Entscheidung stößt auf Unverständnis Neue Cyberagentur kommt nicht nach Bonn

Bonn/Berlin · Der Bund hat Bonn als Standort für die neue Cyberagentur eine Absage erteilt. Die Bundesbehörde soll nun in der Region Halle-Leipzig angesiedelt werden. Vertreter aus Bonn und der Region reagierten mit Unverständnis.

Die neue Cyberagentur des Bundes kommt nicht nach Bonn. Die Bundesregierung will die Bundesbehörde in der Region Halle-Leipzig ansiedeln. Das gaben Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) und Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) am Donnerstag in Berlin bekannt. Ziel sei es, Staat und Bürger besser vor Hackerangriffen zu schützen. Die neue Agentur für Innovation in der Cybersicherheit soll in den kommenden fünf Jahren mit insgesamt 200 Millionen Euro ausgestattet werden und bis 2023 etwa 100 Beschäftigte haben. Sie soll Forschungsvorhaben anstoßen, fördern und finanzieren.

Die Standortentscheidung stieß in der Region Bonn/Rhein-Sieg auf Unverständnis: "Es wäre für Deutschland gut, wenn die Cyberagentur in Bonn angesiedelt wird", sagte Hubertus Hille, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Bonn. In Bonn gebe es bereits eine Fülle an Einrichtungen, die sich um Datensicherheit im Internet kümmerten. Sie hätten sich ja bereits zu einem Netzwerk zusammengeschlossen und tauschten sich regelmäßig aus: Der Verein Cyber-Security-Cluster Bonn will die Region Bonn/Rhein-Sieg zu einem national und international beachteten Standort für Cybersicherheit entwickeln. Davon könne eine neue Bundesbehörde profitieren, so Hille. Außerdem brauche es für eine Behörde den Kontakt zur Privatwirtschaft. Die Deutsche Telekom habe in Bonn einen großen Cybersicherheitsbereich.

In der Informationstechnik gibt es einen extremen Fachkräftemangel. Diese Kräfte seien für einen Arbeitsstandort wie Bonn leichter zu gewinnen. Zumal es hier zahlreiche wissenschaftliche Einrichtungen für einen inhaltlichen Austausch und für Nachwuchsgewinnung gebe.

Wie die Stadt Bonn die Entscheidung für die Region Halle-Leipzig aufgenommen hat, ließ sich am Donnerstag nicht klären. Ein Sprecher teilte mit, dass in diesem Fall nur Wirtschaftsförderin Victoria Appelbe Auskunft geben könne. Sie sei aber erkrankt.

Politiker hatten zuletzt beklagt, dass in Ostdeutschland kaum Bundeseinrichtungen angesiedelt würden. Das spielte auch bei Beratungen der Kohlekommission eine Rolle. Die vom Kohleausstieg betroffenen Bundesländer wollen Investitionen für einen Ersatz wegfallender Arbeitsplätze.

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