Zukunft des Freibads an der Trierer Straße Melbbadfreunde sehen Neubau als Chance

Bonn · Am Anfang stand der Kampf. Als sich der Förderverein „Unser Melbbad“ 2001 gründete, war gar nicht so klar, dass das herrlich gelegene Freibad an der Trierer Straße heute – 18 Jahre später – noch bestehen würde.

Tatsächlich folgte ein paar Jahre nach der Gründung ein Schließungsbeschluss des Stadtrats, der auf Proteste in der Bürgerschaft (und natürlich des Fördervereins) stieß. Sie haben erfolgreich gekämpft, und aktuell steht das Melbbad nicht zur Disposition.

Doch Veränderungen stehen vor der Tür. Der Stadtrat hat im vergangenen Jahr neue Sanitäranlagen beschlossen und den Weg freigemacht für eine Bebauung zur Trierer Straße. Die städtische Wohnbaugesellschaft Vebowag hat eine Bauvoranfrage für die Errichtung von 99 Wohnungen gestellt. „Eine Chance“ sieht darin die Vereinsvorsitzende Maren Storck.

Im unteren Geschoss dieses geplanten Gebäuderiegels sollen nämlich neue Umkleidekabinen und Duschen für die Badbesucher entstehen – alle barrierefrei erreichbar.

Die bestehenden Kabinen stammen noch aus der Anfangszeit des Bads, das in den 50er Jahren zunächst privatwirtschaftlich errichtet wurde und erst im Laufe der Jahre in städtischen Besitz übergegangen ist. Hier und da wurde zwar saniert, aber den Charme des Vergangenen haben die sanitären Einrichtungen sich erhalten.

Storck und der Vorstand sind in ständigen Gesprächen mit dem Sport- und Bäderamt über die Zukunft des Freibads, doch Storck hält den Betrieb über den Verein nicht für realistisch. „Bei dieser Größe können wir den Betrieb nicht stemmen.“ Oberbürgermeister Ashok Sridharan hat schon öffentlich überlegt, die Bonner Freibäder nicht mehr im städtischen Betrieb zu führen, sondern an die jeweiligen Vereine oder an private Betreiber abzugeben.

Förderverein wird Badbetrieb nicht übernehmen

Zum aktuellen Sachstand der Gespräche teilte das Bäderamt auf Anfrage mit: „Die Vorsitzenden der Fördervereine für das Melbbad und das Panoramabad Rüngsdorf haben es ausgeschlossen, den Betrieb der jeweiligen Freibäder zu übernehmen.“

Mit den Freibadfreunden Friesi sei 2018 eine wechselseitige Absichtserklärung unterzeichnet worden. Auch die Freibäder würden im anstehenden Bürgerbeteiligungsverfahren betrachtet, so Markus Schmitz aus dem Presseamt.

Der Förderverein „Unser Melbbad“ sieht sich weiterhin als Partner der Stadt, „um den Wohlfühlfaktor im Melbbad zu verbessern“. Die aktiven Mitglieder beteiligen sich an der Instandhaltung, stiften Bänke, streichen, pflegen nach dem selbst finanzierten Bau das Beachvolleyballfeld, tauschen die Netze aus, setzen Blumen.

Der Vorstand hat auch eine Musikanlage angeschafft, auf die eine Tanzschule für regelmäßiges Zumba-Training zurückgreift. Seit dem vergangenen Jahr können Besucher kostenloses Wlan nutzen. In diesem Jahr wird der Förderverein drei Schwimmlehrer beschäftigen, die während der Sommerferien Kindern Anfängerunterricht im 50-Meter-Nichtschwimmerbecken erteilen. Das Becken gehört zu den größten dieser Art in Nordrhein-Westfalen.

Den besonderen Charme des Melbbads sieht Storck in der Mischung des Publikums: Familien kämen ebenso wie Studenten und Senioren, die oft am frühen Morgen ihre Bahnen ziehen. Einen großen Teil seiner Einnahmen bezieht der Verein aus den sogenannten Retterkarten. 70 Euro plus drei Euro für die wiederverwendbare Karte, die seit der Umstellung auf das neue Kassensystem benötigt wird, kostet die Jahreskarte.

2400 Käufer unterstützen auf diese Art den Baderhalt. „Tendenz steigend“, betont die Vereinsvorsitzende. Storcks Engagement an diesem Ort ist nicht selbstverständlich, denn die Vorsitzende wohnt am Rande der Bonner Altstadt, wo sie aufgewachsen ist. Als Kind hatte ihre Mutter im Römerbad den Tipp bekommen, es mit der Familie mal im weniger vollen Melbbad zu versuchen. Es sollte ihr Stammbad werden und bleiben.

Storck folgte dem mittlerweile verstorbenen Jürgen Broich als Vorsitzende. Broichs Familie hatte das Bad in der Anfangszeit privat geführt. Er war es auch, der an vorderster Front für den Erhalt kämpfte.

Broich lebte viele Jahre in unmittelbarer Nähe der Anlage und hatte bis zu seinem Lebensende Schlüsselgewalt. Wer des nachts über den Zaun kletterte, um ein kühles Bad außerhalb der Öffnungszeiten zu nehmen, konnte sein blaues Wunder erleben. Broich rief nicht die Polizei, er klaubte die Klamotten der ungebetenen Gäste auf und wartete ab, was passiert – ein Pädagoge von altem Schrot und Korn.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort