Grabstätte auf dem Alten Friedhof Mit Heißdampf gegen Moos und Algen

Bonn · Die Grabstätte von August Wilhelm von Schlegel wurde auf dem Alten Friedhof aufwendig restauriert. Der Professor hatte die Uni Bonn mit aufgebaut.

 Restauratorin Manuela Prechtel erklärt bei der Gedenkfeier auf dem Alten Friedhof ihre Vorgehensweise bei der Restauration. FOTO: BRODÜFFEL

Restauratorin Manuela Prechtel erklärt bei der Gedenkfeier auf dem Alten Friedhof ihre Vorgehensweise bei der Restauration. FOTO: BRODÜFFEL

Foto: Hans Peter Brodüffel

Verwittert wird er hellgrau, poliert dunkelblau. Es ist nicht zuletzt das farbliche Veränderungspotenzial, das die Restauratorin Manuela Prechtel am Aachener Blaustein schätzt. Insgesamt zwei Monate lang hat die Bonnerin im Auftrag der Gesellschaft der Freunde und Förderer des Alten Friedhofs den Grabstein von August Wilhelm von Schlegel (1767-1845) auf der über 300 Jahre alten denkmalgeschützten Ruhestätte an der Bornheimer Straße saniert.

„Wir freuen uns, dass die Restaurierung pünktlich zu Schlegels Geburtstag am 5. September 1767 fertig gestellt wurde“, sagte Eva Hüttenhain, Vorsitzende der Gesellschaft der Freunde und Förderer des Alten Friedhofes bei einer Gedenkfeier für den berühmten Professor der Universität Bonn. Mit heißem Dampf entfernte Prechtel Algengeflechte und Moose, mit einem Mikropartikularstrahl die Krusten, verschloss Risse und Ritzen und verlieh der Inschrift mit Blattgold neuen Glanz. Die Kanten ließ sie bewusst unbearbeitet. „Man soll den Zahn der Zeit sehen“, sagte die freiberufliche Restauratorin, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Kunst- und Kulturgüter aus Stein vor dem Verfall zu schützen und für die nachfolgenden Generationen zu erhalten.

Restaurierung hat 10 000 Euro gekostet

„Dabei stellen maßvolle Eingriffe, die dem Schutz und dem Erhalt des Originals dienen, das Ziel meiner Restaurierung dar“, so Prechtel. Der Metallrestaurator Alexander Justen aus Rheinbach sanierte das Gitter aus Gusseisen, das das Grab umschließt. Die Gesamtkosten der aufwendigen Restaurierung haben betragen fast 10000 Euro betragen. Konrektor Professor Andreas Zimmer bedankte sich im Namen der Universität für die „ästhetisch ansprechende“ Restaurierung. Schon bald will sich die Exzellenz-Uni um die Besetzung von zehn Schlegel-Professuren mit international führenden Forschern in allen Fakultäten bemühen. „Für die finanziell hervorragend ausgestatteten Professuren wollen wir die besten Köpfe“, sagte Zimmer.

Professor Jürgen Fohrmann erinnerte an die vielen Verdienste des Philologen, Übersetzers und Literaturkritikers, der 1818 einen Ruf an die Universität Berlin ablehnte und sich für Bonn entschied. Zu den herausragenden Leistungen Schlegels in Bonn habe, so Fohrmann, die damals neue Kommunikation zwischen Lehrenden und Lernenden durch die Etablierung des Seminars gehört. Auch als Begründer der Indologie mit Sanskritseminaren habe Schlegel Maßstäbe gesetzt. „Unerreicht sind bis heute Rhythmus und Sound seiner Shakespeare-Übersetzungen“, so Fohrmann. Er erinnerte auch an die europäische Dimension von Schlegels Leben und Wirken und seine prägende Bekanntschaft mit der französischen Schriftstellerin Louise Germaine de Stael-Holstein, deren Landsitz am Genfer See ein geistiger Treffpunkt Europas war. Schlegel begleitete Napoleons Kritikerin auf zahlreichen Reisen, die ihn unter anderem nach Italien und Frankreich führten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort