Benjamin Schaschek und Hannes Koch Mit der "Marianne" um die Welt

BONN · Benjamin Schaschek und Hannes Koch segeln seit vier Jahren auch musikalisch über die Ozeane.

Am Meeresstrand sitzt eine braungelockte Frau auf einem gelben Plastikstuhl und singt mit warmer Stimme über Regenwolken, die sich im heißen Indien sicher nicht so schnell sehen lassen werden.

In ihren Sonnenbrillengläsern spiegelt sich im Video Aufnahmetechniker Benjamin Schaschek aus Sankt Augustin, der dem Lockenkopf den Soundtrack von Musikern mehrerer Länder in die Ohren spielt - und Kjjayinee Roy macht aus den Gitarrenklängen aus Australien und Südafrika, dem Trommelschlag aus Sri Lanka und dem Percussionwirbel aus Thailand einen mitreißenden runden Song.

Schascheks Kumpel Hannes Koch schneidet derweil alles im improvisierten Strandstudio mit. "Unser Konzept ist, dass ein Musiker mit einer Melodie, einer Akkordfolge, einem Rhythmus beginnt und die nächsten an anderen Orten diese Einspielung zum Song entwickeln", erläutert Schaschek. Unzählige Einspielungen sind in vier Jahren so schon entstanden. Morgen wollen die beiden über ihre Abenteuer mit einer Multimedia-Präsentation im Pantheon berichten.

Derzeit kann man das Duo auch in der Serie "Sailing Conducters" fast täglich beim ARD-Sender Eins-Plus erleben. Weltmusik bekommt in diesem originellen Konzept der beiden einen ganz besonderen Klang. Die zwei sind nämlich nicht nur musikalisch, sondern seit vier Jahren auch im Wortsinn als Weltumsegler unterwegs. Schaschek, der 27-Jährige aus Sankt Augustin, der im Bonner Helmholtz-Gymnasium die Schulbank drückte, ist bei den "Sailing Conductors" Captain Ben Bart, Expeditionsleiter und Toningenieur, der bei den Songs auch gerne das Cello spielt.

Der Captain sieht, wie er betont, alles positiv, hasst Telefonieren, Stress, Plastikblumen und Mückenstiche, mag dafür aber das Essen von Freund Hannes alias Smutje Hannes Hafenklang umso mehr. Dem 26-jährigen "Smutje" aus Rostock wiederum attestiert der Captain, er habe musikalische goldene Ohren, ihn widerten aber vor allem Kakerlaken in der Galley an.

Denn der Captain und sein Smutje sind nicht denkbar ohne die Dritte im Bunde, ihre "Marianne", einen 11 000-Euro-Segler der Marke Rawson 30 aus Fieberglas. Wie die beiden auf den 9,14 Meter langen Segler kamen? Sie hätten sich beim Tontechnikerstudium in Berlin kennengelernt und danach wieder zusammengefunden, als Schaschek in Australien plötzlich ohne Flugticket auf die Idee gekommen ist, die Rückfahrt mit dem Kumpel per Segelschiff zu bestehen. Ohne zu dem Zeitpunkt wirklich segeln zu können, wohlgemerkt.

Hannes Koch sei zu überzeugen gewesen. "Denn das war doch unsere letzte Chance, rauszukommen und die Welt zu sehen." Und los ging es 2011 unter einer selbst gemachten Piratenflagge, immer mit guter Moral, der Filmkamera und dem Musikaufnahmegerät an Bord und mit dem Schlafsack direkt neben dem Steuerrad, so der Captain. Für den Fall, dass nachts ein Sturm aufkam.

Sein Smutje sorgte dafür, dass unter Deck auch bei reichlich Seegang das Essen immer im Topf blieb. Plötzlich wurde aus der geplanten direkten Überfahrt ein fast vierjähriger Trip durch 30 Länder. Momentan legen die beiden eine kurze Segelpause ein, sagt der Captain. Sie wollen nämlich jetzt mit ihrer "Marianne" weiter in die Welt hinaus. "Die Sturmzeit ist uns in die Quere gekommen, und wir haben es nicht mehr pünktlich über den Atlantik geschafft."

i Morgen Abend um 20 Uhr gehen der Captain und sein Smutje im Pantheon, Bundeskanzlerplatz, vor Anker. Karten für ihre Multimedia-Präsentation kosten 14, ermäßigt zehn Euro. Weitere Informationen auf www.live.sailingconductors.com

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