Kommentar Nach der Ratswahl in Bonn - Ein Nervenkrieg

Bonn · Kommunalwahlen waren bisher stets deswegen so spannend, weil es auch oder vor allem einen Zweikampf um das Amt des Oberbürgermeisters gab. Der blieb diesmal wegen der geänderten Wahlordnung aus.

Entsprechend müde wirkte streckenweise der Wahlkampf. Trotzdem hat Bonn jetzt doch noch seinen Zweikampf. Austragen müssen ihn zwei Ratskandidaten, die zufälligerweise die gleiche Stimmenanzahl erzielt haben.Was für ein Nervenkrieg.

Die Nerven stark strapazieren dürfte auch die bevorstehende Suche der Fraktions- und Parteispitzen nach einem oder mehreren Bündnispartnern. So sympathisch, aber auch nicht ganz uneigennützig der Vorschlag von Linksfraktionschef Michael Faber klingt: Wechselnde Mehrheiten würden der Stadt angesichts der schwierigen Haushaltslage und zahlreicher ungelöster Probleme eher schaden. Schon einmal, nach der Wahl 2004, hat der damalige Rat mit dem ständigen Suchen nach Allianzen ziemlich schlechte Erfahrungen gemacht. Das Experiment mündete schließlich in eine große Ratskoalition.

Diese und andere Mehrheits-Konstellationen bieten sich auch jetzt an. Dafür muss aber die eine oder andere Partei über ihren Schatten springen. Zudem schielen alle etablierten Parteien auf die OB-Wahl im Herbst 2015. Sie bringt vor allem die CDU in die Bredouille. Sollte sie mit einem schwarz-roten Bündnis liebäugeln, muss sie sich mit dem SPD-OB arrangieren. Das dürfte ihr nicht nur angesichts des frostigen Klimas zwischen Jürgen Nimptsch und der Fraktionsspitze schwer fallen.

Denn schließlich will die Union auch einen eigenen OB-Kandidaten ins Rennen schicken. Eine vertrackte Situation. Die allerdings nichts an der Erkenntnis ändert: Die Stadt Bonn und ihre Bürger brauchen stabile Machtverhältnisse.

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