Öffentlicher Nahverkehr in Bonn Weniger Bushaltestellen für schnelleren Nahverkehr in Bonn?

Bonn · Um den verspätungsanfälligen Nahverkehr zu beschleunigen, bringen die Stadtwerke Bus und Bahn einen neuen Vorschlag ein. Auch weniger Bushaltestellen sind denkbar, um den Nahverkehr in Bonn zu beschleunigen.

Auch an der Otto-Hahn-Straße in Buschdorf ist eine Bushaltestelle.

Auch an der Otto-Hahn-Straße in Buschdorf ist eine Bushaltestelle.

Foto: Benjamin Westhoff

Um den verspätungsanfälligen Nahverkehr zu beschleunigen, bringen die Stadtwerke Bus und Bahn einen neuen Vorschlag ein: Geschäftsführerin Anja Wenmakers bietet an, dass die SWB-Planungsabteilung stärker als bisher Ideen ausarbeitet, um die Zuverlässigkeit zu verbessern. „Die Kapazitäten haben wir. Die Stadtwerke könnten unabhängige Verkehrsgutachten ebenso gut in Auftrag geben wie die Stadtverwaltung“, sagte SWB-Geschäftsführerin Anja Wenmakers dem GA. Sie betont, dass Stadt und SWB schließlich seit Jahrzehnten vertrauensvoll zusammenarbeiteten.

Die Stadtverwaltung hält ein solches Vorgehen allerdings nicht für möglich. Die Rollenverteilung der Stadt als Auftraggeberin und dem Verkehrsunternehmen als Auftragnehmer sei gesetzlich bestimmt. Danach sei die Stadt für die Ausgestaltung des Angebotes im öffentlichen Nahverkehr zuständig. „Die Vorbereitung solcher Entscheidungen des Rates obliegt unabdingbar der Verwaltung und kann nicht an das Unternehmen, welches mit der Leistungserbringung beauftragt ist, delegiert werden“, erklärte das Presseamt auf Anfrage.

Nahverkehr in Bonn: SWB bieten Stadt Hilfe an - weniger Bushaltestellen angeregt
Foto: grafik

Zum Hintergrund: Der Planungsausschuss hatte vor zwei Jahren Verwaltung und Verkehrsbetriebe damit beauftragt, linienscharfe Analysen vorzulegen, auf welchen Strecken mit welchen Maßnahmen der Nahverkehr beschleunigt werden könnte. Die SWB lieferten recht zügig erste Vorschläge. Das Planungsamt – derzeit sind sieben Stellen noch unbesetzt – brauchte allerdings Monate, um auf dieser Grundlage eine Vorlage zu erarbeiten.

Ein Ingenieur für die Ampeln

Obwohl der Stadt nach Angaben der SWB mehr als ein Dutzend Analysen vermittelt wurden, liegt der Politik bislang nur eine mittlerweile beschlossene Vorlage vor, laut der in Kessenich an der Ecke Eduard-Otto-Straße und der Markusstraße 14 Parkplätze wegfallen sollen, um einen Engpass auf der Linie 631 zu beseitigen.

Darüber hinaus beschloss der Stadtrat, einen Ingenieur zur Optimierung der städtischen Ampeln einzustellen und vier Ordnungskräfte, die Parkverbote zu kontrollieren haben.

Um die Pünktlichkeit von Bussen zu verbessern, hält der CDU-Stadtverordnete Georg Schäfer es für sinnvoll, auch die Zahl der Bushaltestellen auf ihre Notwendigkeit zu prüfen. Er macht das an einem Beispiel in Buschdorf deutlich: Die Buslinie 604 von Bornheim-Hersel bis Ückesdorf Mitte halte auf knapp zwei Kilometern Strecke innerhalb einer Schleife zwischen der Ecke Otto-Hahn-Straße/Kölnstraße und Schlesienstraße/Kölnstraße an acht Haltepunkten. Die Haltepunkte Hoogland und Im Großen Garten liegen 160 Meter auseinander. Hinzugekommen waren Haltestellen auch im Zuge von Siedlungsgebieten wie dem „Apfelgarten“. „Davon könnten mittlerweile sicher einige wegfallen, ohne dass es irgendjemandem wehtäte.“ Der Pünktlichkeit der oft verspäteten Linie mit langem Streckenverlauf käme das, so glaubt Schäfer, sicher zugute.

Wenmakers hält eine Ausdünnung an geeigneten Stellen für überlegenswert, verweist allerdings an die in der Angelegenheit zuständige Stadt Bonn.

Dichter Verkehr sorgt für Verspätungen

Vizestadtsprecher Marc Hoffmann erklärte, der Stadtrat habe mit dem Nahverkehrsplan auch über Zahl und Standards der Haltestellen zu entscheiden. „Vor dem Hintergrund der verkehrs- und klimapolitischen Zielsetzungen zum Ausbau des ÖPNV, den kontinuierlich steigenden Fahrgastzahlen, dem demografischen Wandel und der städtebaulichen Nachverdichtung werden attraktive und schnelle Zugangsmöglichkeiten zum ÖPNV-System zunehmend an Bedeutung gewinnen“, teilte Hoffmann mit. Der Nahverkehrsplan der Stadt lege zudem Zielwerte für die Raumerschließung durch öffentliche Verkehrsmittel fest, die es einzuhalten gelte. „Aus Sicht der Verwaltung kann daher eine Ausdünnung der Anzahl der Haltestellen derzeit nicht befürwortet werden.“

SWB-Sprecherin Veronika John zufolge sieht der Nahverkehrsplan im Stadtkern einen Abstand von 200 bis 300 Meter vor, im Kernrandbereich zwischen 300 und 400 Metern, im Außenbereich zwischen 400 und 800 Metern. Verspätungen fahre sich die Linie 604 vor allem auf stauanfälligen Abschnitten wie der Bornheimer Straße ein. Probleme mit der Zuverlässigkeit von Bussen und Bahnen im Stadtgebiet und darüber hinaus verärgern derzeit viele Fahrgäste. Die SWB begründen Unpünktlichkeiten und Ausfälle zwar vornehmlich mit einem bundesweit herrschenden Personalmangel, der für das SWB-Streckennetz bis Januar stetig behoben sein soll. Aber eben auch mit Staus und zäh fließendem Verkehr, gerade auf den Hauptstraßen.

Die Bonner SPD zweifelt nach Rücksprache mit dem Betriebsrat der SWB Bus und Bahn auch nach dem Jahreswechsel an einer ausreichenden Personaldecke. Sie fordert zusätzliche Einstellungen, „denn nur so sind Mitarbeiterausfälle aufzufangen“, so ihr stellvertretender Vorsitzender, Alexander-Frank Paul, der auch Vorsitzender der Bonner Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen in der SPD (AfA) ist.

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