Ehemalige Stadtgärtnerei Neubauprojekt ist vorerst vom Tisch

DRANSDORF · So schnell kann es gehen: Da diskutieren Politiker mehr als zehn Jahre lang über eine Bebauung des Geländes der ehemaligen Stadtgärtnerei, und mit einem Schlag ist alles vom Tisch. So geschehen in der Bezirksvertretung Bonn, die sich ganz knapp gegen die Weiterführung des Bebauungsplanverfahrens aussprach.

 Philipp Kühn von der Biologischen Station wässert Seifenkraut auf dem Gelände der ehemaligen Stadtgärtnerei. Das Gelände ist abgesperrt, in den Gewächshäusern herrscht Wildwuchs, ebenso in der großen Halle, in der sich früher der Betrieb abspielte.

Philipp Kühn von der Biologischen Station wässert Seifenkraut auf dem Gelände der ehemaligen Stadtgärtnerei. Das Gelände ist abgesperrt, in den Gewächshäusern herrscht Wildwuchs, ebenso in der großen Halle, in der sich früher der Betrieb abspielte.

Foto: Roland Kohls

Allerdings wittert die CDU noch eine Hintertür, die neue Wohnhäuser hinter der Straße "Auf dem Dransdorfer Berg" doch noch möglich machen soll. Große Koalition hin oder her: Auch wenn die Grünen aufgrund der Vereinbarungen mit CDU und FDP heute für die Bebauung sind, waren sie letztlich durch Brigitta Poppe das Zünglein an der Waage. Die hatte sich als Anwohnerin für befangen erklärt und nicht mitgestimmt, was für Schwarz-Gelb-Grün zur Stimmengleichheit mit den Gegnern geführt hätte. Da machte es auch nichts mehr aus, dass es bei den Grünen eine Enthaltung gab.

SPD, Linke, Piraten, Bürger Bund Bonn und AfD brachten es auf neun Stimmen. Damit war das Vorhaben abgelehnt. Gerade die Grünen sind mit ihrer Meinung zu neuen Häusern immer wieder hin- und hergeschwenkt. Erst waren sie für eine Teilbebauung, dann kam 2012 das von ihnen mitbeauftragte Gutachten des Integrierten Freiraumsystems, das empfahl, die Fläche freizuhalten.

Die Grünen schlossen sich an. Es folgten nach der Kommunalwahl 2014 die Koalitionsverhandlungen. "Da haben wir zurückstecken müssen", sagte der Stadtverordnete Hartwig Lohmeyer auf Anfrage. In der Sitzung selbst mischten sich die Grünen in die Diskussion nicht ein. "Der Koalitionspartner ist nicht glücklich", so Lohmeyer.

Das stimmt. "Wir haben leider die Mehrheit verloren", sagte Dieter Behrenbruch, der hofft, dass er das Projekt nun noch über den Rat durchsetzen kann. Allerdings weiß er noch nicht wie. "Wir brauchen dringend Wohnraum in Bonn." Das sehen auch die Sozialdemokraten so, allerdings nicht auf dem ehemaligen Gärtnereigelände. Das hängt wieder mit der Kommunalwahl zusammen, in deren Vorfeld sich die Sozialdemokraten auf die Seite der Bürgerinitiative zur Erhaltung des Meßdorfer Felds geschlagen hatten. Da nutzte in der Bezirksvertretungssitzung auch das Werben Behrenbruchs nichts: "Das hier ist nicht das Meßdorfer Feld."

Bebaut würde im Prinzip nur jetzt bereits versiegelte Fläche. "Das ist eine Brache", sagte gestern Christian Chmela, Leiter der Biologischen Station Rhein/Erft. Wo die Frühbeete waren, stünden jetzt zwölf Meter hohe Birken und Weiden. Es sei sinnvoll, dort zu bauen.

Chmela ist mit den jetzt 90 Quadratmetern Bürofläche plus Seminarraum und Werkstatt nicht unzufrieden, wäre mit seinen Mitarbeitern aber auch gerne in einen Neubau umgezogen. "Das wäre eine Perspektive gewesen." Mit einem Teich und einem Biotop.

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