GA-Live-Talk Munterer Start der Bonner Elefantenrunde

Bonn · Im Gespräch mit GA-Redakteur Holger Willcke im Bonner Gasthaus "Elefant" zeigen sich Generalmusikdirektor Dirk Kaftan und der Mediziner Eckart von Hirschhausen von ihrer privaten Seite.

18 möchte er nicht noch einmal sein, ist von Bonns Generalmusikdirektor Dirk Kaftan zu hören. Trotzdem hat der 48-Jährige zur ersten Bonner Elefantenrunde am Sonntagabend im gleichnamigen Restaurant an der Sternstraße lässig giftgrüne Sneakers zum beigen Sommeranzug geschnürt. Auch der zweite Gesprächspartner des Abends zieht nach wenigen Minuten leger die Weste aus, knautscht sie hinter sich in den Sessel und erklärt, wie er auf seine täglichen 10 000 Schritte kommt: Der Kabarettist Eckart von Hirschhausen führt neuerdings längere Telefongespräche im Gehen. Jede Aussprache ist damit jedenfalls ein Gewinn an Fitness.

Bonner Persönlichkeiten einmal locker von einer privateren Seite zu erleben, ist die Idee hinter der Elefantenrunde. Auf Einladung des General-Anzeigers und des „Elefanten“ soll sie künftig zwei- bis dreimal im Jahr stattfinden. Namentlicher Anknüpfungspunkt sind natürlich die legendären Elefantenrunden nach der Bundestagswahl, bei denen einst politische Schwergewichte der Bonner Republik aufeinandertrafen.

Doch Politik spielt im neuen Format allenfalls eine Nebenrolle: Bei belegten Brötchen und kalten Getränken verstrickt GA-Redakteur Holger Willcke seine Gäste in ein Gespräch mit ernsten wie heiteren Spitzen und einer fast schwindelerregenden Themenfülle.

Von der Angst, doof zu bleiben

Die reicht von der Angst vorm Älterwerden – Hirschhausen empfiehlt: „Stattdessen sollte man mehr Angst haben, doof zu bleiben“ – über positive Vorbilder, die fehlen, bis zu einer klaren Haltung zur Europawahl. Das Plädoyer für ein demokratisches Europa flicht Hirschhausen ein wie in seinen Bühnenprogrammen, „auch wenn die Leute dafür nicht bezahlt haben.“ Applaus bekommt er auch als er Bonns Kindern für die Zukunft mehr saubere Luft wünscht: „Lieber atme ich die Abgase von zehn Radfahrern ein als von einem Dieselmotor“.

Den Abend prägt ein flammendes Bekenntnis aller Anwesenden zum persönlichen Erleben. So freut sich Kaftan natürlich darüber, dass in Bonn im Verhältnis zur Bevölkerung doppelt so viele Menschen Konzerte besuchen wie in Berlin. Und das, obgleich insgesamt noch nie so viele Menschen Livemusik hören wie jemals zuvor. Die Mär von leeren Konzertsälen sei „Fake News“. Mit einer deutlich erhöhten Schlagzahl an Konzerten und Workshops haben er und das Beethoven Orchester darauf reagiert.

Publikumsfragen auf Bierdeckeln

Auch im Elefanten lassen Publikumsreaktionen nicht auf sich warten. Nachdem Kaftan über seine Anstrengung im Konzert berichtet hat – „Ich bin danach völlig durch“ – und ebenso über die Leere und Einsamkeit nach dem gefallenen Vorhang – schreibt ein Gast besorgt auf einen der ausliegenden Frage-Bierdeckel, wie man dem Chef des Beethoven Orchesters denn mal eine besondere Freude machen könne?

Das zeigt: Der Abend hat den Nerv des Bonner Publikums getroffen. Dieses ist aufgeschlossen, empfindsam und dennoch harmoniebedürftig. Entsprechend plaudern die Herren sich durch den Abend. Am Ende will „der Dirk“ „dem Eckart“ sogar das E-Bike leihen, um einen Fitness-Test gegen den Komiker-Kollegen Wigald Boning zu bestehen. Die größte Herausforderung für den Mediziner und Vielschreiber – so erklärt er unumwunden – sei schließlich, „das umzusetzen, was ich selbst empfehle“.

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