Neue Vorwürfe gegen Naujoks

Eine brisante E-Mail, die Donnerstagabend bei den Fraktionen der CDU, Grünen, Bürger Bund Bonn und Linken einging, versetzt das Rathaus in helle Aufregung. Darin geht es um den ehemaligen städtischen Gebäudemanager Friedhelm Naujoks (SPD), mit 175.000 Euro Jahresgehalt einer der teuersten Angestellten der Stadtverwaltung.

Steht noch in Diensten der Stadt: Friedhelm Naujoks ist aber bereit, mit einem "goldenen Handschlag" zu gehen.

Steht noch in Diensten der Stadt: Friedhelm Naujoks ist aber bereit, mit einem "goldenen Handschlag" zu gehen.

Foto: Volker Lannert

Bonn. Eine brisante E-Mail, die Donnerstagabend bei den Fraktionen der CDU, Grünen, Bürger Bund Bonn und Linken einging, versetzt das Rathaus in helle Aufregung. Darin geht es um den ehemaligen städtischen Gebäudemanager Friedhelm Naujoks (SPD), mit 175 000 Euro Jahresgehalt einer der teuersten Angestellten der Stadtverwaltung.

Absender der E-Mail ist ein Unternehmer, der nach eigenen Angaben seit "50 Jahren mit Erfolg für die Stadt" gearbeitet habe. Der Verfasser ist empört, dass die Stadt Naujoks 394 000 Euro Abfindung im Zusammenhang mit einem Aufhebungsvertrag zahlen will. Im Wortlaut: "Das darf nicht und das muss auch nicht sein."

Er, der Absender, habe "genügend Daten und Fakten, keine Hirngespinste, die jede Art von fristloser Kündigung begründet". Der Verfasser der E-Mail, dessen Namen dem GA bekannt ist, beschuldigt Naujoks darin des "Betrugs", der "Täuschung" und des "betrügerischen Zuschusterns".

Es soll um Kautschukböden gehen, die Naujoks für Gebäude der Stadt in Auftrag gegeben habe, die aber ungeeignet gewesen und auch nicht abschließend auf ihre Eignung getestet worden seien. Außerdem sei die Ware mit rund 50 Euro pro Quadratmeter zu teuer gewesen. Die Stadt Bonn wird die Vorwürfe überprüfen, sagte am Freitag Sprecherin Monik Hörig. Mehr könne man derzeit dazu nicht sagen.

Die Grünen haben am Freitag ihrem Fraktionsgeschäftsführer Tom Schmidt zufolge "die Angelegenheit" an Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch weitergeleitet mit der Bitte, der Sache "in angemessener Form" nachzugehen. Zudem haben sie die Email der Bonner Staatsanwaltschaft übergeben, die zurzeit zwei aktuelle Aktenzeichen unter dem Namen "Naujoks" führt. Eins davon wegen des Verdachts auf Betrug in einem besonders schwerem Fall in Sachen World Conference Center Bonn (WCCB).

Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch hatte Naujoks im April 2010 von seinem Chefposten entbunden, seitdem sitzt dieser im Stadthaus quasi am Katzentisch. Der SGB-Mann soll, so der Vorwurf, mit "passend gemachten Zahlen" ein WCCB-Testat für die Bezirksregierung Köln erstellt haben, um den NRW-Zuschuss zum WCCB von rund 35 Millionen zu erschleichen.

Entgegen der Forderung der CDU/Grünen-Ratsmehrheit kündigte Nimptsch dem Manager damals nicht fristlos, weil dies "arbeitsrechtliche Risiken" in sich berge, so der Oberbürgermeister damals.

Nach langen Verhandlungen legte Nimptsch in der Ratssitzung am Donnerstagabend besagten Aufhebungsvertrag mit Naujoks, den Ex-Oberbürgermeister Bärbel Dieckmann 2004 als SGB-Chef nach Bonn geholt hatte, vor. Das machten die Ratsmitglieder, wie am Freitag bereits berichtet, jedoch nicht mit. Die Angelegenheit wurde vertagt mit der Maßgabe, dass Nimptsch und seine Verwaltung noch einmal über Trennungsmodalitäten nachdenken müssen.

Die Grünen forderten unterdessen erneut die Kündigung Naujoks und fragten nach dem Verbleib eines Entwurfs eines Kündigungsschreibens, das die Stadt damals in Auftrag gegeben, es aber bisher nicht vorgelegt habe. Aus einer Anwaltsrechnung, die im Bericht des Rechnungsprüfungsamtes zu den WCCB-Gutachterkosten aufgeführt wird, könne man auf die Existenz eines solchen Entwurfes schließen.

"Wir haben dazu bereits Akteneinsicht genommen, allerdings keinen Entwurf gefunden", sagte Tom Schmidt am Freitag dem GA. In jener Akte habe es lediglich einen handschriftlichen Vermerk des damaligen Hauptamtsleiter Karl-Heinz Thomas gegeben, wonach er die Erfolgsaussichten einer Kündigung gering einschätze.

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