StrickArt-Projekt Mit bunten Maschen gegen die Schließung

BONN · Konzentriert sitzen die fünf Frauen an einem Tisch. Vor ihnen liegt Wolle in den Farben Rot, Pink, Gelb und Orange. Sie stricken. Aber nicht zum Freizeitvergnügen, sondern aus Protest.

 Wollen mit Stricken das Sen Ta Blu retten: (von links) Käthe König, Hildegard Kinzel, Andrea Palm, Ilse Graute, Marta Kaspari.

Wollen mit Stricken das Sen Ta Blu retten: (von links) Käthe König, Hildegard Kinzel, Andrea Palm, Ilse Graute, Marta Kaspari.

Foto: barbara frommann

Mehr als 40 älteren Menschen droht mit der Schließung der Seniorenbegegnungsstätte Blumenhof - Sen Ta Blu - am 31. Mai der Verlust eines liebgewonnenen Treffpunktes, eines Ortes der Kommunikation und der Gemeinschaft.

"Die Menschen helfen sich dort gegenseitig. Wenn jemand krank ist, kümmern sich die anderen - es ist ein Geben und Nehmen", erklärt Hildegard Kinzel vom Arbeitskreis "Rettet unsere Sen Ta Blu". Für viele der meist alleinstehenden Senioren ist die Begegnungsstätte ein zweites Wohnzimmer geworden.

Die Stadt Bonn beabsichtigt, die Sen Ta Blu zu schließen, um jährlich 9500 Euro zu sparen. "Doch es gibt keine Personalersparnis, weil die eineinhalb Kräfte in die Ausweich-Begegnungsstätte wechseln sollen", so Kinzel. Stattdessen sollen die Senioren dann zur Begegnungsstätte in der Breite Straße 107a gehen - für viele ein zu weiter Weg. Im Sen Ta Blu werden nicht nur Neuigkeiten ausgetauscht, sondern die Besucher essen auch gemeinsam. Viele sind auf die täglich dort angebotenen warmen Mahlzeiten und der wöchentlichen Lieferung der Bonner Tafel angewiesen. Und das ist ein Grund mehr für die Senioren, sich für den Erhalt ihres Sen Ta Blu einzusetzen.

Um dem Protest Nachdruck zu verleihen, haben sie ein StreetArt-Projekt ins Leben gerufen - dafür stricken sie nun fleißig. Denn die "Schließung ginge zu Lasten der Armen", wie Hildegard Kinzel berichtet. Im Macke-Viertel, das rund 6000 Einwohner habe, würden 19 Prozent der Einwohner Transferleistungen erhalten und zwölf Prozent seien arbeitslos.

Unterstützt werden die Senioren bei ihrer Rettungsaktion nicht nur von freiwilligen Helfern, sondern auch durch den Arbeitskreis "Rettet unsere Sen Ta Blu" der Pfarrgemeinde Sankt Petrus und durch das Katholische Bildungswerk Bonn.

Zum Einsatz kommt dabei überwiegend farbenfrohes Strickmaterial, schließlich wollen die Senioren die "Atmosphäre und Wärme", die ihnen ihre Sen Ta Blu gibt, im Straßenbild widerspiegeln. Ihre fertigen Produkte kleiden dann unter anderem Straßenbäume, Regenrinnen und "alles was noch verpackt werden kann". Zwischen Ostern und Macke-Viertel-Fest soll das StrickArt-Projekt dann für alle erlebbar sein.

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