Glosse Neue Patenkinder

Früher bekam man Nichte oder Neffe als Patenkind und die im Gegenzug den Vornamen des Paten hinten angehängt. Inzwischen ist das deutlich komplizierter. Patenschaft ist nicht mehr nur eine Verbindung zwischen Menschen - mit der entsprechenden Verantwortung. Sie schafft heute auch Verbindungen zu Sachen und Orten.

Das ist ein kluger Schachzug. Eine Patenschaft bietet viel mehr Identifikation als das nüchterne Ausfüllen eines Überweisungsträgers. Es wird persönlich, ohne dass man später einen Führerschein bezahlen muss oder regelmäßig an den Geburtstag des Patenkinds denken. Man kann ein Schildchen oder Täfelchen bekommen, das auf die Patenschaft hinweist. Oder auch nicht. Ganz nach Belieben. Im Fall der Palmen-Patenschaft der Bundeskunsthalle bekommt man nach Ausstellungsende sogar eine winterharte Pflanze für den Garten.

Gefahr, dass sich die Paten-Initiativen in Bonn inzwischen Konkurrenz machen, besteht noch nicht. Der eine Spender mag historisches Notenpapier, er andere lieber für Tiere. Für alle, die Geld übrig haben, sollte es zum guten Ton gehören, neben Baby Konstantin auch einen Pirol, eine fleischfressende Pflanze und Theaterstuhl 7 aus Reihe 9 zu ihren Patenkindern zu zählen.

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