Proklamation von Prinz Jürgen I. und Bonna Nora I. Narren bejubeln Prinz und Bonna

BONN · "Bönnsche im Jlöck, domols wie höck". Das passt. Kein anderes Karnevalsmotto kann treffender zusammenfassen, was am Freitagabend bei der Proklamation von Prinz Jürgen I. (Römer) und Bonna Nora I. (Jordan) in der Beethovenhalle abging.

Glückliche Bonner, glückliche Tollitäten und ein rauschendes Fest auf dem bönnschen Narrenparkett. Seit 21.47 Uhr ist der Narrenthron wieder besetzt - und zwar mit einer bildhübschen Prinzessin und einem staatsen Prinzen. 1750 Gäste stehen auf, klatschen begeistert und huldigen den neuen Narrenfürsten.

Jürgen I. macht seinen Familiennamen zum Programm. Seine Antrittsrede dreht sich um Römer, Geschichte und Anekdötchen. Und reimen kann seine Tollität auch: "Hier steh' ich nun, ich armer Tor, 93 Kilogramm von feiner Figur. Nur rheinisches Blut und Muskulatur und frage mich, was mach ich hier nur?" Die Antwort kommt aus dem Publikum und kann seinen Anhängern von den Bonner Stadtsoldaten zugeordnet werden: "Wir sind Prinz!"

[kein Linktext vorhanden]Das ist Ansporn für Jürgen I. Er versprach den Jecken ihr karnevalistisches Ölkännchen zu sein: "Wir sind positiv bekloppt, himmelhoch jauchzend, zeigen Spaß und Jeföhl. Wir rocken Bonn."

Proklamation des Bönnschen Prinzenpaares
156 Bilder

Proklamation des Bönnschen Prinzenpaares

156 Bilder

Nora I. bevorzugt die leisen Töne, erzählt von einem kleinen Mädchen, das einen Traum hat: Einmal Bonna werden. Am Ende der Geschichte wacht das Mädchen auf, ist Bonna und heißt Nora I. Mutter Renate Hendricks ist sichtlich gerührt. Als Abgeordnete im Düsseldorfer Landtag hört sie viele Märchen. Die Mehrzahl hat aber kein Happy End.

Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch schlüpft mal wieder in die Rolle einer historischen Größe: Er kommt als Caspar von Belderbusch, der einst fünf Jahre lang als Finanzminister dem Kurfürsten gedient hat. In gewohnt bühnensicherer Manier serviert der OB seine Rede in Mundart und in Reimform - für Rheinländer mit Migrationshintergrund schwere Kost. Und dann ist er doch wieder ganz OB, zeichnet als Stadtoberhaupt Prinz und Bonna mit den Insignien der Macht aus. Jürgen I. reckt selbstbewusst das Narrenzepter hoch. Von nun an regiert er mit seiner Bonna bis Aschermittwoch.

"Früher war alles besser." Das behauptet jedenfalls Ex-Bundesarbeitsminister Norbert Blüm. Um die personelle Flaute in der Büttenredner-Szene etwas abzumildern, springt der wortgewaltige Blüm hin und wieder mal als Gastredner ein. Der ehemalige Gewerkschafter teilt nach links und rechts aus, lobt Bonn, Beethoven und den Enthusiasmus in Sachen Festspielhaus. Applaus und Orden für "Nobbi", dann geht er mit seinem Rollator von der Bühne.

Marc Metzger, eigentlich ein Garant für Bauchmuskelkater, sorgt erst mal für Stirnrunzeln und Achselzucken. Wo ist der Blötschkopp? - fragen sich viele Gäste. Der Comedian hinkt seinem Auftrittsplan hinterher und sorgt für das einzige Loch des Abends - und das ist 13 Minuten lang.

Aber dann startet er ein Feuerwerk des Humors. Kostprobe gefällig? Warum verschwinden immer mehr Senioren bei der Nutzung des Internets? Antwort: Sie drücken Alt und Entfernen. Der Entertainer spielt gewohnt mit dem Publikum: Während seiner Rede tippt eine Frau auf dem Handy. Schwupp, ist es weg. Metzger gab es Norbert Blüm, denn bei ihm sind ja bekanntlich nicht nur die Renten sicher. Absoluter Wahnsinn: die Hebefiguren der 120 Jungs von der Stattgarde Colonia Ahoi zu Rockmusik aus dem Film "Straßen in Flammen". Sich als Mann im Spagat über die Köpfe der Mittänzer tragen zu lassen, ist mehr als außergewöhnlich. Tosender Applaus.

Zwei fürs Volk

Tollitäten Jürgen I. (Römer) und Nora I. (Jordan)

Mit dem neuen Prinzenpaar werden die Bonner schnell warm werden. Warum? Jürgen Römer und Nora Jordan tragen Hätz und Schnüss am richtigen Fleck. Will heißen: Sie sind Bönnsche durch und durch, ein Paar zum Anfassen. Nora I. ist 37 Jahre alt und hat viele Bonn-Faktoren zu bieten: Sie ist im Lakritzduft von Kessenich groß geworden und ist mit Leidenschaft eine "Wiesse Muus". Ihr Stolz sind die Söhne Elias und Bennet. Abgerundet wird das Jordan-Team von Ehemann Andreas. Warum sie Bonna geworden ist? Ganz einfach: Als kleines Mädchen hat sie schon davon geträumt, Karnevalsprinzessin zu werden - und jetzt ist sie es.

Bis Aschermittwoch heißt der Partner an ihrer Seite Jürgen Römer. Bonns neuer Prinz ist ein gestandener Mann: 51 Jahre alt, in Röttgen aufgewachsen, sportlich und mit rheinischem Mutterwitz ausgestattet. Fragt man ihn nach seinem Beruf, sagt er bescheiden Knochendoktor. Nun gut, das ist nicht falsch. Standesgemäßer wäre jedoch promovierter Sportorthopäde. Übrigens: Diplomierter Sportlehrer ist er auch noch, und sportlich dazu. In jungen Jahren war er Mitglied der Faustball-Nationalmannschaft. Karnevalistisch ist Jürgen I. in Bonn absolut geerdet: Vor 40 Jahren Kinderprinz in Röttgen, Mitglied der Stadtsoldaten und dort im Elferrat aktiv.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort