Amtseinführung von Michael Hoch Neuer Uni-Rektor tritt schweres Erbe an

BONN · Es sind tiefe Spuren, in die Professor Michael Hoch treten muss: Bei der festlichen Amtsübergabe in der Aula der Universität Bonn dürfte dem neuen Rektor dieser altehrwürdigen Hochschule noch einmal ganz besonders deutlich geworden sein, wie beliebt und geachtet sein Vorgänger Professor Jürgen Fohrmann war.

 Amtswechsel in der Uni-Aula: Jürgen Fohrmann (links) übergibt unter den Augen des Vorsitzenden des Hochschulrats, Dieter Engels (rechts), die Rektorenkette an seinen Nachfolger Michael Hoch.

Amtswechsel in der Uni-Aula: Jürgen Fohrmann (links) übergibt unter den Augen des Vorsitzenden des Hochschulrats, Dieter Engels (rechts), die Rektorenkette an seinen Nachfolger Michael Hoch.

Foto: Volker Lannert

Dieser hatte am Mittwoch einen Tag der starken Auftritte: Schon morgens landete er staatsmännisch mit dem Hubschrauber auf der Hofgartenwiese, nachmittags ging es entsprechend weiter. Eine Laudatio folgte auf die nächste, und auch wenn dies bei derartigen Festakten üblich ist, so zeichneten sich die Reden doch allesamt durch einen derart warmen und herzlichen Ton aus, wie in der Vergangenheit längst nicht jedem Inhaber dieses höchsten Postens an der Universität zuteilwurde.

Hoch, der offiziell am 1. Mai die Leitung übernehmen wird, übernimmt also in mehr als einer Hinsicht ein schweres Erbe. Nicht nur liegt die Messlatte hoch, auch die Herausforderungen sind beträchtlich. Der Sanierungsbedarf in den mehr als 350 Gebäuden der Hochschule ist enorm, die Gelder knapp. Kanzler Reinhardt Lutz, der eine überraschend offene und mitunter in Richtung der Landes- und Bundespolitik messerscharfe Rede hielt, verwies auf die jährlich einzusparenden 14 Millionen Euro als "Best-Case-Szenario" - im schlimmsten Fall müssten ab 2018 pro Jahr 40 Millionen Euro eingespart werden.

"Bei diesen Randbedingungen braucht es nicht viel Fantasie, sich vorzustellen, welche schwierigen Diskussionen und Abwägungen den verschiedenen Sparbeschlüssen unseres Rektorats vorausgegangen sein mussten", verteidigte Lutz die derzeit vor allem von Seiten der Studierendenschaft kritisierten Kürzungen. Zugleich zeichnete er das Bild eines kämpferischen, bewahrenden und belebenden Rektors, der sich explizit gegen eine rein output-orientierte Wissenschaft stellte und sich dabei auch durch die Androhung von "imperativen Instrumentarien" von Seiten der Politik nicht einschüchtern ließ.

Deren Vertretern gegenüber zeigte sich Lutz bissig, während er auch dem Rektorat Hoch die Treue schwor. Sowohl der alte als auch der neue Rektor blieben dagegen weitgehend zahm. Hoch verwies auf seine Kompetenzen und Ziele - zu letzteren gehört die Etablierung übergreifender thematischer Forschungsschwerpunkte -, während Fohrmann selbst, von einigen Beiträgen sichtlich gerührt und von den erstklassigen musikalischen Intermezzi des Uni-Jazzchors begeistert, seine Politik als die einer "ordnenden, unterstützenden und anregenden Moderation" beschrieb und die im Leitbild verankerte Einheit von Forschung und Lehre nachdrücklich forderte.

Diese zu erhalte, dürfte für Professor Hoch, der demnächst Senat und Hochschulrat sein Team von Prorektoren vorschlagen wird, angesichts der bereits stattfindenden und noch anstehenden Veränderungen die größte Herausforderung sein. Dennoch zögerte er nicht, nach der Überreichung der Amtskette den lateinischen Amtseid zu sprechen und damit zum "obersten Hüter der akademischen Freiheit" aufzusteigen. Ob es, wie Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch in seiner Ansprache scherzhaft sagte, unter der neuen Ägide schon aufgrund des Namens keine Tiefs geben könne, bleibt allerdings abzuwarten.

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