Prozess in Bonn Messerstiche an Silvester: Gericht zeigt Video aus Nachtbus

BONN · In einer Notoperation mussten die Ärzte der Uniklinik in der letzten Silvesternacht das Leben eines Jugendlichen retten. Gestern begegnete der inzwischen 17-Jährige im Landgericht dem mutmaßlichen Täter wieder.

Der 16-Jährige sitzt wegen versuchten Totschlags auf der Anklagebank. Er soll den Schüler mit mehreren Messerstichen lebensgefährlich verletzt und zudem auf zwei weitere Personen eingestochen haben.

Auf den im Prozess mehrfach abgespielten Videoaufzeichnungen aus dem Nachtbus 5 ist der Beginn des Streits gut zu erkennen. Der Angeklagte und sein 20 Jahre alter Freund, der wegen gefährlicher Körperverletzung mit auf der Anklagebank sitzt, saßen in der letzten Reihe des Busses.

Als sie diesen vor dem Petrus-Krankenhaus verlassen wollten, bedrängten sie ein Mädchen. Der 20-Jährige versuchte offenbar, es zu küssen. Vor dem Aussteigen warf er noch einen auf dem Boden liegenden Holzstab auf die zusammengehörende Gruppe Jugendlicher.

Einer daraus versuchte daraufhin, den beiden zu folgen. Zunächst wurde er von seinen Bekannten zurückgehalten, dann stieg er jedoch mit dem späteren Hauptopfer, der im letzten Moment seinen Fuß in die Tür gestellt hatte, aus dem Bus aus. Weitere Jugendliche folgten.

"Das Wichtigste ist, dass ich lebe"

Von dem, was dann geschah, gibt es keine Aufzeichnungen - und die genaue Aufklärung scheint sich schwierig zu gestalten: Der Hauptangeklagte und mehrere Augenzeugen können sich offenbar nicht mehr an den genauen Ablauf der Auseinandersetzung erinnern.

Der 17-Jährige hat nach eigenen Angaben kein Messer gesehen. "Für mich waren das alles Fäuste." Erst als er wieder in den Bus eingestiegen war und sich hingesetzt hatte, wurde ihm "komisch". Er machte seine Jacke auf und sah überall Blut. Nachdem er in eine Wunde gefasst hatte, um zu schauen, wie tief der Stich ist, sei er "weggesackt".

Die Lunge des Jugendlichen wurde durch einen Stich getroffen, eine Niere musste entfernt werden. Nach drei Wochen im Krankenhaus hatte er nach eigenen Angaben 20 Kilogramm abgenommen. Selbst ein paar Meter zu laufen sei sehr schwer gefallen, doch "das Wichtigste ist ja, dass ich lebe". Der Prozess wird fortgesetzt.

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