Kirschblütenfest in der Bonner Altstadt Multikulti unterm Blütendach

BONN · Besucher aus der ganzen Welt kommen zum Kirschblütenfest in die Bonner Altstadt. Trotz kühler Temperaturen tummelten sich viele Menschen in den Straßen.

„We are coming“, ruft die junge Kanadierin in ihr Smartphone, neben ihr unterhalten sich japanische Studenten, die am Morgen eigens aus Düsseldorf angereist sind, Roberto und Vicente starteten vor zwei Tagen in Barcelona: Ein internationales Stimmengewirr erfüllte am Wochenende die Altstadt.

Nicht ganz so weit war die Anreise von Margret Schrenk. „Ich hab vor ein paar Jahren hier in der Wolfstraße gewohnt. Ich weiß, dass dies ein einzigartiges Naturschauspiel ist“, erzählt die Lehrerin auf dem Schulhof der Marienschule. Deshalb hatte sie Freunde aus ihrer neuen Heimatstadt Köln überredet, gemeinsam zum Kirschblütenfest nach Bonn zu fahren. „Ich bin eigentlich nur mitgefahren, weil Margret so lange davon erzählt hat. Aber das, was ich jetzt sehe, haut mich wirklich um“, stimmt ihr Otto Hut bei.

Schon morgens strömten die vielen Besucher gleich scharenweise vom Berliner Platz zum „Altstadt-Tor“, der Breite Straße. Kaum waren die ersten Bäume in Sicht, wurden Handys gezückt, Stative zusammengesteckt und ausgerichtet. Autofahrer, die über die Maxstraße zur Stadthausgarage fahren wollten, kamen nur im „Stop-and-go“-Modus weiter. So international die Besucher, so international war auch das Angebot an diesem Tag: Es gab Bier und Caipirinha, marokkanische Hirsekekse und veganen Kaiserschmarrn, „Tazzy Food“ von Down under, Zuckerwatte oder Crêpes. Für die vielen asiatischen Gäste waren Glasnudelsalat und Wagyu-Tatar im Angebot.

Besucheransturm trotz kühler Temperaturen

Dabei hatte der Tag nicht gerade freundlich begonnen. Regenschauer und kühle vier Grad weckten nicht gerade Frühlingsgefühle. „Trotzdem, ich war ganz relaxt“, erzählt Frauke Schröder, die mit ihrer Agentur die Organisation des Festes übernommen hatte. „Das Programm ist so vielseitig, dass die Besucher bei jedem Wetter kommen.“ Und mit dieser Einschätzung lag sie genau richtig.

Wer sich an den Kirschblüten satt gesehen hatte, der stöberte beim Flohmarkt nach Krimskrams aus Kinderzimmer, Kleiderschrank, Keller und Dachboden. Erstmals wurde dafür in diesem Jahr eine Standgebühr erhoben. „Auf jedem Flohmarkt kostet es etwas. Das ist doch normal“, meinte Max Schlösser an seinem Ladentisch in der Heerstraße. „Ich kann damit ebenfalls leben“, stimmte ihm Regine Volpers zu.

Schon vor dem Kirschblütenfest hätte Dragana Paripovic „Millionärin“ sein können. Die Designerin verkaufte Taschen mit dem Aufdruck „Cherry Blossom Bonn“ und den entsprechenden japanischen Schriftzeichen. Am Haus in der Heerstraße hing schon seit Tagen eine riesige Fahne mit dem gleichen Emblem. „Hätte ich für jedes Foto, das von unserem Haus mit der Fahne und dem blühenden Baum davor gemacht worden ist, zehn Cent bekommen, wäre ich jetzt reich“, erzählte Dragana Paripovic lachend.

Wer die Kirschblüte in der Altstadt noch erleben will, der muss sich jetzt beeilen. Denn nach Einschätzung von Maximilian Weigend, Direktor des Botanischen Gartens, wird die Blüte nur noch höchstens eine Woche lang zu sehen sein. Dann fallen die zarten Blättchen wie Schneeflocken auf den Boden.

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