Streit um Aushang am Brüser Berg Mitglied der Bonner AfD fühlt sich in Nazi-Ecke gestellt

Bonn · Die Diakonie hatte beim Neujahrsempfang im Nachbarschaftszentrum Brüser Berg den Slogan „Unser Kreuz hat keine Haken“ ausgehängt. Darauf reagierte ein Mitglied des Bonner Kreisverbands der Alternative für Deutschland (AfD) mit einem eigenen Aushang.

 Die AfD reagierte auf den Slogan „Unser Kreuz hat keine Haken“.

Die AfD reagierte auf den Slogan „Unser Kreuz hat keine Haken“.

Foto: Privat

Am vergangenen Samstag hatte der Bonner Kreisverband der Alternative für Deutschland (AfD) zum Neujahrsempfang auf den Brüser Berg geladen. Rund hundert Demonstranten des Bonner Bündnisses gegen Rechts protestierten nach Angaben der Polizei vor dem Nachbarschaftszentrum gegen die AfD. Was den früheren Bonner AfD-Parteivorsitzenden Sascha Ulbrich allerdings mehr störte, war ein Plakat, das die im Nachbarschaftszentrum ebenfalls angesiedelte Diakonie ausgehängt hatte. Darauf waren die Worte „Unser Kreuz hat keine Haken“ zu lesen. Ulbrich fügte einen eigenen Zettel hinzu: „Wir wissen nicht wie viele Haken das Kreuz ,IHRES VEREINS’ hat... unsere Partei hat ein Herz! Und das schlägt: blau!!!“

Ulbrich sagte: „Wir verwehren uns massiv gegen solche Anspielungen und empfinden diese als äußerst geschmacklos.“ Die Mitglieder des Bonner AfD-Kreisverbandes seien „fernab von jeglicher Form von Rassismus, Extremismus oder NS-Logik“. Er finde es nicht richtig, dass der Kreisverband in die Nazi-Ecke gestellt werde, damit sei ein sachbezogener Diskurs praktisch nicht mehr möglich. Auf Nachfrage, wie er zu radikalen Flügeln der Partei stünde, wie sie der Thüringer Björn Höcke verkörpert, sagte Ulbrich: „Wir haben Idioten in der Partei. Ich verstehe aber nicht, warum viele nicht einsehen, dass es auch andere gibt.“

SPD-Ratsfrau Gieslint Grenz, Leiterin des Nachbarschaftszentrums, erklärte, die Diakonie trete mit dem Slogan für Vielfalt in der Gesellschaft und gegen Hass ein. „Wir haben auch keinen Bezug zur AfD genommen. Der Slogan ist nur für diejenigen gedacht, die sich angesprochen fühlen.“

„Unser Kreuz hat keine Haken“

Schon im Oktober hatte die AfD zu einer Diskussionsrunde mit dem Bundessprecher Jörg Meuthen ins Nachbarschaftszentrum eingeladen. Stadt und kirchliche Einrichtungen agieren auf dem Brüser Berg unter einem Dach. Die Stadt muss Parteien für deren Veranstaltungen Räume bereitstellen. Andrea Hillebrand, Pressesprecherin der Bonner Diakonie, sagte: „Wenn es alleine unser Haus wäre, würden wir sicherlich nicht an die AfD vermieten.“ Nicht nur die Diakonie, sondern auch die katholische Caritas und andere greifen seit einigen Jahren zum Wort „Unser Kreuz hat keine Haken“. Es gehe, so Hillebrand, darum, „sich in Sachen Integration stark zu positionieren für eine offene Gesellschaft einzutreten“. Caritas-Direktor Jean-Pierre Schneider sagte, die Idee hinter der Aktion sei, klarzustellen, dass Wohlfahrtsverbände „für ein christliches Menschenbild stehen und gegen Ausgrenzung.

Der Bonner Politologe Marco Jelic von der Universität Bonn hält die Meinungsäußerung der Diakonie für legitim. „Die Kirchen können ihren Standpunkt deutlich machen. Das Menschenbild, anderen zu helfen, beispielsweise Flüchtlingen, steht politischen Positionen der AfD diametral gegenüber“, sagte Jelic. Auch wenn einige westdeutsche Verbände der Alternative für Deutschland gemäßigter seien als manche ostdeutsche Verbände, so sei doch nicht zu leugnen, „dass die radikalen Flügel in den vergangenen Jahren stärker geworden sind“..

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