Stadt Bonn lässt Objekte entfernen Mysteriöse bunte Steine sorgen im Netz für Spekulationen

Bonn · Ein grün lackierter Stein vor dem Alten Rathaus in Bonn sorgte im Netz für Diskussionen. Am Remigiusplatz wird ein pinkes Exemplar gefunden. Bisher hat sich der Eigentümer nicht gemeldet.

Ein großer giftgrüner Stein lag fast drei Tage lang vor dem Alten Rathaus - um ihn herum klebte ein akkurates Karré aus rot-weiß-gestreiftem Band auf den Platten. Ist das Kunst?

Die Frage stellte sich auch Marc John, als er den „Stein des Anstoßes“ am Dienstagmorgen auf seinem Weg zur Arbeit entdeckte. Er ging um den ungewöhnlichen Findling herum und suchte nach einem Hinweis. Doch was er fand war weiter nichts. Typisch für 2017 zückte der junge Mann sein Smartphone und schrieb an die Gruppe "Du kommst aus Bonn wenn..." Was er damit startete, führte zwar nicht zur Beantwortung der Frage - was das wohl ist -, aber die Diskussion im Netz ist schon auf dem besten Wege, selbst Kunst zu sein.

Hier ein paar Auszüge: „vom Himmel gefallen?“ ist der Stein wohl eher nicht, oder doch? Er könnte ja „Ganz klar. Kryptonit!“ sein, ein fiktives Material, dessen Wirkung Superman schwächt. Vielleicht ist der Grund doch eher irdisch und es handelt sich um einen neuen Gipfel des Siebengebirges, also das „Achtgebirge“. Oder ist es doch eine praktische Erfindung für Hundehalter, nämlich ein „Hundeanpieselstein“? Eher nicht, meint eine weißhaarige Dame und weist auf einen Bericht aus dem ungarischen Szentendre hin. Dort hat die Künstlerin Kyru Ficzere ebenfalls bunte Steine ausgelegt. Warum? "Sie wollte den Menschen ein Lächeln schenken", heißt es.

Den Bonnern bereiten die bunten Steine eher Kopfzerbrechen. Ob es einen Zusammenhang zum Weltklimagipfel gibt? Da schreibt einer: „Ein schmelzender Eisberg. Soll auf Klimaerwärmung aufmerksam machen. Denk ich mal“. Das muss „wegen dem Welt-Klima Tag“ sein, schreibt eine zweite und die Dritte folgert, es müsse sich um „ein Klimagipfelchen“ handeln. Oder ist es doch der „Raucherbereich für die Grünen“?

Ist das Kunst oder kann das weg?

Und dann kommt es noch ganz jeck, denn: „Es hat Kinder bekommen! Ein Mädchen!“. Ob nun außerirdisch oder nicht, es handelte sich wohl doch nur um ein einzelnes „Kind“. Am Remigiusplatz vor der Bronzestatue fanden die Facebook-Nutzer noch einen pinken Stein. Auch der war fein säuberlich mit Absperr-Klebeband umsäumt. Das Netz zerbrach sich einen ganzen Tag lang den Kopf und hatte am Mittwochmorgen noch keine Antwort. „Ungewöhnlich“ findet das Marc John, der mit einer Auflösung innerhalb einer Stunde gerechnet hätte. Wie auch immer, ein Jeck wollte schon aufräumen für die Sessionseröffnung: "Solange der Driss am Samstag weg ist, bin ich froh. Alaaf".

Ungewöhnlich fand die Aktion auch das Bonner Presseamt. Dort konnte man das Rätsel ebenfalls nicht lösen und antwortet: „weder Kulturamt (Kunstwerk?), Stadtordnungsdienst, Veranstaltungskoordination, das Amt für Internationales, die Koordinierungsgruppe COP beim Bundesumweltministerium oder die Polizei wissen, was es damit auf sich hat.“ Im Netz wurde bereits geunkt, es könnte sich auch um einen "Stolperstein" handeln. Ob der Künstler auf den Jahrestag der Pogromnacht hinweisen wollte? Dabei hatte der Stein schon am Sonntagnachmittag an gleicher Stelle gelegen, wie ein Twitter-Nutzer dem GA mitsamt Beweisfoto schrieb.

Nun endet die Geschichte, denn das Presseamt schreibt: „Damit niemand im Dunklen darüber stolpert, holt der Stadtordnungsdienst die Objekte jetzt ab. Sie kommen in die Sammlung zu einem ganz ähnlichen pinken Stein, den die Kollegen im Jahr 2014 auf den Fuß- und Radweg an der Walter-Flex-Straße (heute Genscherallee) gefunden haben.“ Oder ist das eine Spur zum Künstler?

Auch am Freitag hat sich der Eigentümer der Steine nicht bei der Stadt gemeldet, so das Presseamt auf GA-Nachfrage. Sie waren am Mittwoch aus Gründen der Verkehrssicherheit weggeräumt worden. Die - inzwischen drei - Steine sind unterdessen beim Ordnungsamt eingelagert, wie ein Twitter-Foto zeigt.

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