Ferienfreizeit in der Waldau Mit dem Flitzebogen durch den Kottenforst

Venusberg · Jeden Morgen, wenn das fahle Licht der Dämmerung auf den feuchten Waldboden des Kottenforsts trifft, versammelt sich eine Gruppe winziger Indianer vor dem "Baum, in dem die Eule wohnt". So nennen die kleinen Wilden die alte Eiche, neben der sie ihr Camp aufgeschlagen haben. Sie lernen bei der Ferienfreizeit das Leben von Naturvölkern kennen.

 Waldindianer in der Waldau: Simon schnitzt einen Pfeil.

Waldindianer in der Waldau: Simon schnitzt einen Pfeil.

Foto: Barbara Frommann

Dort schnitzen und basteln die Kinder und erzählen sich gegenseitig Geschichten. Natürlich handelt es sich bei den Mini-Winnetous nicht um amerikanische Ureinwohner, sondern um Kinder im Alter von sechs bis elf. In ihrem Lager ganz in der Nähe der Försterei lernen sie bei einer Indianerfreizeit trotz des Regenwetters spielerisch die Natur und nachhaltiges Verhalten im Wald kennen.

"Für die Kindern ist das Wetter Nebensache, sie fühlen sich in dem Matsch tatsächlich pudelwohl", sagt Naturerlebnispädagogin Anja Ewen vom Verein QuerWaldEin, der die Ferienfreizeit organisiert. "Wir wollen den Kindern schon früh den richtigen Umgang mit der Natur vermitteln. Am besten geht das natürlich spielerisch." Vorbild für die Ferienfreizeit sind die nordamerikanischen Indianerstämme, die ihren Kindern die Fertigkeiten zum Überleben im Spiel beibrachten. Unter dem Motto "Silberpfeil und Leise Feder" lernen die Kinder deshalb eine Woche lang, wie man Tierspuren findet, sich einen Flitzebogen schnitzt, lautlos über den Waldboden schleicht und Traumfänger bastelt.

Dabei es ist es besonders wichtig, dass fast alle Bastelutensilien aus dem Wald kommen. "Wir bringen nur das nötigste mit, zum Beispiel Schnüre für die Bögen", sagt Ewen. "Den Rest sollen die Kinder im Wald finden und ihn so besser kennenlernen." So auch die Indianerschminke für die Kriegsbemalung, die hier alle Kinder aufgelegt haben. Sie besteht aus Tonerde, Kohle sowie Brombeeren und wurde am ersten Tag des Camps von den Kindern zusammengemischt.

Der achtjährige Leonard Weiss ist in dem Camp mittlerweile zu einem echten Bogenbau-Spezialisten geworden: "Zuerst muss man mit einem Messer die Rinde von einem großen Stock entfernen, die Sehne befestigen und dann aus dünnen Ästen die Pfeile schnitzen." Ohne eine Feder am Ende würden diese aber nicht richtig fliegen, meint Leonard. Besonders stolz ist er auf eine Hütte, die er zusammen mit seinen Stammesmitgliedern aus Ästen und Blättern gebaut hat. "Damit macht uns auch das schlechte Wetter nichts aus", sagt er. Und das Blätterdach des kleinen Unterstands hält tatsächlich dicht, der Boden in der der kleinen Hütte ist vergleichsweise trocken.

Die Mädchen basteln indes lieber Traumfänger. "Wir brauchen keine Bögen", sagen Annika Kraus (6) und Charlotte Lingemann (6). Beide haben sich aus Holz und bunten Wollfäden Traumfänger gebastelt, die sie mit farbigen Perlen verziert haben. In dieser Woche werden die Kinder noch eine Schnitzeljagd machen und lernen, wie man die Spuren von Reh, Eichhörnchen und Co. deutet - eben wie waschechte Indianer.

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