Kochkursus in der Familienbildungsstätte Neue Kontakte am Schneidebrett

BONN · Bonner treffen sich mit Flüchtlingen zu einem lehrreichen Abend. Koch Robert Rechmann leitet die Runde an.

 Kochen über Länder- und Kulturgrenzen hinweg: Robert Rechmann (3.v.l.) beobachtet, wie die Vorbereitungen für seine ausgewählten Rezepte laufen.

Kochen über Länder- und Kulturgrenzen hinweg: Robert Rechmann (3.v.l.) beobachtet, wie die Vorbereitungen für seine ausgewählten Rezepte laufen.

Foto: Barbara Frommann

Olaf Peter Eul blickte schon ein wenig neidisch zum Nachbarbrett hinüber. „Seine Würfel sehen viel feiner aus als meine“, musste er gestehen. „Wie gut, dass mir ein Iraker zeigt, wie ein typisch deutsches Gericht aussehen muss“, sagte der Lessenicher schließlich. Doch Emad ließ sich auch von dem Lob nicht aus der Ruhe bringen. Akkurat schälte und schnippelte er weiter an den Petersilienwurzeln. Hauptsache es schmeckt am Ende.

Und das tat es wirklich: Eine ganz besondere Kochrunde rührte in der Küche der Familienbildungsstätte in der Lennéstraße in Töpfen und Pfannen. Im Rahmen der Flüchtlingshilfe des Erzbistums, „Neue Nachbarn“, trafen sich Bonner und männliche Flüchtlinge aus den Unterkünften zum gemeinsamen Kochen.

Nicht allein der Genuss stand beim ersten Kochabend im Mittelpunkt. „Die jungen Männer kommen mit Bonnern ins Gespräch. Dadurch wird nicht nur die Sprachkompetenz gefördert, sondern beide Seiten haben die Möglichkeit, in einem ganz besonderen Rahmen neue Kontakte zu knüpfen“, erklärte Doris Bremm von der Familienbildungsstätte.

Robert Rechmann vom Kochatelier hatte dafür ein Menü ausgewählt, das allen schmeckte – über Religions- und Kulturgrenzen hinweg. Nach einer Gemüsesuppe gab es Kalbsschnitzel mit Rosmarinkartoffeln sowie Salat und zum Abschluss Rote Grütze mit einer Quarkmousse.

Bevor die Männer ihre Suppe gemeinsam auslöffelten, ging es für die sieben Flüchtlinge und sieben Bonner ran an den Herd. Während sich Olaf Peter Eul alle Mühe gab, das restliche Wurzelgemüse ebenso fein zu schneiden, wie es der 29-jährige Iraker Emad gemacht hatte, kämpfte Rolf Prudent mit der Roten Bete. Die sollte eigentlich zu feinen Chips im Backofen getrocknet werden. Am Ende hatte er jedoch Gemüsestreifen geraspelt. „Ich habe kurzfristig umdisponiert“, sagte er und betrachtete sein Werk.

„Ich koche auch zu Hause gerne“, erzählte der 78-jährige Prudent. „Als ich von der Aktion gehört habe, war ich gleich Feuer und Flamme. Das ist wirklich eine einmalige Chance, mit den jungen Männern auf einer anderen Ebene ins Gespräch zu kommen.“

Das war auch für Koch Robert Rechmann ein wichtiges Argument. „Für mich wäre die Arbeit in einer Kleiderkammer nichts. Aber ich wollte auch einen Beitrag dazu leisten, Asylbewerbern zu zeigen, dass sie hier willkommen sind“, erzählte er während der Arbeit mit Kochlöffel und Pfannenwender. Das Angebot von Doris Bremm, einen Kochkursus in den Räumen der Familienbildungsstätte anzubieten, sei für ihn genau das Richtige gewesen.

Einen Küchenblock weiter standen bereits zwei Salatschüsseln. „Das ist deutscher, das ist arabischer Salat“, erklärte der junge Iraker. Worin besteht der Unterschied? „Der arabische hat sehr viel Knoblauch, ist scharf und enthält viel Zitronensaft. Der deutsche ist da wesentlich milder.“

Damit die Kommunikation auch über die Schneidebretter hinweg funktionierte, waren an diesem Abend gleich zwei Dolmetscher dabei. Die Tierärztin Maysaa Najeeb lebt bereits seit sieben Jahren in Deutschland. In Bonn gibt sie Sprachunterricht. „Vielleicht können wir Kochen und Sprache in Zukunft kombinieren?“, überlegte sie gemeinsam mit Doris Bremm.

In seiner Heimat Irak hat Ali als Bäcker gearbeitet. „Hätte ich gewusst, dass wir eine Suppe kochen, hätte ich frisches Brot gebacken und mitgebracht“, sagte er und ergänzte: „Ich habe mich an das Essen in Deutschland schon gewöhnt. Aber ich vermisse die Gewürze meiner Heimat. Okras mit Reis sind mein absolutes Lieblingsessen.“ Aber auch das Kalbsschnitzel traf ganz seinen Geschmack.

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