U3-Betreuung Mutter erhält Absagen von 17 Kindergärten

BONN · "U3! ? Bin ich dabei?". Mit dieser Frage sprach die SPD-Fraktion jetzt bei einem Diskussionsabend vielen Eltern aus der Seele. Zumal Moderatorin Dörthe Ewald den Betroffenen schnell Rederecht gab. Ab 1. August gilt der Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz ab dem ersten Lebensjahr.

Doch die Erste, die ans Mikrofon kam, Mutter von zweijährigen Zwillingen, sieht auch für den Sommer noch kein Land. Absagen von 17 Kindertagesstätten für unter Dreijährige (U3) habe sie schon in der Tasche. Ihr Mann könne kein Elternjahr mehr anhängen, ohne die Stelle zu verlieren, berichtete die Frau.

Nun habe man den Mädchen Plätze in einer so weit entfernten Kita versprochen, so dass die Eltern täglich 36 Kilometer unterwegs sein werden. "Und ganz in unserer Nähe gibt es vier katholische Kindergärten, die uns nicht nehmen, weil wir nicht katholisch sind", sagte sie. Mit einer Klage werde sie kaum Chancen haben. "Ich überlege, am 1. August mit meinen Zwillingen in Berlin zu protestieren."

Letztlich absurde Fälle wie diesen stellte die Podiumsrunde natürlich vor Probleme. Da mochten die Bedingungen für den U3-Ausbau in Bonn gerne NRW-Spitzenreiterqualitäten haben, wie es NRW-Staatssekretär Bernd Neuendorf und Jugendamtsleiter Udo Stein mit Zahlen und Daten belegten. Neuendorf rief zu Geduld auf, und Stein, dem der Fall der Zwillinge bekannt war, sprach von einer schmerzlichen Übergangssituation. "Aber wir versuchen, uns die Beine auszureißen."

Helfen konnte der Frau akut keiner. "Es kann einfach nicht sein, dass städtische und unsere Einrichtungen aus allen Nähten platzen, dass aber kirchliche Kitas, die auch aus Steuergeldern finanziert werden, das Recht haben, Kinder abzuweisen", meinte Beate Dreiner-Tönnes (Arbeiterwohlfahrt). Stein erklärte, dass die Stadt auf die Vergabepraxis dieser Einrichtungen keinen Einfluss habe. "Wir müssen das Thema aber noch mal anpacken." SPD-MdB Ulrich Kelber ist sicher: "Der Bund muss für den U3-Ausbau und auch für die Sicherheit der Plätze für über Dreijährige noch einmal viel Geld in die Hand nehmen."

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