Gedenken an die Geschichte Neue Infotafel am jüdischen Friedhof in Bonn

Bonn · Die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit und die Stadt Bonn haben auf dem jüdischen Friedhof in Beuel eine neue Infotafel eingeweiht. Sie erinnert an die Geschichte und Bedeutung des Friedhofs.

Bettina Citron und Guido Déus enthüllen die neue Tafel auf dem alten jüdischen Friedhof in Schwarzrheindorf.

Bettina Citron und Guido Déus enthüllen die neue Tafel auf dem alten jüdischen Friedhof in Schwarzrheindorf.

Foto: Benjamin Westhoff

Von ferne Martinshörner und Verkehrslärm auf der Nordbrücke, zwischen den uralten Bäumen ein kühler Luftzug und kurzes Innenhalten. Mehrere Dutzend Menschen waren am Donnerstagnachmittag dabei, als der alte jüdische Friedhof die lang geplante Informationstafel erhielt. Stellvertretend für die Stadt Bonn nahm Beuels Bezirksbürgermeister Guido Déus die Eröffnung vor. Er nannte es ein passendes historisches Zusammentreffen, dass am Mittwoch in Israel – dem jüdischen Kalender entsprechend – die Feierlichkeiten zum 70. Gründungstag des Staates Israel begonnen haben.

„Ich freue mich sehr darüber, die Informationstafel gemeinsam mit der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit enthüllen zu dürfen“, so Déus. Die Bezirksvertretung Beuel hatte bereits 2011 beschlossen, eine Hinweis- und Erläuterungstafel aufzustellen, die auf die Geschichte und Bedeutung des ehemaligen Friedhofs hinweist. Das Gedenken an die Diskriminierung und die Verfolgung der jüdischen Bürgerinnen und Bürger werde durch diese Hinweistafel aufrechterhalten, so Déus, der bei der Gelegenheit der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit für ihr Engagement dankte.

Sie und die Stadt hatten sich die Kosten für die Tafel geteilt. Auch brachte Déus von seinem neuen Arbeitsplatz, dem nordrhein-westfälischen Landtag, eine weitere Botschaft mit: So hat das Parlament die Landesmittel für schulische Bildung in Gedenkstätten jeglicher Art auf nunmehr 500.000 Euro aufgestockt, Anträge, so Déus, könnten ab sofort gestellt werden.

Sieben Jahre bis Tafel realisiert wurde

Für die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit zeigte sich Bettina Citron überzeugt davon, dass die Tafel Aufmerksamkeit auslösen und „im besten Fall das Bewusstsein dafür schärft, wie normal es 300 Jahre lang war, dass jüdische Bürger in Bonn und in Deutschland lebten“. Sie wünsche sich sehr, so Citron, dass es wieder normal sein werde. „Aber zurzeit habe es nicht den Anschein“, sagte sie unter Verweis auf die jüngsten Angriffe auf Juden und jüdische Symbole in der Öffentlichkeit, etwa durch einen jungen Araber am Dienstag in Berlin. Gerade deshalb sei die Tafel wichtig, denn „nur Information und Wissen können dem momentanen Trend entgegenwirken“, so Citron. Dass es sieben Jahre gedauert hat, die Tafel zu realisieren, sei angesichts der fast 400-jährigen Geschichte des Friedhofs eigentlich kein langer Zeitraum, so die Geschäftsführerin.

Und so erfahren Besucher und Spaziergänger von der gut zwei Quadratmetern Tafel so manche Facette der jüdischen Geschichte in Bonn. Der jüdische Friedhof in Schwarzrheindorf gilt als einer der ältesten und größten des Rheinlands. Seine ältester Grabstein datiert aus dem Jahr 1623. Deutlich jünger ist der jüdische Friedhof an der Römerstraße, Ecke Augustusring, der 1873 eingeweiht wurde, um Grabstätten zu schaffen, die näher an der Bonner Innenstadt lagen.

Zwar steht auf dem Hochwasserdamm ein Gedenkstein von 1968, doch erfährt man von ihm nichts über den Zeitraum der Nutzung, die besondere Lage und die historische Bedeutung dieses Friedhofs für Bonn. Derzeit ist er, wie am Donnerstag zum allgemeinen Bedauern festgestellt wurde, von Unbekannten mit schwarzem Filzstift beschmiert worden.

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