Salafisten in Bonn Nächstes Treffen in der Rheinaue

BONN · Gerade ist das eine "Grillfest" fundamentalistischer Muslime, sogenannter Salafisten, vorbei, da wird bereits das nächste im Internet beworben. Am 22. Juni soll es in der Beueler Rheinaue stattfinden.

Mit "Verkauf, Vorträgen, Spielplatz für Kinder, Spaß für Erwachsene, WC für Frauen und Männer und Parkplätzen". So informiert seit Donnerstag der frühere Sprecher des Rats der Muslime, Karim Lakhal, über das Fest auf seiner Facebook-Seite.

Nach GA-Informationen hatte der Mittdreißiger das "Grillfest" mit radikalen Salafistenpredigern wie Pierre Vogel und Sven Lau im Grünzug Nord am Pfingstsonntag organisiert. Schon seinerzeit ohne Genehmigung. Weshalb nun, wie berichtet, "ein Bußgeldverfahren gegen den Veranstalter läuft", sagte Vize-Stadtsprecher Marc Hoffmann dem GA, ohne den Namen des Veranstalters zu nennen.

Auch für das Fest am 22. Juni in Beuel liege der Stadt bislang kein Genehmigungsantrag vor. Die Notwendigkeit dafür sei unter anderem gegeben bei der Verwendung von Lautsprechern - so geschehen an Pfingsten - und bei kommerziellen Veranstaltungen - "worauf das Wort “Verkauf„ ja schon schließen lässt", so Marc Hoffmann.

Zu der Frage, ob die Polizei solche Treffen im Rahmen des Versammlungsgesetzes verhindern könnte, sagte Bonns Polizeisprecher Robert Scholten: "Da es aus unserer Sicht Veranstaltungen mit Religionsausübungscharakter sind, besteht bei der Polizei keine Anmeldepflicht." Allerdings sei man jetzt gewarnt: "Das jüngste Fest unterschied sich schon allein von der Besucherzahl und der Werbung deutlich von früheren “Grillfesten„ in Bonn", so Scholten.

"Sollten solche Treffen politisch werden, müssten sie angemeldet und inhaltlich geprüft werden." Man werde jetzt auf jeden Fall das weitere Geschehen zusammen mit der Stadt beobachten, gab sich der Polizeisprecher selbstkritisch. Denn von dem Treffen in Tannenbusch wusste zwar die Polizei, hatte die Stadt aber nicht informiert.

Derweil werden - wie üblich - Videos von dem Treffen ins Internet gestellt. Darin äußern sich Teilnehmer und Wortführer der salafistischen Szene durchweg positiv über das "sehr gelungene Fest". Einer spricht von 300 Teilnehmern, ein anderer hofft, "dass es beim nächsten Mal in der Rheinaue noch viel mehr werden". Ein weiterer Teilnehmer lobt den "sehr aufschlussreichen Unterricht der vier Prediger". Neben Pierre Vogel gehörte dazu auch der ebenso in Bonn wohnende Kopf der radikalislamischen Gruppierung "Die wahre Religion", Abu Dujana.

Dass solche Veranstaltungen nicht nur der religiösen Erbauung, sondern auch dem Knüpfen salafistischer Netzwerke dienen, darauf weist der NRW-Verfassungsschutz hin, der ebenfalls ein waches Auge auf das Treffen in der Rheinaue haben wird, wie ein Sprecher gestern erkennen ließ.

Unter den Teilnehmern war auch der bekennende Al-Kaida-Sympathisant und ehemalige Linksterrorist Bernhard Falk, der sich gegenüber dem GA erfreut darüber zeigte, dass "man sich mit einigen bekannten Predigern, anders als übers Internet, von Angesicht zu Angesicht austauschen konnte".

Der Ludwigshafener erwähnte auch, dass er in Bonn Flugblätter verteilt habe. Darauf fordert er die Freilassung der "muslimischen politischen Gefangenen der BRD", wie Falk rechtskräftig verurteilte Islamisten bezeichnet.

Außerdem kümmert sich der 47-Jährige auch intensiv um den inhaftierten mutmaßlichen Bombenleger vom Bonner Hauptbahnhof, Marco G. Deutschland müsse wegen seiner Auslandseinsätze mit solchen Anschlägen rechnen. "Das sind natürliche Reaktionen", sagte Falk und verglich die Attentate mit dem Klimawandel: "Dabei sterben ja auch Unschuldige, wie bei Dürren in Afrika." Zu dieser Aussage passt, dass Falk den Dschihadisten, der in Brüssel vier Menschen tötete, lapidar als "militärisch ausgebildeten Muslim" bezeichnet.

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