Christine Schirrmacher beschreibt die Lage Natürliche Rechte im Islam

BONN · Die Forderung nach Freiheitsrechten war ein zentrales Element der arabischen Revolutionen des Jahres 2011. Doch auch die Proteste konnten nichts daran ändern, dass Menschenrechte in den islamisch geprägten Ländern des Nahen Ostens bis heute vielfach weder durchgesetzt noch anerkannt werden.

 Menschenrecht: Auch in den allermeisten islamischen Ländern dürfen Frauen wählen.

Menschenrecht: Auch in den allermeisten islamischen Ländern dürfen Frauen wählen.

Foto: dpa

"Sind Islam und Menschenrechte grundsätzlich unvereinbar?", fragte die Islamwissenschaftlerin Professorin Christine Schirrmacher in ihrem Vortrag. Die Antwort: Es gibt durchaus eine Menschenrechts-Debatte in den islamischen Ländern, sie werde im Westen jedoch übersehen.

Es sei ein Fehlschluss zu glauben, dass die Anerkennung der Menschenrechte allein in westlich-christlichen Ländern möglich sei. Auch dort hätten die Kirchen erst im 20. Jahrhundert ihre Ablehnung eines rein menschlichen (also nicht von Gott stammenden) Rechts aufgegeben.

Positive Beispiele fänden sich etwa in Ägypten oder Marokko, wo eine Wahrheitskommission Menschenrechtsverletzungen der Vergangenheit aufarbeitet. Auch in der islamischen Theologie gibt es Strömungen, die eine Interpretation der Scharia zugunsten der Vereinbarkeit mit natürlichen Menschenrechten fordern.

Dennoch: Derzeit werden Rechte wie Religionsfreiheit oder die Gleichberechtigung der Geschlechter, wie sie in den westlichen Gesellschaften Einzug gehalten haben, in den islamischen Ländern des Nahen Osten mehrheitlich abgelehnt. Theologisch werde diese "inklusivistische Position" damit begründet, dass alles Recht nur von Gott stamme und daher aus dem Islam selbst kommen müsse.

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