Haus der Springmaus Mirja Boes mit ihrem dritten Solo "Ich doch nicht!"

Bonn · "Wir machen uns so'n richtig schönen Abend", gibt Mirja Boes gleich zu Beginn ein Versprechen ab, das sie nicht halten wird. Im ausverkauften Haus der Springmaus tischt Frau Boes vielmehr das genaue Gegenteil auf.

Es stellt sich die Frage, warum eine mediengestählte, erfahrene Comedienne wie Mirja Boes mit solch einem eklatant dünnen Programm herauskommt. Hybris? Oder ist es der mitunter diffizile Spagat zwischen Fernsehen und Bühne, der nun mal nicht jedem gelingt? Aber der Reihe nach.

Das dritte Soloprogramm "Ich doch nicht!" der ehemaligen Ballermann-Diseuse dreht sich ums Mutterwerden und Muttersein. "Man tappt in diese Mutterfalle und macht Dinge, die man nie mitmachen wollte", sagt Boes. Sie quetscht einen imposanten "Rettungsring" hervor, wobei sie selbst von "Restschlacke" spricht. Jetzt wolle man es sich erst einmal gemütlich machen: "Ich hab' auch meinen Mutterkuchen mitgebracht." Mmmh. Ausgiebigst geht es hernach um die mannigfaltige Beschaffenheit von Exkrementen. Beispielsweise um Stuhlgang, der so weich ist, "dass man kein Fähnchen reinstecken kann". Die Anzahl der Geschlechterklischees ist Legion: Männer hören nicht zu, Frauen keifen nur herum. "Männer, die allein zu Hause sind, haben 'ne Jogginghose an und kratzen sich am Sack." Witze aus der Steinzeit. In Hälfte zwei fällt Mirja Boes dann fast gar nichts mehr ein. Ein bemitleidenswerter Zuschauer wird auf der Bühne mittels Perücke, Klebetattoo und George-Clooney-Maske in einen "echten Mann" verwandelt.

Für die restliche halbe Stunde dürfen Fans im Teenager-Alter auf die Bühne klettern, sich neben Frau Boes aufs blaue Plastiksofa setzen und Fotos machen. Ein vergurkter Juxanruf. Noch mehr Handyfotos. Ein Abschiedsliedchen. Und dann ist dieser primitive, lieblose Spuk vorbei. Endlich.

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