oder in Grünflächen. Das soll sich ändern.

Mit einem speziellen Konzept wollen CDU, Grüne und FDP dafür sorgen, dass Einwegbecher nach und nach verschwinden. Um das zu erreichen schlägt die Koalition ein Mehrwegsystem vor, bei dem Passanten sich heiße Getränke in eine eigene Tasse und Leitungswasser kostenfrei in eine eigene Mehrwegflaschen füllen lassen können. Betriebe, die sich dem widersetzen, sollen ein gewerbliches Pfandsystem anbieten.

An den Start bringen und etablieren will die Politik das System schon bald unter dem Titel „Bonn Refill“. Mit der „Bring.mich.zurück“-Kampagne der Stadtwerke Bonn und dem „LogiCup“ des Studierendenwerks der Uni gibt es in der Stadt schon entsprechende Vorstöße. Das nun für Bonn geforderte Projekt soll federführend beim kommunalen Abfallentsorger Bonorange angesiedelt und finanziert werden. Einen entsprechenden Beschluss fasste jüngst der städtische Hauptausschuss.

Bonnorange soll Projektentwickeln und finanzieren

Bei der Finanzierung gehen die Meinungen allerdings auseinander. „Selbstverständlich unterstützen wir Vorschläge zur Müllreduzierung aktiv“, erklärt Frank J. Schönhardt, Vorsitzende der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung des CDU-Kreisverbandes, „allerdings darf dies nicht zu Lasten privatrechtlicher Unternehmen geschehen.“ Seine Kritikpunkte: Planung und Umsetzung des Systems sind mit zusätzlichen Kosten verbunden, die von Bonnorange auf alle Bürger umgelegt würden, obwohl auch Pendler und Besucher der Stadt Müll verursachten. „Zudem wird das unternehmerische Risiko bei der Entwicklung dieses Geschäftsfeldes durch Bonnorange ebenfalls vom Bürger getragen.“

Diese Argumentation verfolgt auch die SPD. Sie schlägt vor, dass das Projekt in enger Abstimmung mit Bonnorange durchgeführt aber nicht über den kommunalen Abfallentsorger finanziert wird. „Die Einführung eines Mehrweg-Pfandsystems ist zweifellos sinnvoll und notwendig. Allerdings ist nicht einzusehen, dass dies letztlich durch die Allgemeinheit finanziert werden soll, anstatt von denen, die den Müll produzieren.“

Bonorange ist bereits aktiv, damit in Zukunft weniger Einwegmüll in der Tonne landet. „Im Moment verschaffen wir uns einen Überblick, welche Maßnahmen andere kommunale Unternehmen bereits getroffen haben, um den 'To-Go-Müll' einzugrenzen und auf Mehrwegsysteme umzustellen. Diese Ergebnisse werden wir sammeln und auswerten“, erklärt SWB-Sprecherin Jasmin Mangold. Zudem müssten alle betroffenen Akteure – Stadt, Gastronomen, Einzelhändler – angesprochen und in die Erarbeitung des Konzeptes eingebunden werden. „Dies alles wird seine Zeit benötigen, um ein bestmögliches Ergebnis für die Stadt Bonn erzielen zu können.“

Gute Erfahrungen mit Mehrwegbechern hat die Bäckerei Kamps in ihren 19 Bonner Filialen gemacht. „Jeder Kunde hat die Möglichkeit, seinen eigenen,sauberen Mehrwegbecher mitzubringen und beim Kauf eines Heißgetränks zehn Cent zu sparen. Darüber hinaus bieten wir auch einen eigenen Mehrwegbecher an“, erklärt Marc Heidolph für das Unternehmen. Mit der Nachfrage nach diesem System sei man mehr als zufrieden.

Ein Trend, der sichnicht aufhalten lässt

Verweigern kann man sich der „To-go-Mentalität“ offenbar nicht. „Wir kommen nicht umhin und müssen mitmachen“, sagt Katrin Müller-Langhardt vom Traditionscafé am Marktplatz. „Dieser Trend lässt sich längst nicht mehr aufhalten.“ Stammkunden hat sie zwar davon überzeugen können, eigene Tasse mitzubringen, „aber das ist nur ein kleiner Teil“. Sie selbst würde allerdings nie Kaffee aus einem Pappbecher trinken. „Um wirklich ein rundes Geschmackserlebnis zu haben, muss man ihn aus einem Porzellangefäß genießen“, sagt die Expertin.

Für die Koalition passt ein Refill-System zum Leitbild der Stadt Bonn, die sich als Stadt der Nachhaltigkeit weiter profilieren müsse. „Daher entspricht ein Mehrwegsystem dem Selbstverständnis unserer Kommune: Sustainable Bonn, Projekt der UN Weltdekade für nachhaltige Bildung und Projekt Ökoprofit. Optimal wäre eine Umsetzung bereits zum Beethovenfest 2020“, wünschen sich CDU, Grüne und FDP.

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