Gericht in Bornheim „Mit der Menge hätte man ganz Bonn high machen können“

Bornheim/Bonn · Landgericht schickt Bornheimer Drogenbande für viele Jahre hinter Gitter. Vater, Sohn und Enkelinnen landeten auf der Anklagebank.

 Marihuana spielt eine Rolle beim Familienunternehmen der Bornheimer.

Marihuana spielt eine Rolle beim Familienunternehmen der Bornheimer.

Foto: dpa

Kein normaler Bürger in Bornheim und Alfter ahnte, was sich monatelang bis Juni 2015 nachts auf dem dortigen Bolzplatz abspielte: In schöner Regelmäßigkeit wechselten dort große Mengen Marihuana den Besitzer. Ein 67-jähriger Bornheimer nahm die Drogen von holländischen Lieferanten in Empfang und transportierte sie in eine Wohnung, in der sein 40-jähriger Sohn und der 37-jährige Kopf der Drogenbande den Stoff bunkerten, abpackten, um ihn weiter an den Kunden zu bringen. Gestern wurde das Trio von der 2. Großen Strafkammer des Bonner Landgerichts nach am siebten Prozesstag für lange Zeit hinter Gitter geschickt.

Der 37-jährige Haupttäter wurde wegen bandenmäßigen Drogenhandels zu sieben Jahren Haft, der 40-jährige Bornheimer zu vier Jahren und sein 67-jähriger Vater wegen Beihilfe zu zweieinhalb Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Die beiden 16 und 20 Jahre alten Töchter des 40-Jährigen, die wegen Beihilfe mit auf der Anklagebank gelandet waren, hatte das Gericht bereits am zweiten Verhandlungstag nach Hause geschickt: Die 20-Jährige, die als Mieterin der Drogenwohnung fungierte, muss 50 Sozialstunden leisten. Ihre jüngere Schwester, die in einem Fall bei der Auslieferung von Marihuana dabei gewesen war, wurde vom Gericht nur verwarnt und vom Kammervorsitzenden Wolfgang Schmitz-Justen mit den Worten entlassen: „Das machen wir nicht wieder.“

Dass der Vater seine Kinder mit in die Drogengeschäfte hineingezogen hatte, wurde dem 40-Jährigen nun vom Gericht besonders angekreidet. Aber dafür hielt die Kammer dem Angeklagten und dessen Vater zugute, dass sie nach ihrer Festnahme sofort ausgepackt und alle benannt hatten, die in den Handel verstrickt waren, was zu weiteren Festnahmen geführt hatte. „So kommen sie nun in den Genuss des Petzen-Paragrafen“, erklärte der Richter mit Verweis auf die Kronzeugenregelung.

In den Genuss kam der 37-jährige Familienvater nicht. Der legte zwar ein rückhaltloses Geständnis in eigener Sache ab, doch er verriet niemand anderen. „Für ihn ist die Ganovenehre noch etwas wert“, kommentierte der Richter. Deshalb werde die Strafe für den 37-Jährigen nicht mehr gemildert.

Weit mehr als 100 Kilo bestes Marihuana für fast eine Million Euro wurden laut Anklage von Herbst 2014 bis Juni 2015 an Abnehmer vor allem im Köln/Bonner Raum verkauft. „Das waren 1,362 Millionen Konsumeinheiten“, so Richter Schmitz-Justen. „Mit der Menge hätte man ganz Bonn eine Zeit lang high machen können.“

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