Internationale Weihnachten in Bonn Mit Kartoffelsalat und Bûche de Noël

BONN · "Felices fiestas", "Joyeux Noël" und "Maligayang Pasko": Bonn ist auch im Weihnachten-Feiern eine internationale Stadt. Eine, in der Menschen aller Kontinente in binationalen Familien oder als Nachbarn mit deutschen Mitchristen feiern.

 Die philippinische Familie Valentin probt mit dem Gemeindechor für den Gottesdienst.

Die philippinische Familie Valentin probt mit dem Gemeindechor für den Gottesdienst.

Foto: Horst Müller

Und sich auch mexikanisch, französisch oder philippinisch Glück wünschen. Wenn die Glocken also am Heiligen Abend in die Kirchen rufen, dann haben sich auch viele ausländische Bürger auf diese Christmetten vorbereitet.

Wie die philippinische Familie Valentin, die schon seit Wochen mit ihrem Gemeindechor probt. An diesem Abend drängen sich an die 20 Sänger in Emily und Gavino Valentins Wohnzimmer. Englischsprachig wird das Lob Gottes gesungen. "Es soll ja ein schöner Gottesdienst werden", meinen die Valentins, die bei United Nations Volunteer (UNV) tätig sind und mit ihren drei Kindern und nicht zuletzt dem vierjährigen Enkel Elias auf den Auftritt hinfiebern.

Zum Fest gibt es nach dem Gottesdienst zu Hause eine Mischung aus deutschen und philippinischen Gerichten. "Und auch der Weihnachtsmann wird Geschenke unter den Baum legen", verrät Gavino Valentin augenzwinkernd.

Deutsch-mexikanisch geht es bei Esmeralda Hernandez zu. "Meine deutsche Schwiegermutter bereitet zum Heiligen Abend traditionell Kartoffelsalat und am ersten Weihnachtstag Ente zu", erzählt die Mitarbeiterin von United Nations University. Gemütlich sitze man nach der Kirche unter dem Weihnachtsbaum bei Spielen und Gitarrenmusik von Sohn Marvin zusammen.

Mit Marvin hat Esmeralda Hernandez aber auch eine typisch mexikanische Tradition vorbereitet, die zur Freude der ganzen Familie jedes Jahr unbedingt dazugehört. "Wir haben aus buntem Pappmaché auf einem Ballon eine Piñata gebastelt, mit der es zum Fest süße Überraschungen regnen soll", verrät Fernandez. Bei dem in Mexiko, aber durchaus auch in Spanien üblichen Brauch wird die große Kugel mit den langen kegelförmigen Spitzen zu Weihnachten unter großem Hallo und fröhlichem Singen zerschlagen. "Damit soll symbolisch das Böse vertrieben werden", erzählt Hernandez und zeigt mit Marvin strahlend das diesjährige blau-silberne "Ungetüm", an dem brav Lametta hängt.

Und wie wird "Noël chez les Mannheims" gefeiert? Indem die deutschen und französischen Traditionen ebenso locker zusammenfließen wie bei den Hernandez die deutschen und mexikanischen. Denn Josiane Blanc-Mannheim, die im Unesco-Bildungszentrum Unevoc arbeitet, hat mit einer Freundin am Vortag auch eine typisch französische Bûche de Noël gezaubert. Das ist eine Weihnachtstorte in Baumstammform und wird bei den Mannheims als krönendes Dessert des Festessens gereicht. Natürlich zu einem Glas Champagner.

"Ich habe mein Bestes gegeben", stöhnt Blanc-Mannheim, nachdem sie letzte Hand an diesen rechteckigen Biskuitboden gelegt hat. Der muss mit der Füllung aus Buttercreme am Ende aufgerollt und seitlich aufgesetzt sein, damit die Stammform entsteht. "Noch im letzten Jahr hatten wir unsere Harley als Weihnachtsbaum hier stehen", berichtet Josiane Blanc-Mannheim lachend. Jetzt ist die Harley leider verkauft. Die Mannheims werden ab sofort komfortabler mit Campinghaus reisen. Deshalb musste dieses Jahr ein Weihnachtsbaum her.

Den hat Josiane Blanc-Mannheim inzwischen entsprechend geschmückt. Zu den Mannheims hat sich nämlich eine internationale Festgemeinschaft angesagt: Die Söhne, ihre Frauen, eine Schwägerin und eine Freundin. Da werden die Lieder entsprechend zweisprachig durchs Haus schallen: also "Mon beau sapin, roi des forêts" ebenso wie das deutsche "Oh Tannenbaum".

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